Hochzeit in Hardingsholm
Frau anstecken und folgte ihr. Als sie in Linns Zimmer kam, fiel ihr Blick sofort auf das Brautkleid, das auf einem Bügel am Kleiderschrank hin. Langsam trat sie näher.
»Wie schön es ist«, sagte sie und berührte sanft mit der Hand die zarte Spitze. »Erik wird hingerissen sein, wenn er Sie morgen darin sieht.«
»Ich hoffe es«, sagte Linn hinter ihr. Ihre Stimme klang beklommen, doch als Hellen sich umdrehte und sie anschaute, lachte sie bereits wieder und ging an ihr vorbei, um ihren Kleiderschrank zu öffnen.
»Bitte, bedienen Sie sich«, sagte sie mit einer einladenden Handbewegung.
In der folgenden halben Stunde lachten die beiden Frauen tatsächlich viel bei der Kleiderwahl und Anprobe. Alles könnte so schön sein, dachte Hellen später in ihrem Zimmer, wenn das hier eine ganz normale Hochzeit wäre und ich Linn eine Freundin werden könnte, wir kommen doch gut miteinander aus.
Meine Güte, schalt sie sich selbst. Wieso sollte Linn eine Freundin brauchen, sie lebt hier und kennt genug Menschen. Und ich werde ja gar nicht hierbleiben, nach dem Sommer steige ich hoffentlich bei ScanAm ein und jette dann sowieso die ganze Zeit durch die Welt. Alles wird immer verzwickter, dachte Hellen. In ihr wuchs der Wunsch, dem allen zu entfliehen, noch stärker, doch ein Blick aus dem Fenster fiel auf die schwarze Wand, die zwar nicht näher kam, aber bedrohlich über dem Fjord hing.
Hellen ließ den Gedanken an eine Abreise am Abend endgültig fallen. Wenn sie heil durch diese Wand kam, würde Lara ihr hinterher den Kopf abreißen, und das mit Recht.
Hellen seufzte tief auf und begann, sich für den Abend fertig zu machen.
– 19 –
D as ist so lieb von dir.«
»Für eine so schöne Frau wie dich ist das Beste gerade gut genug!« Er war selber überrascht, sich so reden zu hören. Schmeicheleien waren nicht unbedingt seine Stärke. Er hatte sich bisher immer für einen knallharten Burschen gehalten.
Sie lagen aneinandergeschmiegt auf dem Bett. Ulrika trug nichts außer der teuren Halskette, die er ihr geschenkt hatte. Ihre schlanken, manikürten Finger berührten den Anhänger.
Ich habe mich bisher aber auch immer für ehrlich gehalten, schoss es ihm durch den Kopf. Das, was er getan hatte, setzte ihm zu, und er war fest entschlossen, es nie wieder zu tun.
»Fährst du nächste Woche mit mir nach Göteborg?« Ihr nackter Körper schmiegte sich dicht an ihn und brachte ihn fast um den Verstand.
»Klar«, sagte er, obwohl er wusste, was das bedeutete. Luxushotel, teure Restaurants und kostspielige Shoppingtouren. Dafür aber auch unvergleichliche Nächte in Ulrikas Armen, ihre Beteuerungen, dass sie ihn liebte, und die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft.
»Was machen wir heute Abend?«, hauchte sie in sein Ohr und knabberte an seinem Ohrläppchen.
»Heute Abend muss ich zum Polterabend. Das habe ich dir doch erzählt.«
»Ach ja.« Ihre Lippen verzogen sich zu einem Schmollmund. »Wie langweilig. Dann muss ich mir die Zeit eben ohne dich vertreiben.«
»Warum kommst du nicht einfach mit?«, schlug er vor. »Ich würde mich sehr freuen und könnte dich auch direkt meinen Freunden vorstellen.«
»Ein Polterabend ist mir zu spießig. Nein, mein Lieber, da gehst du mal schön allein hin.« Sie schüttelte lachend den Kopf, ihre langen, schwarzen Haare wogten. Er war enttäuscht. Sie war sein Leben, und er riskierte alles, um ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Warum konnte sie ihm nicht wenigstens diesen einen kleinen Wunsch erfüllen?
Als würde sie seine Unzufriedenheit spüren, schmiegte sie sich jetzt wieder ganz fest an ihn. »Ich mache es wieder gut«, sagte sie leise. »Wenn wir in Göteborg sind, werde ich dich so verwöhnen, dass du dieses Wochenende nie vergisst.«
Er war nicht vollends zufrieden, hütete sich aber davor, etwas zu sagen. Er würde nichts tun, was auch nur ansatzweise die Gefahr in sich barg, sie zu verlieren.
»Und ich verwöhne dich«, sagte er. Sein Mund suchte ihre Lippen. Er küsste sie, spürte die sengende Hitze der Leidenschaft, vergaß alles um sich herum …
»Dein Handy klingelt!« Ihre nüchternen Worte rissen ihn aus seiner Erregung. Er hatte es nicht einmal gehört. Genervt griff er nach dem Handy auf dem Nachttisch und meldete sich.
»Ich warte immer noch auf deine Entscheidung«, vernahm er die kühle Stimme seines Auftraggebers.
Er schaute Ulrika an. Sie lag neben ihm, lockend, verlockend. Ihre schwarzen Haare auf ihrer weißen Haut. Ihre Zunge, die über die
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