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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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über dem Eingang, der eine englische Inschrift und eine, wie es schien, in Sanskrit besaß. »Den Laden erkenne ich wieder! Fahren Sie an der Ecke dort nach rechts.«
    Jack gehorchte und bog in eine stille Wohnstraße ein. Sie war mit zweistöckigen Häusern gesäumt, eine willkommene Abwechslung nach den Reihenhäusern. Ein Zug rumpelte auf einer Eisenträgerbrücke über sie hinweg.
    »Er wohnt in Nummer 735«, sagte Junie. »Sie können es nicht verfehlen. Es ist das einzige allein stehende Einfamilienhaus im ganzen Block.«
    »Es könnte auch das einzige in ganz Astoria sein«, sagte Jack.
    »Es muss irgendwo auf der rechten Seite stehen …« Junies Arm deutete wieder nach vorne. »Da! Da ist es! Super!« Jack hörte das Klatschen eines High-Five hinter sich. »Ich hab euch doch gesagt, dass ich uns hinführen würde!«
    Jack fand eine Parklücke und lenkte den Wagen an den Bordstein.
    Junie war schon ausgestiegen, ehe Jack den Schalthebel in Parkposition schieben konnte. »Kommt, Leute! Halten wir mal mit den Toten ein Schwätzchen!«
    Karyn und Claude stiegen aus, doch Jack blieb sitzen. »Ich denke, wir verzichten.«
    »Ach, nein«, sagte Junie und bückte sich zum Beifahrerfenster hinunter. »Gia, du musst mitkommen und ihn kennen lernen. Und du musst sehen, was er alles kann!«
    Gia sah ihn fragend an. »Was meinst du?«
    Jack senkte die Stimme. »Ich kenne dieses Spiel. Es ist nicht …«
    »Du warst mal ein Medium?«
    »Nein. Ich habe nur mal einem geholfen.«
    »Fantastisch! Dann kannst du uns nachher alles erklären.« Sie lächelte und zog an seinem Arm. »Komm schon. Das kann doch sehr lustig werden.«
    »So lustig wie diese Party?« Gia sah ihn viel sagend an, so dass Jack mit einem Achselzucken zustimmte. »Na schön. Mal sehen, ob dieser Typ wirklich so gut ist wie in Junies Pressemitteilung.«
    Junie jubelte und geleitete Karyn und Claude zum Haus, während Jack den Wagen abschloss. Er kam zu Gia, die am Bordstein wartete. Er machte einen Schritt auf das Haus zu, blieb jedoch, als er es sah, plötzlich stehen.
    »Was ist los?«, fragte Gia.
    Er starrte das Haus an. »Sieh dir das doch mal an.«
    Jack konnte nicht sagen, warum, aber er empfand eine spontane Abneigung gegen das Haus. Es war im Kolonialstil erbaut, hatte einen Garagenanbau. Das Baumaterial war eine Art dunkler rotbrauner Sandstein. Wahrscheinlich sah es bei Tag besser aus. Jack konnte einen gepflegten Rasen und blühendes Springkraut und Ringelblumen zwischen den Stützpfeilern der Vorderveranda erkennen. Aber in der Dunkelheit, die im Augenblick herrschte, schien das Haus auf seinem doppelt so großen Grundstück zu kauern wie eine riesengroße, lauernde Kröte, die hungrig in Richtung Bürgersteig kroch. Er konnte sich bildhaft vorstellen, wie eine schlangenähnliche Zunge aus der Haustür herauszuckte und einen ahnungslosen Passanten schnappte.
    »Es sieht ganz ohne Zweifel unheimlich aus«, entschied Gia. »Wahrscheinlich liegt das an der Bauweise.«
    »Gehen Sie nicht dort hinein«, sagte eine Stimme mit Akzent links von Jack.
    Jack fuhr herum und gewahrte eine schlanke, dunkelhäutige Inderin in einem königsblauen Sari. Sie schlenderte auf dem Bürgersteig vorüber und hatte einen großen Deutschen Schäferhund an einer Leine.
    »Wie bitte?«, fragte Jack.
    »Sehr schlimmer Ort«, sagte die Frau, als sie näher gekommen war. Ihr dunkles Haar war zu einem langen dicken Zopf geflochten, der auf ihrer rechten Schulter lag. Ein dünner goldener Ring verzierte ihren rechten Nasenflügel. »Schlimme Vergangenheit. Noch schlimmere Zukunft. Bleiben Sie fort.« Sie wurde nicht langsamer, als sie auf ihrer Höhe war. Ihre dunklen Augen blickten Jack funkelnd an – »Bleiben Sie fort« – und richteten sich auf Gia –, »besonders Sie.«
    Dann setzte sie ihren Weg fort. Der Hund drehte sich noch einmal zu ihnen um, aber die Frau tat es nicht.
    »Also das ist wirklich unheimlich«, fand Gia, während ein unsicheres Lächeln um ihre Lippen spielte.
    Jack hatte immer die Überzeugung vertreten, dass wenn man der Angst trotzt, man ihr auch die Wirkung nimmt. Kürzlich gemachte Erfahrungen hatten bei ihm allerdings gewisse Zweifel hinsichtlich der Weisheit dieser Überzeugung geweckt. Und angesichts der Tatsache, dass Gia bei ihm war …
    »Vielleicht sollten wir auf sie hören.«
    Gia lachte. »Ich bitte dich! Wahrscheinlich arbeitet sie für diesen Knaben. Er schickt sie raus, damit sie uns in die richtige Stimmung versetzt. Oder

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