Hochzeit in St. George (German Edition)
spöttisch. »Komm, meine Liebe, blas die Kerze aus. Ich habe keine Lust, Detektiv zu spielen. Ich möchte so gerne schlafen.«
»Den Schlüssel des Sekretärs vielleicht«, meinte Catharine, die seine letzten Worte geflissentlich überhört hatte.
Richard war mit einem Schlag hellwach. »Den Schreibtisdischlüssel? Warum sollte Alfred Interesse daran haben, was Vater dort aufbewahrte? Allerdings, wollte er heute mittag nicht verhindern, daß ich ihn öffne? Wir werden gleich wissen, ob du recht hast.«
Er sprang aus dem Bett und zog sich eilig wieder den Morgenmantel an.
»Ich habe den Schlüssel in meiner Westentasche«, erklärte er, während er den Gürtel verknotete. »Ich werde nachsehen, ob er fehlt.« Mit diesen Worten stürmte er aus dem Zimmer. Catharine beeilte sich, ihm zu folgen. Richard riß seine Kleider auseinander, fand seine Weste, durchwühlte die Taschen und ließ einen entrüsteten Aufschrei hören: »Weg! Tatsächlich weg! Du hattest recht, Catharine. Alfred hatte es auf den Schreibtischschlüssel abgesehen. Na warte, wenn ich diesen Kerl erwische!«
Rasch knöpfte Catharine ihren Morgenmantel zu. »Hast du nicht Angst, daß er dir etwas antun könntet« wollte sie wissen.
»Alfred?« fragte Richard entrüstet. »Mit diesem Schwächling nehme ich es allemal auf.«
Er stürmte aus dem Zimmer, den Gang entlang und riß die Tür zur Bibliothek auf. Catharine eilte hinter ihm her. Sie kamen gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Alfred einen Stoß Blätter ins Feuer warf, das er kurz zuvor entfacht haben mußte.
»Was hat das zu bedeuten?« rief Richard und stürmte zum Kamin, um eines der Papiere, das noch nicht Feuer gefangen hatte, in Sicherheit zu bringen.
»lies es nicht, Richard! Ich bitte dich!« flehte Alfred.
»…hat kürzlich geheiratet…« las Richard, »war mit Bridgegate in Hastings…« Er blickte von dem Bogen auf und starrte Alfred ungläubig an. »Das ist doch deine Schrift, nicht wahr, Alfred? Kannst du mir vielleicht sagen, was ich von dem da halten soll?«
Catharine hatte sich auf die Zehenspitzen gestellt, um ihrem Gattenüber die Schulter zu sehen. Nun überflog auch sie das Schreiben, das Richard in Händen hielt Es schien sich um einen Brief zu handeln. Ein Brief an den Viscount Willowby gerichtet, da er die Anrede »Hochverehrter Onkel« trug. Das Schreiben enthielt eine genaue Aufstellung darüber, wie Richard Willowby und Lord Bridgegate ihre Tage verbrachten. Es beinhaltete Details über Verluste an Spieltischen, verlorene Pferdewetten und neue Bekanntschaften. Richard Willowbys Hochzeit wurde geschildert, bei der der Schreiber unglücklicherweise nicht anwesend war, er versprach jedoch, sein Bestes zu tun, um baldmöglichst Auskunft über die Herkunft der Braut geben zu können.
»Nun weißt du es also«, ließ Alfred sich schuldbewußt vernehmen. Doch es klang auch so, als sei ihm eine große Last von den Schultern genommen, diese Aufdeckung nicht länger fürchten zu müssen.
»George hatte recht. Es war tatsächlich ich, der euren Vater über dein Leben und das des Beau auf dem laufenden hielt.«
»Aber wir sind doch Vettern«, wandte Richard ein, der das alles nicht fassen konnte. »Und Bridge und du, ihr seid Freunde, recht gute Freunde, dachte ich.«
»Wir waren wohl Freunde«, berichtigte ihn Alfred mit trauriger Stimme. »Sicher will er nichts mehr von mir wissen, jetzt, da meine Schandtat ans Licht kam.«
»Aber warum, Alfred?« meinte Richard. »Ich verstehe nicht, warum du das getan hast.«
Alfred machte eine resignierte Geste. »Dein Vater bezahlte gut«, sagte er schließlich.
»Vater zahlte für diese Briefe?« vergewisserte sich Richard entgeistert.
»Ja und nicht schlecht, wie gesagt«, bestätigte sein Vetter. »Ich habe sonst keine Einkünfte, weißt du. Um mir das. Leben an eurer Seite leisten zu können, war ich auf das Geld deines Vaters angewiesen. Ich habe ihn vor Jahren einmal besucht und ihn um Geld gebeten. Er stimmte zu, mir vierteljährlich eine gewisse Summe zu überlassen. Doch er stellte die Bedingung, daß ich ihm als Gegenleistung die gewünschten Informationen zukommen lasse. Und das habe ich getan. Ich hatte keine andere Wahl.« Alfred seufzte. »Ich verstehe, wenn du mich nicht länger unter deinem Dach haben willst,Richard. Ich werde sofort meine Koffer packen und in einen Gasthof ziehen.«
»Du wirst gar nichts«, bestimmte sein Vetter, »zumindest nicht in dieser Nacht.« Er begann, die Papiere, die Alfred auf
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