Hochzeit im Herbst
sich hinter ihn und begann, ihm die Schultern zu massieren. „Du hattest bestimmt einen harten Tag. Es muss sehr ermüdend sein, Stunden um Stunden auf dem Traktor zu sitzen und anschließend auch noch das Vieh zu versorgen.”
„Wenn man nachts gut schläft, ist es kein Problem”, gab er zähneknirschend zurück.
„Du bist wirklich schrecklich verspannt. Komm, setzt dich doch hin. Ich öffne eine Büchse Fleisch und mache uns ein paar Sandwiches.”
„Ich will keine Sandwiches.”
„Mehr habe ich dir leider nicht anzubieten.”
Er wirbelte herum und zog sie mit einem leisen Aufstöhnen in die Arme.
„Ich will dich!”
Ihr Herz machte einen Sprung. „Ich war der Meinung, dass wir uns geeinigt hätten. Du hast dich mit einer Art Arbeitsbeziehung einverstanden erklärt für die Zeit, in der ich hier wohne. Von einer Bettgeschichte war nicht die Rede.”
„Ich weiß selbst, womit ich mich einverstanden erklärt habe.” Sein Blick, dunkel und stürmisch plötzlich, schien sie zu durchbohren. „Deshalb muss es mir noch lange nicht gefallen.”
„Nein, das muss es nicht. Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass du deshalb verärgert sein könntest, weil ich nicht so auf dich reagiere, wie du gewohnt bist, dass Frauen im Al gemeinen auf dich reagieren?”
„Wir reden jetzt nicht über andere Frauen. Wir reden über dich. Über dich und mich. Hier und jetzt.”
„Wir reden über Sex”, erwiderte sie und drückte kurz seinen Arm, bevor sie einen Schritt zurücktrat. „Und ich denke darüber nach.”
„Du denkst darüber nach?” Er sah sie fassungslos an. „Du denkst darüber nach, so wie du darüber nachdenkst, ob du lieber Fisch oder Huhn zu Mittag essen würdest? Das kann ja wohl nicht wahr sein!”
„Es ist ein sensibles Thema. Damit umzugehen, meine ich.” Sie drehte ihm den Rücken zu, ging seelenruhig hinüber zum Tisch und setzte sich.
Damit umzugehen? Er kochte vor Wut. „Gedenkst du es mich wissen zu lassen, wenn du mit deinen Überlegungen zu einem Schluss gekommen bist?”
„Du bist der Erste, der es erfährt”, erwiderte sie ruhig und nippte an ihrem Glas.
Er versuchte, Haltung zu bewahren. Es war ein harter Kampf, sogar für einen MacKade. Sachliche Argumente, das war es, was sie verstand. Okay, das sollte sie auch bekommen. Dann würde er eben sachlich argumentieren.
„Weißt du, wenn ich jetzt so darüber nachdenke, muss ich dir gestehen, dass ich dich eigentlich ein bisschen zu cool finde. Ich bevorzuge weichere, wärmere Frauen.”
„Desinteresse vorzuschützen ist ein guter Trick, Farmboy. Ich bin sicher, dass er in neun von zehn Fällen funktioniert.” Sie zwang sich, ihn anzulächeln. „Aber bei mir musst du dir schon ein bisschen mehr Mühe geben.”
„Ich werde mein Möglichstes tun.” Da ihm bewusst war, dass er im Moment die schlechteren Karten hatte, schlenderte er so lässig wie möglich zur Tür und ging hinaus. Er musste jetzt nur noch entscheiden, welcher von seinen Brüdern ihm als Zielscheibe für seine Aggressionen dienen sollte.
Rebecca stieß einen langen Seufzer aus und rieb sich die Augen. Woher hätte sie wissen sollen, dass diese kaum mehr gezügelte Wut, dieses heiße Begehren, diese angeborene Arroganz sie so erregten?
Fast wäre sie bereit gewesen, sich ihm hinzugeben. In dem Moment, in dem er herumgewirbelt war und sie an sich gezogen hatte, war sie geneigt gewesen, alle Bedenken in den Wind zu schlagen. Aber …
Ihr war klar gewesen, dass ihr die Kontrolle entglitten wäre. Er war im Augenblick einfach zu unberechenbar. Er hätte sie einfach genommen. Und so verlockend diese Vorstellung auch war, jagte sie ihr doch gleichzeitig eine Riesenangst ein.
Wenn er wüsste, dass sie lediglich die Absicht hatte abzuwarten, bis sie ruhiger geworden war und sichergehen konnte, dass auch er sich wieder unter Kontrolle hatte. Sie war überzeugt davon, dass Shane in ausgeglichener Gemütsverfassung ein zärtlicher und rücksichtsvoller Liebhaber sein würde. Doch aufgewühlt und voller Begehren wie im Moment, würde er wahrscheinlich ungeduldig und fordernd sein.
Also blieb ihnen beiden nichts als abzuwarten, bis der richtige Augenblick gekommen war.
Sie lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück und genoss die Stil e, die ihr wie die Ruhe nach dem Sturm erschien. Es fiel ihr so leicht, sich hier zu entspannen, sie fühlte sich so wohl in seiner Küche, in seinem Haus.
Der Geruch nach verbranntem Holz lag in der Luft, der Bratenduft
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