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Hochzeit in St. George (German Edition)

Hochzeit in St. George (German Edition)

Titel: Hochzeit in St. George (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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verschlossenes Kuvert. Angeblich hatte er es in Gervais’ Kommode im Schlafzimmer gefunden, in das er, als der neue Hausherr, bereits eingezogen war. Der Briefumschlag enthielt ebenfalls ein Testament des letzten Marquis. Der Unterschied war jedoch, daß in diesem Schreiben Roger als der Alleinerbe des gesamten Vermögens eingesetzt wurde.
    Der Advokat rückte seine Brille zurecht und studierte eingehend die Handschrift. »Hier scheint es sich tatsächlich um den Letzten Willen von Monsieur le Marquis zu handeln«, stellte er schließlich fest.
    »Dieses Schreiben wurde nach dem Testament verfaßt, das ich gestern vorgelesen habe, das ergibt sich aus dem Datum. Es dürfte sich um das später verfaßte und damit gültige handeln. So leid es mir tut, Madame«, fügte er, an die fassungslose Catharine gewandt, hinzu, »wir haben diesen Letzten Willen zu respektieren.«
    Roger war nun wieder allerbester Laune und warf ihr unverhohleneinen triumphierenden Blick zu. Doch Catharine wollte das nicht unwidersprochen hinnehmen. Sie wußte, daß Roger ein Meister im Fälschen von Schriften war. Das hatte er bei der Unterschrift; auf ihrer Heiratsurkunde und nicht zuletzt bei den Briefen an ihren Vater bewiesen. Vier ihrer besten Jahre hatte sie an der Seite ihres ungeliebten, um vieles älteren Ehemannes verbracht.
    Sein Vermögen zu erben erschien ihr als gerechter Ausgleich für erlittenes Ungemach. So ließ sie umgehend ihr Pferd satteln und ritt in die nächste Stadt, um einen anderen Anwalt damit zu beauftragen, ihre Interessen wahrzunehmen. Die Einschaltung dieses Advokaten kostete beinahe ihre gesamten Ersparnisse. Doch es schien sich zu lohnen: Sie erreichte, daß das Vermögen des Marquis in treuhänderische Verwaltung kam, bevor ein Gericht entscheiden würde, wem es tatsächlich gehören sollte. Catharine beschloß, sich strikt an das Testament zu halten, das sie selbst aus dem Schreibtisch genommen hatte. Sie packte all ihre bunten Kleider in zwei mächtige Schrankkoffer. Fortan ging sie nur noch in Schwarz, wie es Gervais gewünscht hatte. Das Leben auf La Falaise wurde in zunehmendem Maße unerträglicher. Roger hielt sich ständig auf dem Gut auf. Er lud gleichgesinnte Freunde ein und zechte mit ihnen bis in den frühen Morgen, und er gestattete, daß sie sich im Haus breitmachten. Er widerrief die Anordnungen, die Catharine den Dienstboten gab, und war alles andere als liebenswürdig zu seiner Ehefrau Jeanette.
    Die Monate gingen ins Land, und noch immer konnte sich das angerufene Gericht nicht zu einer Entscheidung durchringen. Eines Tages beschloß Jeanette, zu ihrer älteren Schwester zu reisen, die in Italien verheiratet war. So würde sie ihrem Mann und den Nachstellungen seiner aufdringlichen Freunde entgehen. Da wußte Catharine, daß es Zeit war, nach England zurückzukehren. Der Anwalt versprach, sich weiter für ihre Interessen einzusetzen, und Catiiarine machte Pläne für ihre Zukunft.
    Ihr Vater, der Herzog von Milwoke, war tot. Zu Henry und Esther zurückzukehren kam nicht in Frage. Nie würde sie in das Haus zurückkehren, aus dem sie mit List und Tücke vertrieben worden war. Sie würde sich wohl oder übel um eine Stelle als Gouvernante oder Gesellschafterin umsehen müssen. Zumindest so lange, bis sie das Erbe ihres verstorbenen Gatten antreten konnte. Oder bis sie einen Mann fand, mit dem sie eine Vernunftehe eingehen konnte, die angenehmund zur beiderseitigen Zufriedenheit verlief. Sie verschwendete keinen Gedanken darauf, daß sie sich je wieder verlieben könnte. Einmal hatte sie gedacht, die Liebe ihres Lebens zu ehelichen – und die Enttäuschung hätte nicht bitterer und schmerzhafter ausfallen können.
    Catharine schreckte aus ihren Gedanken auf, als eine energische Hand gegen ihre Kabinentür klopfte. »Wir erreichen England in einer halben Stunde, Madame«, hörte sie die Stimme des Stewards durch die geschlossene Tür. »Das Wetter hat sich gebessert. Der Regen hat aufgehört.«
    Catharine bedankte sich für diese Informationen, dann erhob sie sich seufzend, um sich für den Ausstieg zurecht zu machen.

IV.
    Hetty Willowbys Plan klappte ganz nach ihren Wünschen. Onkel und Tante schöpften keinen Verdacht, daß das Schreiben nicht vom Bruder ihres Schützlings kommen sollte. Sie waren schon lange der Meinung, daß es eine Schande war, wie wenig sich die beiden älteren Brüder Richard und George um ihre Schwester kümmerten. Von dem Tag an, als George das Vermögen seiner

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