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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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vielleicht ist sie auch nur eine harmlose Irre, die dieses Viertel unsicher macht. Du nimmst sie doch nicht etwa ernst, oder?«
    Jack schaute der sich entfernenden Gestalt im Sari nach, die jetzt kaum noch zu sehen war. Nach dem, was er in letzter Zeit durchgemacht hatte, nahm er sehr viel mehr Dinge ernst, Dinge, über die er früher gelacht hatte.
    »Ich weiß nicht.«
    »Oh, lass uns gehen«, sagte sie und zog ihn auf dem Weg zum Hauseingang hinter sich her. »Junie besucht ihn schon seit zwei Monaten regelmäßig, und bisher ist ihr nichts Schlimmes zugestoßen.«
    Jack legte einen Arm um Gias Schultern, und gemeinsam näherten sie sich dem Haus. Sie erreichten die anderen am Eingang, wo Junie erfolglos auf den Klingelknopf gedrückt hatte.
    Sie versuchte gerade erneut ihr Glück. »Wo ist er?«
    »Vielleicht ist er nicht zu Hause«, sagte Jack.
    »Er muss da sein! Ich kann nicht …«
    In diesem Augenblick öffnete sich die Haustür einen Spalt. Jack sah ein Auge und einen dünnen Streifen dunkelhäutiger Wange.
    »Ifasen! Ich bin’s! Junie! Gott sei Dank, Sie sind da!«
    Die Tür öffnete sich weiter, und zu sehen war jetzt ein hoch gewachsener, hagerer schwarzer Mann um die dreißig. Er trug ein weißes T-Shirt und eine graue Hose. Sein Haar war zu ordentlichen dünnen Dreadlocks gedreht, die ihm bis auf die Schultern reichten. Ifasen erinnerte Jack an Lenny Kravitz in seiner Dreadlocks-Phase.
    »Ms. Moon«, sagte er mit einem nicht genau zu lokalisierenden Akzent. »Es ist schon spät.«
    Jack verkniff sich bei dieser Feststellung ein Lächeln. Dieser Typ hatte Erfahrung. Die normale Reaktion wäre gewesen: Was haben Sie um diese Zeit hier zu suchen? Aber wenn man jemand ist, der angeblich alles weiß – oder vielleicht nicht alles, aber doch verdammt viel mehr als normale Menschen –, dann stellt man keine Fragen. Sondern man stellt fest.
    Doch Jack wunderte sich über den Gesichtsausdruck des Mannes, als er die Tür geöffnet hatte. Er hatte irgendwie … erleichtert ausgesehen. Wen hatte er erwartet?
    »Ich weiß. Und ich weiß auch, dass mein Termin erst morgen ist, aber ich musste herkommen.«
    »Sie konnten nicht warten«, sagte er, und seine Stimme klang ruhig, vermittelte Sicherheit und Vertrauen.
    »Ja! Richtig! Ich brauche Ihre Hilfe! Ich habe mein Glücksarmband verloren! Sie müssen es für mich wiederfinden!«
    Während er über ihre Bitte nachdachte, wanderte sein Blick zwischen Gia und Jack und den anderen auf dem Vorbau hin und her.
    »Wie ich sehe, kommen Sie in Begleitung.«
    »Ich habe ihnen von Ihnen erzählt, und sie konnten es kaum erwarten, Sie kennen zu lernen. Dürfen wir reinkommen? Bitte.«
    »Na schön«, sagte Ifasen. Er trat zurück und öffnete die Tür ganz. »Aber nur für ein paar Minuten. Für meine ersten Besucher morgen früh muss ich frisch und ausgeruht sein.«
    Stimmt ja, erinnerte sich Jack. An Wochenenden haben Medien und Wahrsager meistens Hochkonjunktur.
    Junie ging voraus, gefolgt von Karyn und Claude. Jack und Gia traten gerade über die Schwelle, als ein tiefes Grollen die Luft erfüllte, ihre Knochen vibrieren ließ und das Haus erschütterte.
    »Eine Bombe!«, brüllte Ifasen. »Raus! Alle raus!«
    Dann ein anderes Geräusch, ein ohrenbetäubender, schriller, widerhallender Schrei, der die Luft durchschnitt – ob ausgelöst durch Schmerz, Angst oder Freude, konnte Jack nicht entscheiden.
    Das klang für Jack zwar nicht wie eine Bombe, aber er wollte kein Risiko eingehen. Er packte Gia und zog sie über den Vorbau und hinunter auf den Rasen. Junie, Claude und die ängstlich schreiende Karyn folgten ihnen hastig.
    Ifasen stand noch immer in der Haustür und rief nach jemandem namens Charlie.
    Jack blieb in Bewegung, stieß Gia vor sich her über den Weg zum Auto. Dann bemerkte er etwas.
    Er blieb stehen. »Moment. Spürst du das?«
    Gia blickte ihm in die Augen, dann auf ihre Füße. »Der Untergrund …«
    »Genau. Er zittert.«
    »O mein Gott!«, schrie Junie. »Ein Erdbeben!«
    Genauso plötzlich, wie das Zittern eingesetzt hatte, hörte es wieder auf.
    Jack schaute sich um. Auf der anderen Straßenseite, den Block hinauf und hinunter, brannte Licht in den Häusern, und Menschen eilten hinaus in die Vorgärten und standen dort in allen Stadien des Bekleidet- oder Unbekleidetseins herum, einige weinend, andere einfach nur völlig verwirrt.
    Gia starrte ihn an. »Jack. Ein Erdbeben? In New York?«
    »Erinnerst du dich nicht an das Beben auf der Upper East

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