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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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begreifen, dass dieser Neuling eine beträchtliche Summe dafür bot, als stummer Zuschauer an der Sitzung teilnehmen zu dürfen.
    »Das ist Gold, Carl. Und wie mein Onkel mir immer predigte, ist Gold das beste Mittel, wenn man mit dem Jenseits in Kontakt treten will.«
    »Das ist sehr großzügig, Mr. Butler«, sagte Foster und leckte sich die Lippen – der Anblick von Gold löste bei einigen Leuten diese Reaktion aus. »Sagen Sie mal, hatte Ihr Onkel viel mit der Geisterwelt zu tun?«
    »Ständig. Es gab kein Medium, dem er nicht sofort nachgelaufen wäre, sagte meine Tante immer.«
    »Und wie steht es mit Ihnen?«
    »Mit mir? Dies ist das erste Mal, dass ich mich für eine Seance interessiere.«
    »Haben Sie denn eine Vorstellung, was Sie möglicherweise erwartet?«
    »Mein Onkel erzählte einmal, man sehe dabei Ektoplasma und wer weiß was noch alles. Aber eigentlich habe ich nie so genau gewusst, wovon er redet.«
    Foster streckte einen Finger aus und berührte die Münze. »Ich hoffe, Ihnen ist klar, dass Ihre Bitte höchst ungewöhnlich ist.«
    Er hatte den Köder geschluckt. Jetzt brauchte Jack nur noch den Haken zu setzen.
    »Das kann ich nicht beurteilen. So wie ich es sehe, wird es wohl einige Zeit in Anspruch nehmen, die Dinge mit meinem Onkel zu klären. Eine halbe Stunde reicht dafür nicht aus. Ich werde sicher Stunden brauchen, und zwar eine ganze Menge. Aber ehe ich so viel Geld investiere, möchte ich wissen, auf was ich mich einlasse. Ich möchte mit eigenen Augen sehen, was die Lady zu bieten hat. Wenn ich überzeugt bin, dass sie Spitzenklasse ist, dann finde ich mich beim nächsten freien Termin hier ein, damit wir anfangen können, meinen Onkel im Jenseits zu suchen. Ist das ein faires Angebot, Carl?«
    »Was ich davon halte, ist ohne Bedeutung«, erwiderte Foster. »Die Entscheidung liegt allein bei Madame. Ich werde sie fragen.«
    Während Foster abermals den Raum verließ, lehnte sich Jack zurück und lauschte.
    »Hast du das gehört?«, fragte er seine Frau.
    »Ja, ich hab’s gehört. Und er will mit Gold bezahlen?«
    »Mit echtem. Sieh es dir an.«
    »Eine Menge Geld, nur um sich hinzusetzen, zuzuschauen und nichts davon zu haben. Glaubst du, dieser Heini ist echt?«
    »Nun, er hat immerhin harte Währung auf den Tisch gelegt. Und vielleicht ist ein Krügerrand für ihn nichts Besonderes. Vielleicht hat er zu Hause eine ganze Kiste voll davon.«
    »Na schön. Lassen wir ihn rein. Aber halte ihn vom Tisch fern – für den Fall, dass ihm die Nerven durchgehen.«
    »Das kann ich tun.«
    Wenn ich fertig bin, dachte Jack, werdet ihr euch wünschen, mir wären wirklich nur ein wenig die Nerven durchgegangen.
    Foster kam zurück und erklärte Jack, ja, er könne an der Gruppensitzung teilnehmen, solange er damit einverstanden sei, auf seinem Platz sitzen zu bleiben und keinen Ton zu sagen. Jack versprach es, und der Krügerrand wanderte in Fosters Hosentasche.
    Er musste einige Zeit warten, bis die Teilnehmer an der Gruppensitzung endlich erschienen. Es waren vier Frauen im mittleren Alter, zwei Blondinen – eine ziemlich füllig, die andere eher magersüchtig – sowie eine Brünette und eine Rothaarige. Sie trafen gemeinsam ein, ausstaffiert mit Prada, Versace und anderen völlig überteuerten Designerklamotten, deren Marken er noch gar nicht kannte. Während seines heimlichen Besuchs in der vergangenen Nacht hatte er in einem von Fosters Notizbüchern neben den Namen der Frauen Dollarzeichen gesehen. Diese vier buchten nicht nur regelmäßige Sitzungen, sie erwiesen sich auch bei ihren »Liebesgaben« als besonders spendabel.
    Jack merkte sich ihre Namen nicht, gab sich aber alle Mühe, freundlich und charmant aufzutreten, als er ihnen vorgestellt wurde. Sie konnten seinen ganzen Plan zum Scheitern bringen, wenn sie seine Anwesenheit ablehnten. Zuerst verhielten sie sich ihm gegenüber ziemlich kühl – wahrscheinlich wurden sie von seiner seltsamen Frisur und seiner eigenwilligen Aufmachung abgeschreckt –, doch sobald sie erfuhren, dass er medial und spiritistisch noch völlig unbeleckt war, wurden sie gleich freundlicher. Offenbar begrüßten sie begeistert die Chance, ihn zu einem überzeugten Mitglied der Psi-Bewegung zu machen. Sie äußerten sich überschwänglich über Madame Pomerols Kräfte und Fähigkeiten, erwähnten ihr trauriges Erlebnis während der vorangegangenen Nacht jedoch mit keinem Wort. Offensichtlich gehörte die Daily News nicht zu ihrer täglichen

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