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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Hoffnung, dass der Fahrer ihn nicht entdeckte. Als er durch den Lichtkegel einer Straßenlampe raste, konnte Jack wohl sehen, dass der Pkw gelb oder weiß lackiert war, erkannte aber weder Fabrikat noch Modell. Ganz sicher war es kein auffälliger Fahrzeugtyp wie ein PT Cruiser zum Beispiel. Eher handelte es sich um eine dieser 08/15-Limousinen à la Camry, Corolla, Sentra oder wie diese Modelle sonst hießen. Da er die Scheinwerfer gelöscht hatte, blieb das Nummernschild im Schatten der Stoßstange verborgen und damit unsichtbar.
    Der Ditmars Boulevard war vielleicht hundert Meter entfernt. Die Verkehrsampel zeigte Rot. Würde der Wagen anhalten?
    Wohl kaum. Jack sah, wie die Bremslichter aufleuchteten, aber das war auch schon alles. Der »Camrollentra« überfuhr das Rotlicht und bog nach rechts ab.
    Jack setzte den Weg fort und steigerte das Tempo ein wenig. Wahrscheinlich war es vergebliche Liebesmüh, aber wer weiß? Vielleicht hätte er Glück, und der flüchtige Wagen war auf ein Taxi aufgefahren und hing an dessen Stoßstange fest. Es waren schon seltsamere Dinge passiert.
    Er bog ebenfalls um die Ecke und musste bremsen – genauso wie der motorisierte Verkehr. Das vergnügungssüchtige Volk, das zwecks diverser Wochenendvergnügungen an diesem Samstag in die Stadt gekommen war, hatte erreicht, was die rote Ampel nicht geschafft hatte.
    Jack setzte sich wieder in Bewegung, diesmal in gemütlichem Spaziergängertempo, und kontrollierte unauffällig die im Verkehrsstau zum vorübergehenden Stillstand verurteilten Automobile, während er an den hell erleuchteten Schaufenstern vorüberbummelte. Schon auf den ersten fünfundzwanzig Metern fand er zwei »Camrollentras«, einer weiß, der andere gelb. Super.
    Aber der gelbe hatte einen verbeulten vorderen Kotflügel und seine Scheinwerfer brannten nicht. Die Frau auf dem Beifahrersitz schaute wiederholt über die Schulter nach hinten. Ihr Blick wanderte über ihn hinweg. Zweifellos hielt sie Ausschau nach jemandem mit deutlich dunklerer Hautfarbe.
    Erwischt.
    Sie wandte sich wieder nach vorne, schlug mit einer Faust aufs Armaturenbrett und fuchtelte aufgeregt mit der anderen Hand. Offenbar trieb sie ihren Fahrer an, Gas zu geben. Aber sowohl hinter wie auch vor ihnen standen Automobile und kamen weder vor noch zurück, und auf der Gegenfahrbahn sah es nicht viel besser aus. Sie kämen erst weiter, wenn auch all ihre Leidensgenossen weiterkämen.
    Als er fast auf gleicher Höhe mit dem gesuchten Wagen war, machte sich Jack unsichtbar, indem er sich duckte und so tat, als schnürte er sich die Schuhe zu. Er überzeugte sich, dass niemand ihn beachtete, und schob sich im Krebsgang zwischen zwei Automobilen hindurch. Er gelangte zum Heck des gesuchten Wagens und verharrte knapp zwei Schritte hinter seinem rechten Hinterrad. Nun war er auch nahe genug heran, um zu erkennen, dass er es mit einem Corolla älteren Baujahrs zu tun hatte. Er zog sein Spyderco-Endura-Lightweight-Messer mit schwarzem glasfaserverstärktem Kautschukgriff aus der Tasche, ließ mit einer knappen Handbewegung die zehn Zentimeter lange mit Wellenschliff versehene Klinge herausspringen und rammte sie in die Seitenwand des Autoreifens. Dann kehrte er – weiterhin geduckt – auf den Bürgersteig zurück, tat so, als würde er sich auch den anderen Schuh zubinden, und richtete sich auf.
    Ohne sich um den verfolgten Wagen zu kümmern, suchte er die Ladenfronten ab und fand eine Duane-Reade-Filiale. Damit musste er sich wohl oder übel begnügen. Er konnte nur hoffen, dass er dort auch fand, was er brauchte.
    Er hatte Glück. Ein Hoch auf Duane Reade. Die Filialen galten gemeinhin als Apotheken, doch man konnte auch noch vieles andere dort kaufen. Praktisch alles, was sich einer auszudenken imstande war.
    Wie Klebeband.
    Und Damenstrumpfhosen.
    Jack wanderte weiter und stellte fest, dass der Verkehr wieder zu fließen begonnen hatte. Er blieb an einem Abfallbehälter stehen und öffnete die Verpackung der Strumpfhose. Er schnitt ein Bein ab und warf den Rest in den Behälter. Dann begab er sich auf die Suche nach dem gelben Corolla. Er ging drei Straßen weit, ohne ihn zu sehen. Waren sie etwa trotz des platten Reifens weitergefahren? Das hatte er eigentlich nicht erwartet, denn damit würden sie todsicher auffallen. Vielleicht würden sie sogar von der Polizei angehalten, und das war etwas, das sie bestimmt um jeden Preis vermeiden wollten.
    Während er eine Seitenstraße überquerte – es war

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