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Hochzeit im Herrenhaus

Hochzeit im Herrenhaus

Titel: Hochzeit im Herrenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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Sie ist eine hochintelligente junge Dame. Und Fanhope beging den Fehler, sie zu unterschätzen. Ihr Scharfsinn ist bewundernswert.”
    “Zweifellos”, bestätigte Tom eifrig. “Außerdem ist sie wirklich eine gute Geschäftsfrau. Wenn ich auch gestehen muss – als sie ihre Perlen einsetzte, dachte ich, sie hätte sich anders besonnen, was das Darlehen betraf. Und sie würde versuchen, meine Schuldscheine auf eine andere Weise zurückzuerobern. Deshalb eilte ich sofort zu dir. Denn ich wollte nicht mit ansehen, wie sie womöglich ihre Juwelen verloren hätte.”
    Falls er erwartet hatte, diese Enthüllung würde ihm ein Lob einbringen, enttäuschte sein Cousin ihn. Abrupt erlosch Deverels Lächeln, und seine Stimme nahm einen eisigen Klang an. “Heißt das, du hast Miss Milbank um einen Kredit gebeten, um deine Spielschulden zu begleichen?”
    “Großer Gott, nein, so war es doch überhaupt nicht!”, beteuerte Tom bestürzt. “Eigentlich wollte ich ja niemandem davon erzählen … Aber Miss Milbank spürte, dass irgendetwas nicht mit mir stimmte, und so – entlockte sie mir ein Geständnis.”
    Hätte er aufgeblickt, statt in sein Glas zu starren, wäre ihm die anerkennende Miene seines Cousins aufgefallen.
    “Ich hatte geplant, nach London zu fahren und einen Geldverleiher aufzusuchen. Davon wollte Miss Milbank nichts hören. Sie versprach, mir das Geld zu leihen und Anfang nächster Woche nach Leicester zu fahren, um mit ihrem Vermögensverwalter zu reden.” Jetzt hob Tom den Kopf und erkannte sofort, dass sein Vetter etwas zugänglicher wirkte. “Glaub mir, alles hatte seine Ordnung. Wir wollten einen Vertrag schließen, und ich sollte ihr das Geld mit Zinsen zurückzahlen. Aber nun weiß ich nicht, ob ich Miss Milbanks Angebot annehmen soll – nach dem Zwischenfall auf Fanhopes Party.”
    “Am besten überlässt du alles Weitere mir, Tom. Ich werde mich um die Angelegenheit kümmern. Wolltest du nicht nächste Woche nach Oxford zurückkehren?”
    “Sehr gern, wenn du damit einverstanden bist.” Von Toms Schultern schien eine schwere Last zu fallen. Erleichtert stand er auf, trank sein Brandyglas leer und ging zur Tür. “Miss Milbank meinte übrigens, ich hätte mich dir anvertrauen müssen. Wenn sie selber in Schwierigkeiten stecken würde, gäbe es niemanden, an den sie sich eher wenden würde. Auch damit hatte sie recht … Gute Nacht, Deverel.”
    “Oh, hat sie das gesagt?”, flüsterte der Viscount, nachdem sein Vetter lautlos die Tür hinter sich geschlossen hatte. Selbstzufrieden lächelte er, dann folgte er Toms Beispiel und leerte seinen Brandyschwenker in einem Zug. “Nicht nur du warst unsicher, wie du dich in einer gewissen Sache verhalten solltest, mein Junge. Mir ging es genauso. Aber bei Gott – jetzt nicht mehr!”

11. KAPITEL
    Z wei Tage später fand sich kein einziges Mitglied der Familie Fanhope zum Gottesdienst ein. Das überraschte Annis nicht. In der Kutsche der Greythorpes wurde nicht darüber gesprochen, während man von der Kirche zurückfuhr.
    Auch das verblüffte sie nicht, denn sie hatten es seit der Party alle vermieden, die unglückseligen Ereignisse zu erwähnen – mit einer Ausnahme. Am vergangenen Nachmittag war Tom zur ihr gekommen, um von der Rückgabe seiner Schuldscheine zu berichten.
    “Trotzdem fühle ich mich unbehaglich”, gestand er, “weil es nicht Charles war, der mich von der ungerechtfertigten Schuldenlast befreite, sondern sein Vater. Nur eins ist an der ganzen leidigen Sache vorteilhaft – ich muss mir kein Geld von Ihnen leihen, Miss Milbank. Deverel riet mir, Lord Fanhopes Angebot zu akzeptieren und ihm einen Dankesbrief zu schreiben.”
    Dass der Baron die Verantwortung für die Missetaten seines skrupellosen Sohnes übernahm, hatte Annis erwartet. Aber sie verstand nicht, warum Tom sich seinem Vetter anvertraut hatte, und fragte nach seinen Gründen.
    “Unter diesen Umständen fühlte ich mich dazu verpflichtet”, hatte er erklärt und verlegen gegrinst. “Sie hatten übrigens völlig recht, Miss Milbank. Jetzt begreife ich nicht mehr, wieso es mir dermaßen widerstrebt hat, Deverel um Hilfe zu bitten. Was für ein wunderbarer Mann! Keinen einzigen Vorwurf hat er mir gemacht. Allerdings war er nicht sonderlich erfreut, weil ich Ihr Darlehen annehmen wollte. Erst gestern schärfte er mir ein, ich soll mich an
ihn
wenden, falls ich jemals wieder in finanzielle Schwierigkeiten gerate. Was natürlich nicht geschehen wird. Ich habe meine

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