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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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ergeben? Man brauchte sich nur vor Augen zu halten, was sie gesagt hatte, ehe sich die Erde auftat: Ich will eine Mutter sein. Was bedeutete das? Wie konnte sie eine Mutter sein? Sie war tot. Doch das hielt sie nicht davon ab, sich etwas zu wünschen, das sie niemals bekommen würde, vermutete Gia.
    »Wenigstens sind wir nicht verletzt.« Sie deutete auf ihre Tasche, die ein Stück entfernt auf dem Boden lag. Sie hatte sie, als sie abgestürzt waren, fallen gelassen. »Und verhungern müssen wir auch nicht, weil ich ein paar Energieriegel in meiner …« Sie sank neben der Tasche auf die Knie, als es ihr einfiel. »Mein Gott. Mein Telefon!«
    Sie wühlte in der Tasche herum und holte es heraus, doch als sie es einschaltete, tat sich nichts. Kein Licht, kein Piepen, keine Energie.
    »Verdammt, es ist tot.«
    Charlie ging neben ihr in die Hocke. »Wie ich schon sagte. Wir sitzen in der Falle. Sie hat uns nicht gestattet, die Treppe hinaufzusteigen, und ich wette, dass sie niemanden zu uns herunterkommen lässt. Alles, was wir tun können, ist beten.«
    »Und zu hoffen, dass Jack irgendwie zu dem Schluss kommt, dass ich hier bin.« Gia ärgerte sich über sich selbst, ihm keine Nachricht hinterlassen zu haben, aber sie hatte ja angenommen, dass sie sich irgendwohin begab, wo sie ihn treffen würde. »Sobald er Bescheid weiß, holt er uns raus.«
    Charlie sah sie zweifelnd an. »Sie sagen das, als wäre es absolut selbstverständlich und nur noch eine Frage der Zeit.«
    »Auf gewisse Weise ist es auch so. Er ist sehr einfallsreich und hartnäckig, und er lässt mich nicht im Stich. Niemals.« Diese unbezweifelbare Tatsache war reiner Balsam für ihre angegriffenen Nerven.
    »Es ist alles andere als selbstverständlich. Es ist im Grunde nicht mehr als eine Hoffnung.«
    Gia lächelte. »Nein … es ist Vertrauen, Glaube.« Sie betrachtete die hohen Erdwände. »Aber wir sollten versuchen, uns aus eigener Kraft aus dieser Lage zu befreien.« Sie streckte die Hand aus und berührte die Anstecknadel an Charlies Sweatshirt. »wwjd. Keine schlechte Idee in einer Situation wie dieser.«
    »Das stimmt. Was würde Jesus tun?«
    »Ich dachte eher in eine andere Richtung, nämlich: Was würde Jack tun?« Ihr fiel etwas ein. »Übrigens, wo ist Lyle?«
    »Er ist gerade dabei, einen Frauen-Club einzuwickeln. Er müsste eigentlich längst zurück sein.«
    »Ich nehme doch an, dass man sich darauf verlassen kann, dass er alles tut, um Sie hier rauszuholen, oder? wwld – was würde Lyle tun?«
    Charlie wandte den Blick ab. »Alles, was in seiner Macht steht. Er hat mich noch nie im Stich gelassen, und er wird jetzt ganz gewiss nicht damit anfangen.« Gia hörte ein Zittern in seiner Stimme. »Das ist mehr, als er von mir behaupten kann.«
    »Verstehe ich nicht.«
    »Es ist eine lange Geschichte.«
    »Ich glaube, wir haben genug Zeit.«
    Er schüttelte den Kopf, und seine Miene verriet, dass er sich schämte. »Hm-hm.«
    Während Charlie die Hände faltete und den Kopf senkte, um zu beten, betrachtete Gia erneut die Erdwände und hielt nach irgendetwas Ausschau. Sie erinnerte sich, dass Jack sie mal gefragt hatte, ob sie nicht Lust hätte, mit dem Felsklettern anzufangen. Sie hatte ihn ausgelacht. Das Letzte, was sie in ihrer Freizeit tun würde, war, wie ein Insekt an einer senkrechten Felswand zu kleben. Jetzt wünschte sie sich, sie hätte seine Idee aufgegriffen. Nicht dass diese Wand irgendwelche Handgriffe zu bieten hatte, aber zumindest …
    Was war das?
    Sie entdeckte etwas Glänzendes oben an der Wand. Ein Punkt. Gut fünfzehn Zentimeter über ihrem Kopf. Sie behielt das Glänzen genau im Auge, streckte die Hand danach aus und berührte es. Irgendetwas Hartes steckte im Erdreich. Es fühlte sich metallisch an. Sie versuchte, mit den Fingernägeln neben dem Gegenstand ins Erdreich einzudringen, schaffte es auch, ein paar Krumen wegzukratzen, aber die Erde war zu hart.
    »Charlie? Ich habe etwas gefunden.«
    Blitzartig stand er neben ihr. »Was? Wo?«
    »Irgendetwas aus Metall.«
    Charlie war größer als sie und konnte den Fund eingehend betrachten. »Es sieht aus, als wäre es aus Messing oder Kupfer. Wahrscheinlich irgendein Schrott aus der Zeit, als dieses Haus erbaut wurde.«
    »Graben wir es aus. Wer weiß? Vielleicht ist es etwas, das wir brauchen können.«
    »Okay. Mal sehen.«
    Während Charlie mit den Händen im Erdreich herumkratzte, kniete sich Gia hin und wühlte wieder in ihrer Schultertasche herum. Schließlich

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