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Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Frech
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riesige Rostflecken. An einem Metallkasten mit der Aufschrift U.S. Mail, der neben der Eingangstür auf einen Holzpfahl montiert war, deutete eine hochgeklappte rote Metallfahne an, dass sich Post darin befand. Im Haus schien alles ruhig. Kepplinger warf einen Blick in den Blechkasten und entdeckte die Tageszeitung und ein Werbeprospekt. Als er den Metalldeckel wieder schloss, kippte die Fahne nach hinten und verursachte einen dumpfen Schlag. Er erschrak und warf einen besorgten Blick auf Hauptkommissar Just, den Einsatzleiter der Stuttgarter Kriminalpolizei, der neben ihm stand. Als Reaktion rückte Just näher an die Haustür und presste sein Ohr an das Holz. Dabei blickte er Kepplinger in die Augen, der sich maßlos über sein Missgeschick ärgerte. Im Haus blieb es ruhig. Nach ein paar Sekunden löste sich Just von der Tür und informierte die Kräfte über den Beginn des Einsatzes. Anschließend drückte er auf den Klingelknopf. Ein Dreiklang ertönte. Alles blieb still. Nur der Hund nebenan bellte ununterbrochen. Kepplinger wunderte sich darüber, dass offenbar niemand daran gedacht hatte. Beim SEK war es üblich gewesen, jemanden für so eine Eventualität abzustellen. Aber dafür war es jetzt zu spät. Hoffentlich würde Kaufmann durch diese Nachlässigkeit nicht gewarnt. Auch nach einem zweiten Klingeln blieb es im Inneren des Hauses still.
    Das Hundegebell hatte ihn geweckt. Es kam nie vor, dass der Hund so früh anschlug. Nicht einmal, wenn der Zeitungsausträger frühmorgens an den Briefkästen hantierte. Es war Viertel vor sechs. Er ging auf die Toilette. Als er durch das Fenster ins Freie blickte, sah er zwei Männer, die auf das Grundstück zugingen und sich um das Haus verteilten. Dann entdeckte er die Frau neben einem roten Fahrzeug. Er hatte das Gefühl, sie schon einmal gesehen zu haben.
    In der Hand hielt sie ein Funkgerät.
    Er wusste, was das alles bedeutete. Aber er hatte nicht damit gerechnet, dass die Polizei so schnell sein würde. Und er fragte sich, wie sie in der Kürze der Zeit auf ihn gekommen waren. Er überlegte, ob er einen Fehler gemacht hatte. Jemand musste ihn verraten haben. Anders konnte es nicht gewesen sein. Er hatte dieses Mal keine Spuren hinterlassen. Und das, was die Polizei zu entdecken hoffte, würde sie nicht finden, dafür hatte er gesorgt. Aber jetzt musste er sich darum kümmern, ungeschoren davonzukommen. Er rechnete damit, dass ihm maximal zwei Minuten blieben, um in das Versteck im Keller zu gelangen. Er griff nach der Reisetasche, die er für diesen Moment vorbereitet hatte. Jetzt musste er nur noch unbemerkt nach unten kommen. Das war der gefährlichste Teil der Flucht.
    In diesem Augenblick erklang das schrille Läuten der Türklingel.
    Nachdem sich im Inneren des Gebäudes nichts rührte, ließ Kepplingers Anspannung nach. Gleichzeitig befand er sich jetzt in einem Zustand höchster Konzentration. Die Situation kam ihm vertraut vor. Er hatte sie Hunderte Male erlebt.
    Lars Kaufmann war entweder nicht zu Hause oder er schlief fest. Möglicherweise reagierte er auch bewusst nicht auf den unerwartet frühen Besuch. Vielleicht rechnete er um diese Uhrzeit mit der Polizei. Schließlich war er schon einmal festgenommen worden. In jedem Fall war höchste Vorsicht geboten. Moritz atmete tief durch und löste den Druckknopf des Schulterholsters. Für einen Moment dachte er daran, dass er im Umgang mit Schusswaffen überhaupt nicht mehr geübt war. Sein letztes Schießtraining lag Jahre zurück.
    »Wir gehen rein«, informierte der Einsatzleiter über Funk und beorderte einen Techniker zur Eingangstür. Der zog einen langen Draht aus der Innentasche seiner Jacke und hantierte damit unterhalb des Türschlosses. Binnen weniger Sekunden schnappte die Schlossfalle zurück. Kepplinger griff nach seiner Waffe und überzeugte sich mit einem kurzen Blick vom Ladezustand. Dann folgte er den vorauseilenden Kollegen in den Hausflur.
    In dem Moment, als er den ersten Treppenabsatz betrat, sah er im Flur einen der Polizisten mit einer Waffe in der Hand. Ihm blieb keine Wahl. Er musste sich ins Obergeschoss zurückziehen und nach einer anderen Möglichkeit suchen. Als er die Schritte der Männer auf der Treppe hörte, schloss er leise die Tür und legte sich rücklings auf den Boden. Mit der rechten Hand griff er nach dem doppelläufigen Gewehr, das er von seinem Vater geerbt hatte. Vorsichtig zog er die beiden Spannvorrichtungen nach hinten und hörte genau auf die Geräusche im

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