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Hochzeit in St. George (German Edition)

Hochzeit in St. George (German Edition)

Titel: Hochzeit in St. George (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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Großmutter geerbt hatte, hatten sie gehofft, er würde sich seiner familiären Verpflichtungen entsinnen. Und nun war es also soweit. Endlich hatte sich jemand gefunden, der Hettys Wunsch, in die Gesellschaft eingeführt zu werden, erfüllte. Befreit aufatmend, daß diese unangenehme Aufgabe von ihren Schultern genommen wurde, stimmten sie einer baldigen Abreise mit Freuden zu. Dies um so mehr, da sich Madame de la Falaise tatsächlich bereit erklärt hatte, Hetty zu begleiten. Catharine wohnte nun schon seit vier Tagen im Hause ihres Onkels. Die Tage der Ruhe und der Zurückgezogenheit trugen viel dazu bei, daß sie sich von den Plagen der stürmischen Überfahrt erholte. Sie führten ihr aber auch deutlich vor Augen, daß sie sich dringend nach einer Arbeit umsehen mußte. Ihre Barschaft war bereits geschrumpft. Und sie hatte nicht vor, ihren Verwandten, die sie so freundlich aufgenommen hatten, allzu lange auf der Tasche zu liegen. Daß sie sich in Brighton nach einer Dienststelle umsah, kam nicht in Frage. Ihr Onkel war nicht in ihre Pläne eingeweiht. Sicher würde er es nicht dulden,daß sic sich in einem fremden Haushalt verdingte. Hettys Bitte, sie zu begleiten, kam daher wie gerufen. Vielleicht konnte die reiche Mrs. Willowby davon überzeugt werden, Catharine in ihre Dienste zu nehmen. Wenn nicht, so verfügte die Dame bestimmt über einen ausgedehnten Freundinnenkreis, in dem sie sie empfehlen könnte.
    An diesem Morgen waren sie in die geräumige, altmodische Reisekutsche gestiegen, die sie in die Hauptstadt bringen sollte. Auf dem Dach türmten sich Koffer und Hutschachteln. Der Abschied von Tante Mable war tränenreich gewesen, und die Tante hatte ihnen viele gute Wünsche und wohlgemeinte Ratschläge auf ihren Weg mitgegeben. Onkel Jonathan hatte verfügt, daß sie in einem gemächlichen Tempo zu reisen hatten, um Catharine nicht über Gebühr anzustrengen. So würden sie an diesem Tage lediglich bis Tunbridge Wells fahren, wo in der Poststation »Zum Goldenen Anker« Zimmer für die Nacht reserviert waren.
    Sie erreichten den Gasthof am späten Nachmittag. Er war inmitten einer Häuserzeile an der breiten Hauptstraße gelegen. Die verschiedenen Formen und Farben der umliegenden Gebäude riefen Hettys Begeisterung hervor.
    »Bitte, Catharine, laß uns Spazierengehen, sobald wir das Nötigste ausgepackt haben. Ich möchte mir so gerne die Auslagen der Läden und Geschäfte ansehen. Im letzten Jahr bin ich kaum aus Brighton hinausgekommen. Wie begierig bin ich zu sehen, was es auf der Welt sonst noch Interessantes zu bestaunen gibt.«
    Catharine lachte amüsiert auf. Hetty mußte wirklich ein sehr zurückgezogenes Leben geführt haben, wenn sie Tunbridge Wells für die große, weite Welt hielt. Sie stimmte einem Bummel durch den Ort gerne zu. Vor vielen Jahren, sie war damals vielleicht sechs oder sieben Jahre alt gewesen, hatte sie ihre Großmutter hierher begleiten dürfen. Tunbridge war damals ein sehr beliebter Kurort der adligen Gesellschaft gewesen, wenn die Stadt auch nie an die Beliebtheit von Bath oder Brighton heranreichen konnte. Sicher hatte sich seit damals viel verändert. Neugierig blickte sie sich um. Ob sie wohl irgend etwas entdeckte, das sie an den Aufenthalt in ihrer Kindheit erinnern würde?
    Die Zimmer waren rasch bezogen. Simon, der Kutscher, war es gewöhnt, mit seinen Herrschaften zu verreisen, wenn diese im Sommer nach Rye übersiedelten oder auch, wenn Seine Lordschaftalleine in die Hauptstadt fuhr oder auf Landsitze, um an Jagdgesellschaften teilzunehmen. Ohne zu zögern, übernahm er die Rolle des herrschaftlichen Dieners. Er kümmerte sich nicht nur darum, daß die Pferde ordentlich untergebracht wurden, sondern auch darum, daß es den beiden Damen an nichts fehlte. Die Betten schienen sauber, so daß man die von Tante Mable vorsorglich eingepackten frischen Bettlaken nicht benötigte. Die Zimmer waren gut durchlüftet, und in den Kaminen loderte ein freundliches Feuer.
    Catharine ließ sich in den weichen Lehnstuhl fallen, der neben ihrem wuchtigen Himmelbett stand, und streckte wohlig die Glieder. Die Atmosphäre, die sie umgab, war so typisch englisch. Erinnerungen an eine glückliche Kindheit. Es war, als würde alle Last, alles Schwere mit einem Mal abfallen. Es war, als wäre sie in diesem Augenblick heimgekehrt. Sie war nun dreiundzwanzig Jahre alt. Die Zukunft lag noch vor ihr. Sie würde es nicht zulassen, daß wieder andere diese Zukunft gestalteten. Sie, und nur

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