Hochzeit in St. George (German Edition)
überhaupt, daß du dich noch immer auf Wild Rose Manor aufhältst? Ich dachte, deine Tante erwartet dich sehnsüchtig?«.
Catharine hatte sich aus dem Arm ihres Gatten losgemacht und begann nun, die Wangen gerötet, im Spiegel den Sitz ihrer Frisur zu überprüfen.
»Aber du weißt doch, daß der Inspektor sagte, wir sollen auf Wild Rose Manor bleiben. Ich hoffe, es kommt dir nicht ungelegen. Sicherlich hat Sir Streighton nichts dagegen, wenn ich in ein Gasthaus ziehe, falls meine Anwesenheit hier nicht länger erwünscht ist.« Der Tonfall zeigte deutlich seine gekränkten Gefühle.
»Unsinn!« widersprach Richard gutmütig. »Du kannst so lange bleiben, wie du willst. Ich muß mich jedoch dringend frisch machen, wenn du gestattest. Dort, wo ich mich in den letzten Tagen aufgehalten habe, waren die hygienischen Bedingungen nicht gerade das, was sich ein Gentleman vorstellt.«
»Mrs. Mellvin hat dir bereits ein Bad gerichtet«, meldete sich Catharine zu Wort.
»Fein.« Richard grinste und reichte ihr die Hand. »Komm mit, holdes Eheweib. Du mußt mir den Rücken schrubben.«
Mit diesen Worten eilte er zur Treppe und zog Catharine hinter sich her, die ihm errötend, aber doch lachend folgte. Sie ließen einen völlig schockierten Alfred Willowby in der Halle zurück.
XVIII.
Es war erst im frühen Morgengrauen, als das Ehepaar Willowby in erschöpften Schlaf fiel. Catharines Kopf ruhte in der Armbeuge ihres Gatten, die Wange an seinen nackten Oberkörper gepreßt. Ihre Miene war glücklich und gelöst. Und sie wären sicher gerne noch länger so eng umschlungen zusammengelegen, doch sie wurden zu ungewohnt früher Stunde unsanft aus dem Schlaf gerissen.
»He, Ric, alter Knabe. Aufwachen! Vater ist tot, wurde mir berichtet. Hab' schon schlimmere Nachrichten gehört.«
Während sich Richard verschlafen die Augen rieb und sich nicht ganz klar zu sein schien, wo er sich überhaupt befand, setzte sich Catharine mit einem Ruck auf. Die Decke bis zum Kinn hochgezogen, starrte sie den fremden Mann an ihrem Bettende an. Sie hatte ihn noch nie gesehen, und doch war er ihr seltsam vertraut. Die dichten, blonden Locken, die strahlenden blauen Augen, er sah aus wie einejüngere Ausgabe von Richard. Nur die Lippen waren breiter, das Kinn runder als das ihres Gatten.
Richard hatte sich nun auch im Bett aufgesetzt. »George«, murmelte er, »welch unpassende Zeit, hier hereinzuplatzen. Und paß auf, was du sagst. Vater wurde ermordet, wie du sicher weißt. Wenn man dich so sprechen hört, könnte man dich glatt für seinen Mörder halten.«
»Unsinn!« grinste sein Bruder und nahm ungeniert auf der Bettkante Platz. »War gar nicht in Winchester zur fraglichen Zeit. Und überhaupt, hätte ich Vater umbringen wollen, dann hätte ich jahrelang viel triftigere Gründe dazu gehabt als eben jetzt.«
»Und der Titel?« entfuhr es Catharine. Kaum hatte sie die Worte gesagt, hätte sie sie am liebsten wieder zurückgenommen. Nun aber hatte sie dem vermutlichen Mörder ihren Verdacht verraten und ihm damit die Möglichkeit gegeben, seine Verteidigung vorzubereiten. George blickte sich zu ihr um, als hätte er erst jetzt ihre Anwesenheit wahrgenommen.
»Oh, entschuldige bitte, Catharine«, sagte Richard reumütig. »Ich habe vergessen, ihn dir vorzustellen. Das, meine Liebe, ist mein Bruder George, George, das ist meine Gemahlin Catharine, Lady Willowby.«
George sprang auf und hätte wohl Catharines Hand ergriffen, wenn sie diese nicht unter der Bettdecke versteckt hätte.
»Du bist verheiratet, Ric? Welche Überraschung! Ich bin entzückt, Madam, so eine reizende Schwägerin zu haben.«
»Ich danke Ihnen, Sir. Aber vielleicht sollten wir die Unterhaltung in einer Umgebung fortsetzen, die, äh… passender ist.«
»Passender?« fragten Richard und George wie aus einem Munde.
Catharine mußte wider Willen lachen. »Man merkt, daß ihr beide Brüder seid«, stellte sie fest. »Typische Willowby-Brüder. Jedem anderen wäre es wohl aufgefallen, daß es völlig unpassend für eine Dame ist, mit einem wildfremden Mann zu plaudern, der unerwartet vor ihrer Bettkante steht.«
Richard lachte schallend auf und legte seiner Gattin mit liebevoller Geste den Arm um die Schulter. »Bei jedem anderen hätte ich da auch sehr wohl etwas dagegen. Aber das ist ja nur George. Dennoch hast du recht. Zeit, daß du verschwindest, Bruder. Wir treffen uns in einer Stunde zum Frühstück.«
Er waif Catharine einen aufreizenden Blick zu. »Oder
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