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Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Frech
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Bewegung.
    Kepplinger wich zurück und zielte mit der Waffe auf den Oberkörper seines Gegners.
    »Legen Sie das Messer weg, oder ich schieße!«
    Seine Aufforderung hallte von den Wänden zurück.
    »Nur zu. Drücken Sie doch endlich ab!« Sander lächelte diabolisch und kam immer weiter auf ihn zu. Seine Schritte wirkten geisterhaft. Unwirklich.
    »Noch einen Schritt, und …!«
    »Nicht schießen, Moritz!«, rief Lea und preschte im selben Moment nach vorne. Von dem Augenblick an ging alles furchtbar schnell. Blitzartig kickte Lea mit einem Fußtritt gegen die Hand, in der Sander das Messer hielt. Der blaue Stahl flog in hohem Bogen durch den Raum. Es folgte eine Serie von rasanten Fauststößen gegen Sanders Kopf. Schließlich riss sie ihn mit einem Tritt in die Kniekehle zu Boden. Kepplinger steckte seine Waffe weg und legte ihm Handfesseln an. Dann ging er nach draußen und gab erneut einen Schuss ab.
    Salvatore Falcone und Christian Schwarz stürmten wenig später in die Kapelle. »L’inferno! Was ist hier los?«
    Nach einer kurzen Erklärung führten die beiden den Täter aus dem Raum.
    Kepplinger setzte sich erschöpft auf den Boden und lehnte sich gegen eine Wand.
    »Alles in Ordnung, Herr Kommissar?«, erkundigte sich Lea.
    »Bestens. Und bei dir?«
    »Meine Nase tut weh«, sagte sie müde lächelnd und setzte sich neben ihn.
    Er sah sie nachdenklich an.
    »Sehe ich so schlimm aus? Du siehst mich an wie ein begossener Pudel.«
    »Das war nicht ungefährlich vorhin!«
    »Aber besser, als ihn zu erschießen, oder?«
    »Das stimmt. Aber du musst dir ziemlich sicher gewesen sein.«
    »Ich kenne mich aus mit dieser Art von Männern«, antwortete sie gereizt. »Was genau, willst du mir damit eigentlich sagen?«
    »Nichts. Ich meine, ich fand die Aktion einfach riskant.«
    »Das hast du ja bereits gesagt, und ich habe es verstanden.«
    »Jetzt sei doch nicht gleich eingeschnappt.«
    Lea schlug sich auf die Oberschenkel. »Verdammt ja, es war gewagt. Ich habe auch nicht lange darüber nachgedacht. Aber ich wusste, dass ich das kann – verstehst du?«
    Moritz nickte.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass du mich verstehst.«
    Sie beugte sich nach vorne und nestelte an ihren Schnürsenkeln. Anschließend rückte sie grob ihr Haargummi zurecht. Dabei sah er die Narben an ihrem Nacken, die von einer Verbrennung herrühren mussten. Rasch wandte er den Blick zur Seite. Lea war seine Reaktion nicht entgangen.
    »Findest du das unästhetisch?« Sie blickte ihm herausfordernd in die Augen. »Möchtest du die dazugehörige Geschichte hören? Ich erzähle sie dir gerne!«
    Moritz hob abwehrend die Hände, aber Lea redete sich bereits in Fahrt.
    »Als ich zwölf war, hat mir mein bescheuerter Erzeuger einen halben Liter Teewasser über den Oberkörper geleert, weil ich die falschen Zigaretten aus dem Automat gezogen hatte. Der Ausschnitt, den du gesehen hast, ist der harmloseste, meine linke Brust sieht aus wie eine vertrocknete Orange. Jetzt weißt du’s!«
    Die Offenheit und die Art und Weise, wie Lea über den Vorfall und ihre Verletzungen sprach, versetzten ihm einen Stich. Seine Hand begann zu zittern.
    »Du brauchst sie nicht zu verstecken, Moritz«, sagte sie verächtlich. »Mir ist klar, dass du eine ähnliche Scheiße erlebt hast.«
    Er fühlte sich provoziert. Was ging sie das an?
    Aus dem Innenhof der Burg drangen die Stimmen der Kollegen in das Innere der Kapelle. Der Sturm hatte an Intensität verloren.
    Kepplinger spürte, wie gefährlich nahe ihn das Streitgespräch und sein Ärger über Lea an das Inferno herangeführt hatten. Seit Langem hatte er wieder den Geruch des Benzins in der Nase. Hörte die Schreie der Kollegen und das bedrohliche Geräusch der Flammen. Die Erinnerung drängte mit aller Gewalt an die Oberfläche. Nach draußen. Er versenkte seinen Kopf in den Händen und drückte fest auf die Augenlider.
    »Komm – lass uns gehen.« Leas Stimme klang gleichgültig. »Los!«
    Er zögerte. Dann erhob er sich schwerfällig, trat an die Maueröffnung der Kapelle und starrte in den pechschwarzen Nachthimmel. Gierig saugte er die klare Luft durch die Nase in seine Lungen. Das tat gut, aber die übermächtigen Bilder in seinem Kopf hatten nichts an Schärfe verloren. So vergingen zwei, drei Minuten.
    »Möchtest du alleine sein?«
    Leas Frage riss ihn aus seinen Gedanken. Er hatte nicht bemerkt, wie sie hinter ihn getreten war. »Nein«, flüsterte er kopfschüttelnd und dann noch einmal:

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