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Hochzeit Auf Griechisch

Hochzeit Auf Griechisch

Titel: Hochzeit Auf Griechisch Kostenlos Bücher Online Lesen
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„Und hast du sie ausgeschimpft, angeschrien und ihr gedroht, sie für immer hinauszuwerfen, wie du es mit Faith getan hast?“
    Überrascht von seinem scharfen Ton und dem beißenden Sarkasmus sog Zoe scharf die Luft ein. „Ryan …“
    „Nein, das ist schon in Ordnung.“ Vivian fuhr sich mit der Hand über die sowieso tadellos sitzende Frisur. „Glaub es oder nicht, aber ich habe lange überlegt, bevor ich Sam für den Nachmittag einlud. Und ich habe über meine Fehler in der Vergangenheit nachgedacht.“
    „Würdest du das noch mal sagen?“ Ryan blickte seine Mutter ungläubig an.
    „Ich gebe zu, dass ich Fehler gemacht habe, Ryan. Es ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, das zu vertiefen, doch ich werde mich bei Faiths Tochter mehr bemühen. Dennoch muss sie lernen, dass ihre Handlungen Konsequenzen nach sich ziehen.“ Vivian deutete auf die Wendeltreppe, die nach oben führte. „Wollen wir mit ihr reden?“
    „Eine Minute noch“, bat Zoe und trat ebenfalls vor. Sie wusste, dass sie sich in Ryans Familienangelegenheiten einmischte, doch es war ihr egal. Schließlich ging es hier um Fragen, die direkte Konsequenzen für Sam hatten.
    „Ja?“ Vivian wandte sich ihr zu.
    „Warum?“, fragte Zoe.
    Ryans Mutter runzelte verwirrt die Stirn. „Warum was?“
    „Warum muss man sie bestrafen? Warum soll sie lernen, dass es Konsequenzen gibt? Was wollen Sie damit erreichen?“ Zoe drängte die Frau zu einer Erklärung, auch wenn sie durchaus wusste, dass sie dazu keinerlei Recht hatte.
    Vivian überlegte. Es war ihr nicht anzumerken, ob die Frage sie verärgert oder sie berührt hatte. „Nun, ich denke, ich möchte ihr ordentliches Benehmen beibringen.“
    Zoe versuchte, sich zu beherrschen und wartete.
    „Und ich erkenne jetzt, dass Faith niemals gewusst hat, dass wir sie liebten.“
    „Wenn das so war, warum habt ihr dann nicht länger nach ihr gesucht, als sie fortlief?“, fragte Ryan.
    Tränen stiegen plötzlich in Vivians braune Augen, die – wie Zoe erst jetzt bemerkte – Ryans Augen ähnelten. „Wir hatten ein bestimmtes Muster zu Hause. All unsere Streitereien drehten sich um Faiths Aufsässigkeit gegen die Familie. Wir schimpften und schrien, wie du es eben beschrieben hast. Sie stürmte dann aus dem Zimmer, und am nächsten Tag wiederholte sich die ganze Szene. Wir schienen diesen Teufelskreis nicht durchbrechen zu können.“ Sie betupfte ihre Augenwinkel, um die Tränen zu unterdrücken.
    „Haben Sie Faith bestraft?“, fragte Zoe weich.
    „Wir haben es versucht, doch egal was wir taten, sie hörte nicht. Vermutlich lag es an dem vielen Geschrei, dass nichts mehr eine Wirkung auf sie hatte. Als sie dann fortlief und wir alle naheliegenden Orte überprüft hatten, dachten wir: Soll sie das alles erst einmal vergessen, dann wird sie wieder nach Hause kommen.“
    Ryan straffte die Schultern. „Doch das tat sie nicht.“
    Vivian schüttelte den Kopf. „Damals dachten wir, sie hätte ihre Wahl getroffen, doch heute begreife ich, wie falsch wir lagen. Wir waren die Eltern, und sie war das Kind. Wir hätten es weiter versuchen müssen.“
    Zoe schluckte schwer, als ihr der Schmerz der älteren Dame bewusst wurde.
    „Und all dies führt uns wieder zu Samantha“, fuhr Vivian fort. „Als Ryan vorschlug, Faiths Kind hierherzubringen, war ich komplett dagegen, weil ich fürchtete, dass sich die Geschichte wiederholen würde. Ich wusste, dass ich beim Anblick von Samantha mit meinen Versäumnissen als Mutter konfrontiert würde. Und so war es. So ist es noch immer.“
    „Mom …“ Ryan machte einen Schritt auf sie zu, doch seine Mutter winkte ab.
    Zoe fühlte mit ihm, doch sie spürte, dass dieser Moment für die beiden ein Wendepunkt war. Als Initiatorin des Gesprächs, aber zugleich auch Außenstehende blieb ihr nichts anderes übrig, als den Ausgang zu beobachten. Zugleich begriff sie, dass ihre Rolle als Familienmitglied in Sams Leben langsam zu Ende ging. Bei dem Gedanken durchfuhr ein stechender Schmerz ihr Herz.
    Vivian blickte Ryan an und sammelte ihre Gedanken. „Ich muss das sagen, und ich muss das ohne dein Mitgefühl und ohne jede Selbsttäuschung tun.“
    Ryan nickte verständnisvoll.
    „Das Abendessen war wie eine Wiederholung unseres Lebens mit euch Kindern. Nur dass Samantha dich und Zoe als Unterstützung dabeihatte. Und das Kind hat mehr Mut als irgendjemand sonst, den ich kenne“, sagte sie mit so etwas wie Anerkennung in der Stimme.
    „Mut ist ein gutes Wort“,

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