Hochzeit im Herbst
denen nur schwaches, kaum erkennbares Interesse schimmerte, die zu einem leichten Lächeln nach oben gezogenen Mundwinkel.
„Das war recht nett”, sagte sie in einem solchen Ton, dass er ihr am liebsten den Hals umgedreht hätte. „War das Ihr Meisterschuss?”
Er sah sie nur wortlos an. Nach einer Weile sagte er: „Tja, scheint wohl ein Blindgänger gewesen zu sein, dieses Experiment. Aber jetzt ruft meine Arbeit.” Er deutete mit dem Kopf auf das Telefon. „Rufen Sie bitte Cassie an, wenn Sie sich hier fertig umgesehen haben”, sagte er geschäftig.
„Danke. Bis heute Abend beim Dinner dann.”
An der Tür wandte er sich noch einmal um. „Sie sind wirklich ziemlich cool, Rebecca.”
„Sie sind nicht der Erste, von dem ich das zu hören bekomme. Vielen Dank für den Drink, Farmboy. Und das Experiment, es war wirklich interessant.”
Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, befürchtete Rebecca, die Beine könnten ihr jeden Moment den Dienst versagen.
Dass ein Mann so küssen konnte! Ganz offensichtlich war Shane MacKade eine Gefahr für die gesamte Frauenwelt. Keine Frau war vor ihm sicher.
Zum Glück hatte sie sich keine Blöße gegeben. Dabei wäre sie am liebsten seufzend vor Verlangen in seine Arme gesunken. Hätte er auch nur noch eine Sekunde weitergemacht, wäre sie verloren gewesen.
Leidenschaft für ihre Arbeit war ihr nicht fremd, doch diese Art von Leidenschaft war ihr neu. Sie war überzeugt davon, dass schon weitaus erfahrenere Frauen als sie dem Charme Shane MacKades zum Opfer gefallen waren. Das konnte nur böse enden. Um auf Nummer sicher zu gehen, durfte sie nichts anderes tun, als sich weiterhin unnahbar zu geben. Auf keinen Fall durfte er merken, wie sehr sie sich von ihm angezogen fühlte.
Sicherheit, dachte Rebecca seufzend und stellte ihr Glas auf den Tresen. Sie wusste nur allzu gut, wie langweilig Sicherheit sein konnte. Sie war nach Antietam gekommen, um sich etwas zu beweisen. Um sich neuen Herausforderungen zu stellen, unbekannte Wege zu beschreiten.
Shane gehörte nicht zu ihrem Plan.
Aber sein Haus. Sie holte tief Atem, um ihre aufgepeitschten Nerven zu beruhigen. Dieses Haus hielt etwas für sie bereit, davon war sie überzeugt.
Nur war sie im Moment nicht in der geeigneten Verfassung, um dieses Etwas erfühlen zu können und zu erfahren, worum es sich dabei handelte.
Ein andermal. Sie würde zu einem günstigeren Zeitpunkt hierher zurückkommen und sich in aller Ruhe und Ausführlichkeit umsehen. Was Shane anbelangte, so würde sie bei ihm ihren Charme spielen lassen und ihn gleichzeitig auf Abstand halten. Das Dinner heute Abend bei Regan war ein guter Anfang.
Überall waren Kinder – Babys, Kleinkinder, ältere Kinder, alle damit beschäftigt, entweder zu schreien, zu plappern, vor Vergnügen zu kreischen oder herumzurasen. Über den ganzen Teppich im Wohnzimmer lag Spielzeug verstreut.
Rebecca wusste mittlerweile, wer zu wem gehörte. Layla, die mit ihrem fast gleichaltrigen Cousin Nate auf dem Boden hockte und mit Bauklötzen spielte, gehörte zu Jared und Savannah ebenso wie der schlanke dunkelhaarige Bryan.
Rebecca wusste auch, dass Jared der älteste der MacKade-Brüder war, ein Rechtsanwalt, der sich, seiner gelockerten Krawatte nach zu urteilen, ganz zu Hause fühlte.
Seine Frau war wohl die femininste Frau, der Rebecca jemals begegnet war. Hochschwanger, mit glänzendem schwarzem langem Haar, das sie zu einem dicken Zopf geflochten hatte, und mit dunklen Augen erinnerte sie Rebecca an eine Fruchtbarkeitsgöttin.
Connor, Cassies Sohn, war etwa in Bryans Alter, sein Haar war ebenso blond wie das seines Cousins dunkel, und seine Augen strahlten dieselbe Wärme aus wie die seiner Mutter. Dann war da noch Emma, ein blond gelocktes Mädchen von ungefähr sieben, das sich im Sessel eng an den Stiefvater, Devin MacKade, drängte. Devin hatte einen Arm um sie gelegt, während in seiner anderen Armbeuge das Baby, das Rebecca im Inn bereits bewundern durfte, friedlich schlummerte.
Die MacKade-Brüder mochten vielleicht wild und raubeinig sein, aber Rebecca hatte noch niemals Männer gesehen, die in ihren Familien so fest verwurzelt waren.
„Und wie gefällt es Ihnen bis jetzt in Antietam?” Rafe umrundete geschickt Hund, Spielzeug und Kinder und reichte Rebecca ein Glas Wein.
„Oh, sehr gut”, erwiderte sie und lächelte ihn an. „Ein ruhiges, reizvolles Städtchen, in dem man auf Schritt und Tritt der Geschichte begegnet.”
„Und
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