Hochzeit in St. George (German Edition)
nehmen Sie doch die Heiratsurkunde mit Ich habe eine Abschrift davon hier. Wenn Sie diese brauchen, hole ich sie gerne…«
»Bloß nicht!« rief Roger aus. »Darin steht doch, Gervaise de la Falaise sei der Bräutigam. Haben Sie das vergessend Nein, diese Urkunde sollte am besten vernichtet werden. Sie kann unseren Plänen nur schaden.«
»Ihren Plänen«, stellte Mylady richtig.
»Meinen Plänen«, gab Roger zu. »Aber sagen Sie, ist es nicht auch für Sie eine Beruhigung, Ihre Schwägerin wohlversorgt zu wissen, wenn dieser Mr. Willowby am Galgen baumelte? Oder wäre es Ihnen lieber, Catharine kehrte hierher in ihr Vaterhaus zurück?«
»Bloß nicht!« rief Mylady erschrocken aus.
»Dachte ich mir«, sagte Roger zufrieden. »Also werden Sie mit mir kommen und bezeugen, daß Catharine meine Frau ist.«
Irgend etwas behaupten, um unliebsamen Menschen zu schaden, war eine Sache. Einen Meineid vor einem englischen Friedensrichter zu schwören, eine andere. »Ich kann Henry nicht so lange allein lassen, es geht ihm nicht gut«, sagte Mylady daher.
»Ach, der gute Henry«, antwortete Roger spöttisch. Diese Ausrede war zu leicht zu durchschauen. »Er fühlt sich nicht wohl? Das bedaure ich sehr.«
»Tun Sie nicht«, fiel ihm Esther schroff ins Wort »Sie haben meinen Gatten nie leiden können. Ich habe eine andere Idee, was den Zeugen betrifft: der Pfarrer. Wie wäre es, wenn Sie den Pfarrer mit nach Winchester nehmend Pater Rochus ist noch immer für St. George tätig. Sicher wird er sich an die Trauung noch erinnern. Urid wenn nötig, wird das sein Gedächtnis auffrischen.«
Lady Milwoke begab sich zu ihrem Sekretär, öffnete eines der kleinen Schublädchen und warf Roger einen Lederbeutel, prall gefüllt mit Scheinen und Münzen, zu. »Das sollte ausreichen, um Ihre Reise zu finanzieren. Und vergessen Sie nicht, Catharine gleich nach Frankreich mitzunehmen. Ich möchte sie nicht mehr in meiner Umgebung sehen.« Dann nahm sie ein weißes Kärtchen, um mit dem Federkiel Namen und Adresse des Friedensrichters aufzuschreiben.
»Ihr Wunsch ist mir Befehl«, erklärte Roger grinsend, nachdem er auch die Karte genommen hatte. »Es tut gut, so treue Freunde wie Sie zu haben. Leben Sie wohl, meine Teure. Ich muß mich auf die Suche nach dem Pfarrer machen.« Er beugte sich über Myladys Hand und verließ, in bester Laune das Stadtpalais.
Es war um dieselbe Zeit, da der Marquis de la Falaise das Haus des Herzogs von Milwoke verließ, um sich auf die Suche nach dem Pfarrer von St. George zu machen, als Catharine Willowby nervös im Empfangssalon von Wild Rose Manor auf- und abschritt. Mehr als vierundzwanzig Stunden waren seit dem Besuch bei Sir Streighton vergangen, und noch immer kein Lebenszeichen von Richard.
Sie hatte Kermin zu dem Haus geschickt, in dem ihr Mann gefangengehalten wurde. Er sollte mit der Kutsche warten, jederzeit bereit, seinen Herrn nach Hause zu bringen. Mrs. Mellvin war rührend sowohl um das Wohlergehen ihrer neuen Herrin als auch um die Vorbereitungen für die Rückkehr des nunmehrigen Viscount Willowby besorgt. Es schien, als habe Catharines freundliche Haltung zu ihrem kleinen Neffen Hermes jedes Eis gebrochen. Mrs. Mellvin fand sich ohne weiteren Widerstand mit der Tatsache ab, daß Wild Rose Manor eine neue Herrin besaß.
»Nun kann es aber nicht mehr lange dauern, bis Seine Lordschaft zurückkommt«, sagte sie eben von der Tür her, ein breites Tablett in ihren Händen. »Ich habe mir erlaubt, Ihnen Tee und Kuchen zu bringen. Sie haben ja heute mittag kaum etwas angerührt, Mylady. Sie sollten ein bißchen essen. Sie sind doch ohnehin schon so schlank. Glauben Sie mir, es ist wichtig, daß Sie bei Kräften bleiben.« Sie hatte das Tablett abgestellt und begann nun damit, die Tasse für Catharine einzuschenken.
»Ich habe die Kupferbadewanne für Mylord richten lassen«, erklärte sie, als Catharine die Tasse mit einem dankbaren Nicken in Empfang nahm. »Sicher wird er baden wollen nach all den Strapazen im Kerker. Wenn ich nur daran denke, daß der Mörder weiterhin frei herumläuft, wird mir angst und bange. Wer, frag' ich mich, wer kann es wohl gewesen sein? Wer ist imstande, so etwas Grauenvolles zu tun?«
Das fragte sich Catharine auch. Und nicht zum ersten Mal. Doch sie fragte sich auch, wem es wohl nützen konnte, daß Richard für dieseTat büßte, die er nicht begangen hatte. Mord wurde mit dem Tod am Galgen bestraft. Wer profitierte davon, daß Richard starb?
Der
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