Hochzeit in Hardingsholm
vollen, roten Lippen fuhr. Es gab nichts, was er nicht tun würde, um sie zu halten. Gleichzeitig wusste er, dass es ihn einiges kosten würde – vor allem Geld. Und Anstand. Ein hoher Preis, aber nicht zu viel.
»Okay«, sagte er entschlossen, »ich mache es!«
– 20 –
P olterabend!
Irgendwie hatte Lars sich das immer lauter, fröhlicher vorgestellt. Er stellte sich mit einem Bier ein wenig abseits und beobachtete das bunte Treiben um ihn herum.
Die Band spielte, und einige Gäste hatten sich auf der Tanzfläche eingefunden. Auch Linn und Erik tanzten ausgelassen miteinander.
Lars spürte den Stachel der Eifersucht, der mit schier unerträglicher Qual in ihm bohrte, und obwohl es so schmerzte, konnte er nicht anders, als die beiden zu beobachten.
Linn und Erik schienen alles um sich herum vergessen zu haben. Sie strahlten, bildeten beim Tanz eine perfekte Einheit, wie ein Paar, das sich gefunden hatte und wusste, dass es zusammengehörte.
Selber schuld, sagte er sich. All das hatte er gehabt, und er hatte es weggeworfen. Leichtfertig, fast schon mit brutaler Gewissenlosigkeit, weil er damals nur an sich selbst gedacht hatte.
Ein später Gast riss ihn aus seinen Gedanken. Der kleine, untersetzte Mann grinste über das ganze Gesicht, als er Lars sah. Paul Warborg. Er nahm ein Glas Champagner von dem Tablett, das eine Kellnerin ihm reichte, und trat zu Lars.
»Lars Torberg, der verlorene Sohn«, sagte er schmunzelnd. Lars hörte den Spott in seiner Stimme, er nahm den süßlichen Parfümgeruch wahr und mühte sich, nicht durch die Nase zu atmen. Er hatte Paul noch nie leiden können.
»Hej, Paul«, erwiderte er wenig enthusiastisch. »Wie geht es dir?«
»Ich kann nicht klagen. Und was ist mit dir? Seit wann bist du wieder hier?«
»Heute angekommen«, murmelte Lars und sah unwillkürlich wieder zu Erik und Linn hinüber. Paul Warborg folgte seinem Blick.
»Das muss eine ordentliche Überraschung für dich sein, dass dein Bruder ausgerechnet Linn heiraten wird, oder?«
Paul machte sich nicht einmal die Mühe, die Freude zu verbergen, die dieser Gedanke ihm offensichtlich bereitete. Nein, Lars mochte ihn nicht, diesen kleinen, miesen Emporkömmling, der zusammen mit seinem Bruder und Kalle in eine Klasse gegangen war. Paul hatte es schon in ihrer Kindheit und erst recht in der Jugend immer verstanden, seinen Vorteil zu nutzen. Er war ein Intrigant gewesen, der die Leute gerne gegeneinander ausspielte.
»Sie sind ein hübsches Paar«, erwiderte Lars betont gleichmütig. »Ich finde, die beiden passen sehr gut zusammen.«
Paul aber lachte nur gemein.
»Was macht das Geschäft?«, wechselte Lars das Thema. Es schien nicht so, als hätte Paul Warborg sich in den vergangenen fünf Jahren geändert, und es gab nichts, was er lieber tat, als mit seinen Erfolgen anzugeben.
Lars’ Taktik ging auf. Ein strahlendes Lächeln zog über Pauls feistes Gesicht.
»Es blüht und gedeiht. Ich bin inzwischen der größte Holzhändler in der Gegend. Vor zwei Jahren habe ich das Sägewerk der Franzens aufgekauft, letztes Jahr die Firma der Lindbergs.«
Lars mühte sich um eine beeindruckte Miene. Er nickte, während er aus den Augenwinkeln Erik und Linn beobachtete. Die beiden tanzten immer noch.
»Nicht schlecht«, sagte er zu Paul. »Herzlichen Glückwunsch.«
»Danke!« Paul sonnte sich sichtlich in diesem Lob. Dann bekam sein Blick etwas Lauerndes. »Und du? Ich habe gehört, du reist durch die Weltgeschichte. Wolltest du damals nicht eine eigene Kanzlei aufmachen?«
»Ich bin kein Büromensch«, sagte Lars. »Ich fühle mich nur wohl, wenn ich unterwegs bin.« An sein Jurastudium hatte er die letzten Jahre keinen Gedanken verschwendet. Es gehörte nicht mehr zu ihm und zu seinem Leben.
Es war Paul anzusehen, dass er dafür überhaupt kein Verständnis aufbrachte. Das war von einem erfolgsorientierten Angeber wie ihm wohl auch nicht zu erwarten, dachte Lars.
»Schade um dein Jurastudium«, sagte Paul, und diesmal glaubte Lars ehrliches Bedauern herauszuhören. Wahrscheinlich hatte Paul in Gedanken bereits ausgerechnet, was das Studium gekostet hatte. Verschwendete Zeit, verschwendetes Geld, das musste für ihn eine Katastrophe sein.
Paul runzelte die Stirn. »Du warst damals doch sogar der Beste deines Jahrgangs, wenn ich mich recht erinnere.«
Lars grinste. »Stimmt, aber ich bin eben auch ein spitze Tourenführer. Ich kenne mich in der Wüste Gobi genauso gut aus wie im Dschungel von Malaysia.«
Es war
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