Hochzeit in Hardingsholm
gefahren. Aber wenn er jetzt erst wieder nach Hause fuhr, um vom Wagen ins Boot umzusteigen, dauerte das länger, als wenn er sofort wendete und direkt nach Norrtälje fuhr.
Unterwegs telefonierte er mit Paul Warborg und sagte das Treffen ab.
»Schade«, sagte Paul. »Ich habe den Termin extra für dich freigehalten und dafür einen anderen Kunden vertröstet.«
Typisch Paul, spielte sich auf wie immer. Erik blieb trotzdem freundlich.
»Tut mir ehrlich leid, aber ich muss dringend zur Baustelle. Da gibt es offensichtlich Probleme.«
»Hoffentlich nichts Ernstes«, sagte Paul, aber Erik konnte das Lächeln in seiner Stimme förmlich hören.
»Davon gehe ich aus«, sagte er betont gelassen. Erik erwähnte die Polizei nicht – Paul war nicht nur ein Angeber, er zeigte auch gerne unverhohlen seine Schadenfreude, wenn andere Unternehmen in Schwierigkeiten gerieten. Und münzte deren Schaden in seinen Gewinn um, schließlich hatte er seine Firma in den letzten Jahren deutlich vergrößert, indem er überraschend insolvente Firmen aufgekauft hatte.
»Halt mich auf dem Laufenden«, sagte Paul, als Erik sich von ihm verabschieden wollte.
»Mach ich«, sagte Erik, obwohl er das keinesfalls vorhatte.
Er trat das Gaspedal noch ein wenig tiefer durch und erreichte nach einer gefühlten Ewigkeit endlich die Baustelle.
Das Gelände war abgesperrt, drei Polizeiwagen standen vor der Zufahrt zu dem Bau. Erik parkte den Wagen davor und bemerkte bei einem der Holzstapel erstaunt einen Beamten, der dort etwas abzuschaben schien, das er in kleine Plastikbeutel füllte.
Was tat er da nur? Erik sah sich nach Kalle um und entdeckte ihn etwas abseits zusammen mit einem Bauarbeiter und Nils, der in Kürze in das Haus einziehen würde. Erik seufzte. Ausgerechnet heute war Nils offensichtlich auf die Idee gekommen, sich vom Fortschritt der Arbeiten zu überzeugen, und in das hier, was immer es war, hineingeraten.
Nun, er würde Nils schon beruhigen können, sie kannten sich schließlich schon seit vielen Jahren. Kalle hingegen war offensichtlich sehr aufgeregt. Er diskutierte heftig mit einem Mann in einem hellen Trenchcoat.
»Die Vorderfront muss aber noch abgedeckt werden, damit es nicht reinregnen kann«, hörte Erik ihn jetzt sagen.
Der Mann schüttelte den Kopf und sagte etwas, was Erik nicht verstehen konnte. Er trat näher und stellte sich vor.
»Hej, ich bin Erik Torberg. Was ist hier eigentlich los?«
»Hauptkommissar Bengt Stenlund«, schnarrte der Mann im hellen Trenchcoat. Mit seinem akkuraten Haarschnitt, den schmalen, zusammengepressten Lippen und seiner Körperhaltung entsprach er genau dem Typ Fernsehkommissar, schoss es Erik durch den Kopf.
Stenlunds Hände schienen in seinen Manteltaschen festgeklebt zu sein, er nahm sie nicht einmal zur Begrüßung heraus.
»Gegen Sie liegt eine Anzeige vor«, klärte der Kommissar ihn auf. »Angeblich verarbeiten Sie Holz, das mit verbotenen Holzschutzmitteln behandelt wurde.«
»Wie bitte?«, fuhr Erik auf. »Wer erzählt denn solchen Blödsinn?« Er warf Kalle einen fragenden Blick zu, der aber zuckte nur mit den Schultern.
»Ich kann nur hoffen, das es sich um einen Irrtum handelt«, mischte sich Nils erbost ein. »Wir wollen Anfang des kommenden Monats einziehen.«
»Natürlich ist das ein Irrtum.« Erik warf ihm einen langen Blick zu. »Du kennst mich, Nils. Du solltest wissen, dass ich größten Wert auf natürliche Baumaterialien lege. Wir verwenden keine verbotenen Stoffe zur Holzbehandlung.« Er wandte sich wieder dem Kommissar zu. »Von wem stammt diese Anzeige?«
»Tut mir leid, darüber kann ich Ihnen keine Auskunft erteilen. Wir sind erst einmal hier, um zu überprüfen, ob die Vorwürfe der Wahrheit entsprechen. Dazu nehmen wir Proben des Holzes und lassen sie untersuchen. Bis die Ergebnisse vorliegen, sind die Arbeiten hier einzustellen. Das gilt übrigens für Ihre gesamte Firma. Alle Arbeiten sind einzustellen, kein Stück Holz wird die Firma verlassen, geschweige denn verarbeitet.«
»Das geht nicht.« Erik schüttelte entsetzt den Kopf. »Wir haben Liefertermine. Unsere Kunden können Schadenersatz verlangen, wenn wir nicht termingerecht fertig werden.«
»Genau«, nickte Nils zu Eriks Entsetzen. »Wir haben Verträge unterzeichnet und wollen rechtzeitig einziehen.«
Der Kommissar ignorierte Nils’ Bemerkung und wandte sich ausschließlich an Erik. »Sie verstehen offensichtlich den Ernst der Lage nicht. Sollte sich herausstellen, dass Sie
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