HMJ06 - Das Ritual
wurde beschlagnahmt, unsere sämtlichen Kreditkarten sind weg, ganz zu schweigen von der Schande, nur mit ein paar Stücken Pappe bekleidet durch Lower Manhattan gerannt zu sein.«
»Sie werden dafür bezahlen! Vielleicht nicht diese Woche, vielleicht auch noch nicht in der nächsten, aber bei der ersten Gelegenheit, die sich bietet, machen wir diese verdammten Nigger fertig!«
Das Gespräch zwischen den beiden Fosters verstummte, und Jack vermutete, dass die Mrs. hinausmarschiert war, während Carl den Lichtschalter zusammenschraubte.
Jack und die vier Frauen mussten noch ungefähr zehn Minuten warten, dann erschien Foster wieder, um sie in den Seanceraum zurückzuholen.
Jack ließ sich damit auffallend viel Zeit.
»Ist etwas nicht in Ordnung, Mr. Butler?«
»Nein, nein. Aber ich glaube, ich habe genug gesehen.«
»Ich hoffe, es liegt kein Missverständnis vor. Sehen Sie …«
Foster nahm an, dass Jack es sich anders überlegt hatte. Er unterbrach ihn, um seinen Verdacht zu zerstreuen.
»Ich finde es verdammt mutig von ihr, diese Nummer durchzuziehen. Das zeigt mir, dass sie festes Vertrauen zu ihren besonderen Fähigkeiten hat. Ich bin zutiefst beeindruckt.«
Foster schaltete wie ein Grand-Prix-Pilot. »Wissen Sie, ich habe Sie von Anfang an als intelligenten und kritischen Menschen eingeschätzt.«
»Wann wäre denn nun der nächste Termin für eine private Sitzung mit der Lady, den ich buchen kann? Sie deuteten an, Sie hätten am Dienstagnachmittag noch eine halbe Stunde frei. Könnte es nicht auch schon morgen klappen?«
Foster holte den Terminkalender aus der Schreibtischschublade und blätterte darin. Er runzelte die Stirn.
»Ich fürchte nein. Am Dienstag ergibt sich die frühestmögliche Gelegenheit. Wie wäre es mit drei Uhr?«
Die Geschäfte dieser Lady liefen offenbar wie eine gut geölte Gelddruckmaschine.
»Ich glaube, das muss es wohl sein. Eine ganze Stunde wäre mir zwar lieber, aber vielleicht ist eine halbstündige Sitzung für den Anfang besser. Um mich zu überzeugen, wissen Sie, ob sie tatsächlich den richtigen Kontakt herstellen kann.«
»Oh, das kann sie, das versichere ich Ihnen.«
»Okay, dann bis Dienstag.«
Jack verließ die Praxis und ging eilig zum Fahrstuhl. Als er abwärts fuhr, schlug er wütend mit der flachen Hand gegen die Kabinenwand. Verdammt. Er hatte das Pferd völlig falsch aufgezäumt. Deutlich erkannte er, welchen Fehler er gemacht hatte. Er hatte versucht, die Fosters zu treffen, und zwar indirekt über ihre Kundschaft. Das war ein völlig falscher Ansatz. Er wusste jetzt, dass er sie direkt attackieren musste.
Und dazu entstand in seinem Kopf bereits so etwas wie ein Plan. Um ihn auszuführen, brauchte er die Kenton-Brüder. Er hoffte, dass Madame Pomerol es beim nächsten Mal nicht so leicht schaffen würde, sich aus der Klemme zu befreien.
6
Jack stand vor der Fliegentür und beobachtete, wie sich Lyle vorsichtig näherte.
»Kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Lyle, ich bin’s. Jack.«
Lyle machte einen weiteren Schritt, wobei seine Miene zu sagen schien: Wen willst du täuschen? Dann grinste er.
»Ich glaub es nicht. Sie sind es tatsächlich. Kommen Sie rein.«
Jack folgte der Aufforderung. »Ich hatte keine Zeit, mich umzuziehen.« Er schälte die Perücke von seinem Kopf. »Mann, ist das Ding heiß.«
»Und verdammt hässlich dazu.«
Er drehte sich um und sah Charlie durch die Haustür hinter ihm hereinkommen.
»Wie ich sehe, bist du zurück«, sagte Lyle zu seinem Bruder. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Hast du für heute genug gute Werke getan?«
Gute Werke? War er etwa in der Kirche gewesen?
»Na klar doch.« Charlie wandte sich an Jack. »Hey, Mister J. Wie ist es gelaufen?«
Er hasste es, weniger als einen vollen Erfolg zu melden, aber sie hatten das Recht, alles zu erfahren.
»Nun, die gute Nachricht ist, dass der ferngesteuerte Lichtschalter perfekt funktioniert hat …«
Sie amüsierten sich köstlich, als er berichtete, wie er Carl dabei erwischt hatte, als der mit falschem Ektoplasma in der Luft herumwedelte.
»Aber der Rest war nicht so toll. Die Lady hat sich eine ziemlich verrückte Story ausgedacht: Sie hätte alles ganz gezielt vorbereitet, um ihren Kunden einmal zu demonstrieren, wie die Betrüger in diesem Geschäft – falsche Medien, Scharlatane – ihre Kundschaft hinters Licht führen.«
»Und sie haben es ihr abgenommen?«, fragte Lyle.
Jack nickte. »Sie ist erstaunlich
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