Hochzeit in Hardingsholm
Sportflitzer saß, den Erik ihr anlässlich ihrer Verlobung geschenkt hatte.
Das war jetzt etwas mehr als ein Jahr her, aber es erschien ihr wie in einem anderen Leben. Unendlich weit weg, so als hätte es nichts mit ihr zu tun.
Auf der Fahrt dachte Linn über die letzten Tage nach. Es war bereits das zweite Mal, dass ihr Lebensplan sich nicht erfüllt hatte. Damals mit Lars und jetzt die geplatzte Hochzeit mit Erik.
Vielleicht sollte ich aufhören zu planen und das Leben einfach geschehen lassen, dachte sie in einer Art bitteren Galgenhumors, der ihr allerdings sehr schnell verging, als sie Torberg-Bau erreichte.
Bereits vor der Einfahrt standen Polizeiwagen, außerdem sah sie zahlreiche Polizisten auf dem Gelände herumlaufen. Einer der Beamten am Tor bat sie in barschem Tonfall, weiterzufahren.
Linn zog ärgerlich die Brauen zusammen. »Lassen Sie mich sofort rein«, verlangte sie. »Ich bin die Verlobte von Herrn Torberg.«
Der Beamte zückte sein Funkgerät, entfernte sich ein paar Schritte und sprach mit jemandem durch das Gerät. Kurz darauf kam er zurück und öffnete wortlos das Tor.
Linn fuhr auf das Gelände, niemand behelligte sie jetzt noch. Als sie ins Büro trat, sah sie Eriks Sekretärin Monika mit hochrotem Kopf hinter dem Schreibtisch sitzen, den Telefonhörer ans Ohr gepresst. Die Stimme der jungen Frau klang ärgerlich.
»Nein, wir geben dazu keine Erklärung ab.«
Der Anrufer am anderen Ende schien hartnäckig zu sein.
»Sie können Herrn Torberg nicht sprechen«, sagte Monika kurz darauf sehr bestimmt, aber auch damit gab sich ihr Gesprächspartner offenbar nicht zufrieden.
»Ich habe nein gesagt«, rief die Sekretärin schließlich in den Hörer, den sie danach wütend auflegte, ohne sich zu verabschieden. Das Telefon klingelte sofort wieder.
Monika wies auf das Gerät. »So geht das schon den ganzen Tag.« Sie schien zu überlegen, ob sie das Gespräch annehmen sollte, hob aber schließlich den Hörer ab und meldete sich in geschäftsmäßigem Ton: »Torberg-Bau, guten Tag.« Sie lauschte dem Anrufer und sagte schließlich: »Nein, wir haben dazu nichts zu sagen.« Auch diesmal knallte sie den Hörer auf, ohne sich zu verabschieden.
»Was ist hier los?«, wollte Linn wissen.
Das Telefon auf dem Schreibtisch der Sekretärin klingelte erneut, aber diesmal nahm Monika nicht ab.
»Ich weiß es auch nicht so genau«, antwortete sie und hob dabei hilflos die Schultern.
»Wo ist Erik?«, wollte Linn wissen.
»Er ist unterwegs, um seinen Bruder abzuholen«, erwiderte Monika. »Rechtsanwalt Martens ist im Moment nicht zu erreichen.«
»Stimmt es, dass die Polizei die Firma geschlossen hat?«, wollte Linn wissen. So ähnlich hatten sich die Hausmädchen ausgedrückt. Sie hatten es vorsichtig umschrieben, aber so wie es hier aussah, schien es mehr als ein Gerücht zu sein.
»Das ist alles ein Missverständnis.«
Linn fuhr herum. Erik betrat mit Lars das Büro und hatte ihre Frage offensichtlich gehört. Linn erschrak. So erschöpft hatte sie Erik selten gesehen.
Das alles hier machte ihr Angst. Die Existenz des Unternehmens stand offensichtlich auf dem Spiel, mehr aber machte ihr die Ungewissheit zu schaffen. Etwas, das Bestand hatte, solange sie denken konnte, drohte auseinanderzubrechen. Erik würde es kaum verkraften, wenn das Erbe seines Vaters zerstört wurde, wodurch auch immer. In einem Punkt war Linn sich sicher: Erik hatte niemals etwas Illegales getan!
»Erik, sag mit bitte endlich, was passiert ist«, bat Linn drängend.
»Wir wissen auch nicht genau, was los ist«, sagte Lars an Eriks Stelle. »Aber wir werden es herausfinden.«
Wir? Linn war überrascht, dieses Wort aus seinem Mund zu hören.
»Jetzt muss ich erst einmal diesen Kommissar Stenlund sprechen«, fuhr Lars fort.
Die Stimmung im Büro veränderte sich schlagartig, als ein uniformierter Beamter und ein Mann im Trenchcoat ohne anzuklopfen das Büro betraten, während Lars noch sprach.
»Ich bin Kommissar Stenlund«, stellte sich der Mann im Trenchcoat vor und wandte sich gleich darauf an Erik. »Die Untersuchungen haben tatsächlich ergeben, dass Sie ein hochgiftiges Holzschutzmittel verwenden.«
»So ein Quatsch!«, rief Erik sichtlich erregt aus. »Das kann einfach nicht sein.«
»Es ist aber so«, erwiderte der Kommissar mit stoischer Ruhe. »Herr Torberg, ich muss Sie bitten, mich zu begleiten. Alles Weitere klären wir auf dem Präsidium.«
»Moment«, mischte Lars sich ein und stellte sich
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