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Hochzeit im Herrenhaus

Hochzeit im Herrenhaus

Titel: Hochzeit im Herrenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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Verlegenheit stürzen, Louise? Also gut, ich gebe es zu – ich kann ganz gut mit Nadel und Faden umgehen. Aber um die Wahrheit zu gestehen – damit befasse ich mich nicht, um diese Kunst zu vervollkommnen, sondern weil sie mir hilft, meine Gedanken zu ordnen. Wenn mir irgendetwas Sorgen bereitet, greife ich zu meinem Stickrahmen.”
    “Jetzt auch?”, fragte Louise bestürzt. “Sie werden sich doch nicht anders besinnen und abreisen?”
    “Im Augenblick nicht”, beteuerte Annis lächelnd.
Wie schmeichelhaft, dass dieses junge Mädchen so viel Wert auf meine Gesellschaft legt …
Doch sie wollte keine falschen Hoffnungen wecken. “Ich habe Lord Greythorpes Einladung angenommen, noch einige Tage hierzubleiben, vor allem meiner Zofe zuliebe. Die Gute wird nicht jünger. In so kurzen Abständen will ich ihr keine Reisen zumuten.” Belustigt schüttelte sie den Kopf. “Seltsam – sie sollte
mich
betreuen. Aber manchmal habe ich das Gefühl, ich würde mich um
sie
kümmern.”
    Louise lachte leise. “Genauso ist es mit Sarah und Nanny Berry. Zumindest war’s so, bevor die alte Frau vor etwa einem Jahr zum Ruhestand überredet wurde. Morgen will Sarah wieder nach ihr sehen. Wollen Sie uns begleiten? Es ist wirklich amüsant, mit anzusehen, wie meine Cousine errötet, wenn sie von Nanny Berry wie ein kleines Kind behandelt wird. Diese gute alte Seele weiß alles über Sarah. Auch über meinen Vetter. Und sie zögert nicht, diese Geheimnisse auszuplaudern.”
    Eine Zeit lang schwieg Annis, bevor sie von ihrer Stickerei aufblickte. “Tatsächlich? Ja, ich begleite Sie sehr gern, Louise. Vielleicht wird dieser Besuch Licht ins Dunkel bringen.”
    Ehe das verblüffte Mädchen fragen konnte, was Annis damit meinte, betrat Sarah den Salon, gefolgt von Seiner Lordschaft.
    Ohne Umschweife erklärte er, was ihn hierherführte. “Was ich heute Morgen erfuhr, bewog mich, unseren Familienstammbaum zu studieren. Und da fand ich heraus, dass wir dieselben Ururururgroßeltern haben, Miss Milbank.”
    “Oh, welch eine nahe Verwandtschaft!”, spöttelte sie.
    Doch er ließ sich nicht beirren. “Immerhin stehen wir uns nahe genug, um auf Formalitäten zu verzichten, Cousine Annis”, konterte er, ein herausforderndes Funkeln in den blauen Augen.
    “Ist sie auch meine Cousine?”, rief Louise aufgeregt.
    “Nein, Liebes, die verwandtschaftliche Beziehung besteht nur zwischen Annis und den Greythorpes”, erwiderte Sarah. “Und wenn Annis nichts dagegen hat, sollten wir die Formalitäten wirklich beiseite lassen.”
    Unschlüssig fragte sich Annis, ob sie Einwände erheben sollte – ob sie es dürfte.
    In den letzten Jahren hatte sie sich manchmal geärgert, weil ihr Kontakte mit der Gesellschaftsschicht ihrer Mutter verwehrt wurden. Und jetzt wurde sie in diesem Kreis willkommen geheißen. Seit ihrer Ankunft begegnete der Viscount ihr sehr respektvoll. Das würde sich wohl kaum ändern, wenn er sie mit dem Vornamen ansprach.
    Und seine Schwester schien sich ehrlich über die Verwandtschaft zu freuen. Sicher wäre es kleinlich, gegen die neue Vertraulichkeit zu protestieren, fand Annis, obwohl sie etwas Zeit brauchen würde, um sich daran zu gewöhnen.
    Doch die wurde ihr nicht gewährt. In diesem Moment erschien der Butler und meldete, zwei Besucher seien eingetroffen, und Seine Lordschaft stellte Annis den beiden als seine Cousine vor.
    Prompt sah sich Annis der unverhohlenen Neugier zweier identischer blauer Augenpaare ausgesetzt. Doch damit endete die Ähnlichkeit zwischen Miss Caroline Fanhope und ihrem Zwillingsbruder Charles auch schon.
    Blond, gertenschlank und bildschön, bekundete Caroline Fanhope mit ihrem klaren, wenn auch nicht allzu freundlichen Blick eine bemerkenswerte Intelligenz. Hingegen zeigte ihr Bruder, obwohl erst vierundzwanzig Jahren alt, bereits eine Neigung zur Korpulenz. In seinem fleischigen Gesicht mit dem fliehenden Kinn entdeckte Annis nichts Gewinnendes, nicht einmal bemerkenswerte Züge. Trotzdem gewann sie den Eindruck, die eher geistlose Jovialität verberge einen ganz anderen Charakter.
    “Erst heute erfuhren wir von dem Unfall, den du erlitten hast, Deverel”, erklärte Caroline nach dem Austausch der einleitenden Höflichkeitsfloskeln. “Und wenn Dr. Prentiss uns auch versichert hat, du seist nicht ernsthaft verletzt worden, fanden Charles und ich einfach keine Ruhe. Deshalb wollten wir mit unseren eigenen Augen sehen, wie es dir geht.”
    Während Miss Fanhope sprach, versuchte

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