Hochzeit in St. George (German Edition)
lieber in zwei Stunden«, sagte er, worauf sein Bruder mit anzüglichem Grinsen das Schlafgemach verließ.
Als das Ehepaar Willowby geraume Zeit später das Speisezimmer betrat, fanden sie George und Cousin Alfred in einer lebhaften Diskussion.
»Wir überlegen gerade, wer der Mörder sein könnte«, klärte sie George auf, als die beiden Platz genommen hatten.
»Wenn ich Catharine recht verstanden habe«, begann Richard und schlug dabei einen absichtlich harmlosen Tonfall an, »so verdächtigt sie dich, Bruder.« Nach diesen Worten begann er, sich seelenruhig eine breite Scheibe des Beinschinkens abzusäbeln.
»Doch nicht George!« rief Alfred fassungslos. »Was für einen Grund sollte er haben, seinen Vater zu töten? Er ist doch auch ohne Wild Rose Manor geradezu unverschämt reich.«
Catharine sah in das fröhlich grinsende Gesicht ihres Schwagers und verwünschte ihren vorschnell geäußerten Verdacht. George Willowby sah gar nicht so aus, wie sie sich einen Mörder vorstellte.
»Catharine meinte, du seist auf den Titel aus gewesen«, ließ Richard nicht locker.
Mrs. Mellvin erschien, um frischen Tee einzuschenken und die Herrschaften nach ihren Wünschen zu fragen. Sie wäre sichtlich noch gerne im Raum geblieben und hätte dem Gespräch gelauscht, doch Catharine schickte sie freundlich, aber bestimmt nach draußen. »Danke, Mrs. Mellvin«, sagte sie. »Es ist alles wunderbar vorbereitet. Wir bedienen uns selbst Wenn wir Hilfe brauchen, werden wir läuten.«
»Du vergißt, daß du der Erbe des Titels bist«, meinte George an seihen Bruder gewandt, als die Haushälterin das Zimmer verlassen hatte. »Was nützt mir also der Tod unseres Vaters?«
»Er nützt dir dann etwas«, wandte Richard ein, »wenn du mich als Mörder an den Galgen bringst.«
»Dich als Mörder…!« rief George. »Hast du ihn denn umgebracht?«
»Nein, natürlich nicht Aber irgend jemand scheint Interesse daran zu haben, mir den Mord in die Schuhe zu schieben. Ich saß die letzten Tage dafür im Gefängnis, mußt du wissen.«
George war sichtlich erschüttert. »Du saßt im Gefängnis? Wenn das nicht eine bodenlose Unverschämtheit ist! Wer ist der Friedensrichter? Wir müssen mit ihm sprechen!«
»Der Friedensrichter ist Sir Thomas Streighton. Du kennst ihn sicherlich noch. Du warst vor Jahren einmal in seine Tochter verliebt. Erinnerst du dich? Catharine hat bereits mit ihm gesprochen. Das ist der Grund, warum ich jetzt wieder als freier Mann vor dir sitze.«
»Tatsächliche« fragte George interessiert. »Wie ist es dir gelungen, Richard freizubekommen, Catharine? Ich darf dich doch Catharine nennen? Schließlich sind wir ja jetzt verschwägert, nicht wahr? Mein Name ist George.«
»Catharine hat sich für mich eingesetzt und Sir Streighton von meiner Unschuld überzeugt. Sie hat ihm einen Brief des Herzogs von Milwoke übergeben, der sich für mich verwendete«, erklärte Richard.
»Der Herzog von Milwoke!« rief Alfred aus. »Ich wußte gar nicht, daß du Freunde in so erlauchten Kreisen hast, Richard.«
»Habe ich gar nicht«, grinste dieser. »Der Herzog ist mein Schwager.« Er hatte diese Neuigkeit in der letzten Nacht erfahren und brannte darauf, Bruder und Vetter zu überraschen. »Catharine ist seine einzige Schwester.«
»Donnerwetter! Wir haben eine Herzogstochter in der Familie. Wer hätte das gedacht? Glückwunsch, Bruder. Du mußt mir einmal erzählen, wie es dir gelungen ist, in den Hochadel einzuheiraten.«
»Sie sind die Schwester eines Herzogs?« murmelte Alfred. »Und ich dachte, Sie seien Französin, oder zumindest zur Hälfte, Halbfranzösin sozusagen.«
Richard runzelte die Augenbrauen. »Du warst das also, der Vater diesen Unsinn in den Kopf gesetzt hat«, stellte er ärgerlich fest. »Er hat Catharine stets als ›Halbfranzösin‹ bezeichnet, wenn er von ihr sprach. In diesem letzten Gespräch bevor er starb. Wie kamst du dazu, ihm die Unwahrheit in den Kopf zu setzen, wenn du doch wußtest, wie sehr er die Franzosen haßte?«
»Aber ich… aber ich…«, stotterte Alfred zu seiner Verteidigung, »aber ich habe doch gar nicht mit ihm gesprochen.
Erinnere dich, dein Vater war schon tot, als ich hier eintraf. Dein Diener, Mrs. Mellvin, jeder kann das bezeugen.«
»Ich spreche nicht von diesem Mal«, fuhr ihn Richard ungehalten an.
»Ich spreche von deinen zahlreichen vorangegangenen Besuchen bei meinem Vater.«
»Alfred hat Vater oftmals besucht?« erkundigte sich George erstaunt.
»Habe ich
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