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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Eleganz. Die Geschäfte Madame Pomerols schienen gut zu gehen.
    Foster streckte ihm die Hand entgegen. »Willkommen in Madame Pomerols Tempel der Ewigen Weisheit. Ich bin Carl Foster. Und Sie sind …?«
    »Butler«, sagte Jack und verfiel in einen Südstaatenakzent, während er die Hand ergriff und kräftig schüttelte. »Bob Butler. Freut mich, Sie kennen zu lernen.« Jack kaute seinen Kaugummi mit halb offenem Mund, während er sich suchend umsah. »Wo ist die Lady?«
    »Madame? Sie bereitet sich gerade auf eine Sitzung vor.«
    »Ich möchte sie sprechen.«
    »Ich dachte, Sie wollten einen Termin für eine private Sitzung vereinbaren.«
    »Das habe ich auch vor, aber vorher würde ich gerne mit der Chefin dieses Ladens reden.«
    »Ich fürchte, das ist völlig unmöglich. Madame Pomerols Zeit ist sehr knapp bemessen. Sie können jedoch davon ausgehen, dass ich in allen Belangen ihr Vertrauter bin. Ich überprüfe ihre Klienten und vergebe die Termine.«
    Jack hatte sich das bereits gedacht, aber er wollte einen leicht trottelhaften Eindruck hinterlassen.
    »Überprüfen? Warum soll ich überprüft werden? Wollen Sie damit andeuten, dass ich für Madame Pomerol vielleicht nicht gut genug bin?«
    »O nein, natürlich nicht. Es ist nur so, dass es da verschiedene Religionsgemeinschaften und atheistische Gruppierungen gibt, die mit Madames Arbeit nicht einverstanden sind. Es ist allgemein bekannt, dass sie immer wieder aufs Neue versuchen, sie zu belästigen und sogar ihre Sitzungen zu stören.«
    »Ich würde doch meinen, dass sie die Störenfriede schon vorher erkennt. Schließlich ist sie eine Hellseherin.«
    Foster quittierte diese Bemerkung mit einem matten Lächeln. »Das Wort ›Hellseher‹ wird so oft falsch benutzt. Madame ist ein Geistmedium.«
    »Ist da ein Unterschied?«
    »Natürlich. Viele so genannte Seher und Medien sind Scharlatane und kaum besser als Jahrmarktsattraktionen. Madame hat von Gott eine ganz spezielle Gabe erhalten, die sie in die Lage versetzt, mit den Seelen Verstorbener Kontakt aufzunehmen und mit ihnen zu kommunizieren.«
    »Demnach kann sie gar nicht in die Zukunft schauen, hm?«
    »Gelegentlich schon. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass alles Wissen in dieser Hinsicht von den Geistern übermittelt wird, und die erzählen ihr auch nicht alles.«
    »Nun, ich habe mit keiner Religionsgemeinschaft zu tun. Da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Ich bin hergekommen, weil ich ein paar wichtige Fragen an meinen Onkel habe. Ich kann sie ihm nicht direkt stellen – er ist nämlich schon tot, müssen Sie wissen. Daher dachte ich mir, dass so etwas wie ein Medium vielleicht helfen könnte.«
    Das war Jacks Tarnung. Er würde für morgen einen Termin vereinbaren, ihn aber nicht wahrnehmen.
    »Was für Fragen?«, erkundigte Foster sich betont beiläufig, während er hinter dem Schreibtisch Platz nahm.
    Ein wirklich guter Helfer, dachte Jack. Er versucht schon vorher, so viel wie möglich in Erfahrung zu bringen.
    Er lächelte, sorgte aber dafür, dass sein Tonfall ein wenig an Schärfe zunahm. »Wenn ich der Meinung wäre, dass Sie diese Fragen beantworten können, brauchte ich nicht zu Madame Pomerol zu gehen, oder?«
    Foster zwang sich zu einem belustigten Lachen. »Nein, das brauchten Sie nicht. Wer hat Ihnen eigentlich Madame Pomerol empfohlen?«
    »Empfohlen? Niemand. Ich habe heute Morgen den Zeitungsbericht über sie gelesen. Ich dachte, wenn sie mit den Geistern schon so dicke ist, dass sie sich einen Schabernack mit ihr erlauben, dann dürfte sie für mich genau die Richtige sein.«
    Foster nickte, während er aus der obersten Schreibtischschublade einen Bogen Papier hervorholte. Er deutete auf den Stuhl vor dem Schreibtisch.
    »Bitte, nehmen Sie Platz und füllen Sie diesen Fragebogen aus.«
    »Wofür?«
    »Eine reine Formalität. Es ist lästig, ich weiß, aber wie ich schon angedeutet habe, die Umstände zwingen uns dazu, unsere Klienten zu überprüfen.« Er reichte Jack einen Kugelschreiber. »Bitte beantworten Sie die Fragen möglichst vollständig, während ich unseren Terminkalender hole und nachschaue, wann wir eine private Sitzung einschieben können.«
    »Übrigens«, sagte Jack, »was kostet so eine private Sitzung eigentlich?«
    »Ein halbe Stunde fünfhundert Dollar, eine ganze tausend.«
    Jack schob sich den Kaugummi in eine Backe und stieß einen leisen Pfiff aus. »Ziemlich teuer.«
    »Sie ist nun mal die Beste«, meinte Foster.
    »Darauf verlass ich

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