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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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böte gleichzeitig die Möglichkeit, es ihrer allzu geschwätzigen Mutter heimzuzahlen.
    Wie wunderbar. Allein diese Möglichkeit brachte sein Blut in Wallung.
    »Finden Sie alles über dieses Kind heraus, Freddy. Alles. Auf der Stelle. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
     
     

6
     
    Jack erreichte das Büro von Kristadoulou Realtors kurz vor dem vereinbarten Termin. Da es sich in der Steinway Street befand, hatte er einen kurzen Abstecher zu seinem Briefkasten in Queens gemacht. Er hatte auch Postfächer in Hoboken und Manhattan gemietet, aber alle zwei Wochen wurde seine Post zu dem Fach in Astoria weitergeleitet. Mit zwei Manilaumschlägen unter dem Arm entschied er, die zehn Minuten bis zum eigentlichen Termin zu nutzen, um sich in der Nachbarschaft umzusehen.
    Kristadoulou Realtors befand sich in einem Backsteinhaus mitten in einem der Geschäftsblocks der Steinway. Die Fenster waren voll mit Fotos der Objekte, die sie im Angebot hatten. Die restliche Straße war mit dreistöckigen Bauten gesäumt – Läden und Warenhäuser im Parterre, darüber zwei Etagen mit Apartments.
    Er schlenderte auf der Westseite nach Süden und traf auf alte griechische Ladys mit Einkaufstaschen, jede Menge Männer mit schwarzen Schnurrbärten, die ihre Mobiltelefone am Ohr hatten, und lachende und schwatzende Pärchen. Kaum jemand sprach Englisch.
    Die Firmen und Läden waren in ihrer Gesamtheit ein lebendiges Beispiel für ethnische Vielfalt. In einem Schaufenster wurden »Medizinische Dienste für Immigranten« angeboten, daneben befand sich ein Kebab Cafe, worauf ein Nile Deli folgte, dann kamen ein orientalischer Teppichhändler und ein Laden, der sich Islamic Fashion, Inc. nannte. Ein Stück weiter gab es das Egyptian Cafe, das arabische Gemeindezentrum und das Fatima Pediatric Center. Anschließend folgten eine kolumbianische Bäckerei und ein chinesisches Qi Gong Center, das für Rücken- und Fußmassagen warb.
    Er überquerte die Straße, bewegte sich in nördlicher Richtung und passierte Sissy McGinty’s Irish Pub, das Rock and Roll Bagel Restaurant, ein argentinisches Steakhaus, ein ägyptisches Cafe sowie einen italienischen Espresso-Tempel. Er blieb vor dem Schaufenster eines Ladens für islamische religiöse Artikel stehen und betrachtete die Auslage. Er sah Gebetsteppiche, Weihrauchstäbchen und eine seltsame Uhr: »5-Full Azan Talkin Alarm Clock-Jumbo Display mit 105-Jahre-Kalender.« Jack hatte keine Ahnung, was damit gemeint war.
    Er entdeckte Lyle, als er aus einem Taxi stieg. Heute war er von Kopf bis Fuß Afrikaner – blau-weißer Batikkaftan, weiße Baumwollhose, Sandalen und eine bunte Strickmütze. Er verschmolz mit den restlichen, ähnlich exotisch gekleideten Einheimischen. Jack war in seiner Levis und dem Golfhemd eindeutig die auffälligste Erscheinung.
    »Sie sind tatsächlich gekommen«, sagte Lyle, als er Jack bemerkte. »Ich war mir nicht sicher, ob Sie meine Nachricht erhalten hatten.«
    »Ich hab sie bekommen.« Er deutete auf die zahlreichen Läden an der Straße. »Können all diese Menschen davon leben?«
    »Ganz gut sogar.«
    »Man sollte mal Vertreter der UN herholen. Damit sie sich ansehen, wie so was funktioniert.«
    Lyle nickte nur. Er sah nicht besonders glücklich aus. Obgleich seine Augen sich hinter den dunklen Gläsern seiner Brille versteckten, war die Anspannung in seinem Gesicht nicht zu übersehen.
    »Sind Sie okay?«
    »Ich? Okay? Alles andere als das.«
    »Oh. Was ist passiert?«
    Lyle schaute auf seine Uhr. »Das erzähle ich Ihnen später. Jetzt sind wir erst mal mit Mr. K. verabredet. Aber ehe wir reingehen, erkläre ich Ihnen, wie ich vorgehen will, okay?«
    »Klar. Das ist eindeutig Ihre Show. Schießen Sie los.«
    »Ich werde so tun, als glaubte ich nur, dass es in dem Haus spukt.«
    »Aber das tut es doch, oder nicht?«
    »Ja, aber er soll nicht erfahren, wie heftig es … stattfindet. Und kein Wort von Tara Portman oder wie immer dieses Ding sich nennt.«
    »Tara Portman war eine reale Person«, sagte Jack. »Gia und ich haben sie gestern Abend im Internet gefunden.«
    »Wie bitte?«
    »Sie war neun, als sie im Sommer 1988 entführt wurde. Sie wurde nie wieder gesehen. Ihr Bild entspricht genau dem Mädchen, das Gia gesehen hat.«
    »O Mann!« Lyle klatschte in die Hände und grinste. »O Mann, o Mann, o Mann!«
    Jack hatte mit Erstaunen gerechnet oder zumindest mit einem Anflug von Verwunderung oder Sprachlosigkeit. Nicht mit einer derart eindeutigen

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