Hochzeit in Hardingsholm
kann ich Lara nicht im Stich lassen.« Hellen schüttelte den Kopf. »Es geht einfach nicht!«
Eine ganze Weile schwiegen sie, beschäftigten sich ausschließlich mit dem Essen, bis Torsten plötzlich fragte: »Ist es wirklich nur wegen Lara?«
Hellen fiel vor Schreck beinahe die Gabel aus der Hand. Sie starrte Torsten an, wusste nicht, was sie sagen sollte. Dann lachte sie nervös auf.
»Ich weiß nicht, was du meinst. Weswegen sollte ich denn sonst hierbleiben wollen?« Hellen schaute sich um, machte eine ausholende Handbewegung. »Mal abgesehen von der traumhaften Landschaft hier.«
Es sollte scherzhaft klingen, kam aber nicht so an. Weder folgte Torsten ihrer Handbewegung mit dem Blick, noch verzog er eine Miene. Er sah nur sie an, hatte das Besteck inzwischen auf dem Teller abgelegt.
»Bitte, Torsten«, bat sie, »verdirb uns doch jetzt nicht den schönen Abend.«
»An mir liegt es nicht«, sagte er leise. »Du hast dich verändert, und ich wüsste gerne, warum das so ist. Ob es vielleicht an mir liegt.«
Auch diesmal sah Hellen ihn nicht an, sondern stocherte im Fisch herum. »Es … ist … alles sehr … kompliziert«, sagte sie und legte zwischen den einzelnen Worten Pausen ein. Er verlangte eine Erklärung, hatte sie sicher auch verdient – aber sie konnte ihm keine geben.
Hellen hob den Kopf, vermied es aber, ihn anzusehen. Ihr Blick fiel auf das Wasserflugzeug, und dann kam ihr der rettende Gedanke.
»Hast du Lust, mit mir zu fliegen?«, fragte sie. In der Luft, da fühlte sie sich wohl und sicher. Da wurden die Dinge winzig klein, die sie auf dem Boden belasteten.
Torsten sah sie lange an und nickte zu ihrer Erleichterung schließlich. »Okay«, sagte er, »lass uns fliegen.«
– 51 –
E r hatte angerufen und um ein Treffen gebeten. Lara war sich nicht sicher, ob sie dem auch zugestimmt hätte, wenn Torsten nicht aufgetaucht wäre. Aber so konnte sie ihm und Hellen ein bisschen Zweisamkeit lassen.
Eigentlich hatte Magnus zu ihr kommen wollen, aber das hatte sie abgelehnt, und so trafen sie sich in dem kleinen Café am Fjord, wo es den besten Käsekuchen der Welt gab. Einen Käsekuchen ohne Boden.
Magnus wartete bereits auf sie, als sie fünf Minuten zu spät ankam. Er sah sie nicht sofort, und sie bemerkte, dass er unruhig von einem Bein aufs andere trat und dabei immer wieder auf seine Armbanduhr schaute. Als würde er spüren, dass er beobachtet wurde, sah er auf einmal in ihre Richtung. Sein Gesicht strahlte auf, mit ausgebreiteten Armen ging er auf sie zu.
»Endlich!« Er nahm sie in die Arme. Laras Körper versteifte sich, aber er schien es nicht zu bemerken und beugte sich vor, um sie auf den Mund zu küssen.
Lara drehte den Kopf zur Seite, und sein Kuss landete auf ihrer Wange.
Jetzt wirkte er doch verwirrt, fing sich aber schnell wieder und führte sie zu einem der Tische direkt am Wasser. Neben ihnen wuchs eine Trauerweide, deren Äste die Wasseroberfläche berührten. Wellen schwappten gegen das grasbewachsene Ufer. Ein Kiesweg führte von der Wiese zum Gasthaus, das sich mit seinem roten Anstrich und den weiß abgesetzten Fensterrahmen und Türen kaum von den Wohnhäusern in der Umgebung unterschied.
Eine doppelflügelige, weit geöffnete Hintertür wies den Weg ins Innere des Cafés. Dort in der schönen Gaststube war es auch sehr gemütlich, vor allem mit dem riesigen Kamin, der im Winter angezündet wurde.
Lara spürte leichte Wehmut in sich aufsteigen, als sie an den letzten Winter dachte. Es hatte viel Schnee gegeben, und die Temperaturen hatten Flüge kaum zugelassen. Es war eine sehr stille, besinnliche Zeit gewesen.
Sie war oft mit Magnus in diesem Café gewesen, hatte mit ihm zusammen an einem der Tische gesessen, Kuchen gegessen und heißen Kakao getrunken, während es draußen schneite. Es war die wohl glücklichste Zeit in ihrer Beziehung gewesen. Im Winter hatte sie noch geglaubt, dass es für länger, vielleicht sogar für immer sein könnte.
Das war gerade einmal ein paar Monate her, und nun stand sie vor dem Ende ihrer Beziehung.
Eine Kellnerin kam und erkundigte sich nach ihren Wünschen. Sie bestellten beide Käsekuchen und Kaffee. Als die Kellnerin gegangen war, griff Magnus über den Tisch nach ihren Händen, die mit einer Serviette spielten.
»Du fehlst mir«, sagte er.
Lara entzog ihm sanft ihre Hände und legte sie in ihren Schoß. Sie registrierte den Schatten, der über sein Gesicht huschte.
»Vermisst du mich denn kein bisschen?«, fragte
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