Hochzeit in St. George (German Edition)
und Uhrzeit. Sie haben die Wahl der Waffen.«
Constance, die ihr Kleid vom Boden aufgehoben hatte und es nun vor ihren Körper gepreßt hielt, war dem Wortwechsel mit Spannung und ohne erkennbare Furcht gefolgt. Nun ließ sie einen entsetzten Aufschrei hören. »Doch kein Duell!« rief sie aus. »Beruhige dich, Papa. Mr. Willowby und ich werden heiraten.«
Richard, der eben in seinen Rock schlüpfte, hielt abrupt inne. Wie kam Constance dazu, so etwas zu behaupten?
»Er hat heute abend in aller Form um meine Hand angehalten, und ich habe sie angenommen, Papa.«
Richard konnte sie nur entgeistert anstarren.
»Aber du bist doch Tremaine versprochen!« polterte Aberfield, sichtlich ebenso aus der Fassung gebracht.
»Eben«, murmelte Richard.
»Du hast mich an Tremaine verkuppeln wollen«, rief Constance vorwurfsvoll. »Aber ich wollte ihn nicht haben. Ich will keinen Mann, der mein Vater sein könnte. Ich habe unter Ridley genug gelitten. Ich will einen jungen Mann. Einen starken, kräftigen Mann.«
Unerwartet überzog ein breites Grinsen das Gesicht ihres Vaters. »Ist ja gut, Kätzchen. Du sollst Willowby haben. Ich werde Tremaine Bescheid geben, daß wir es uns anders überlegt haben.«
Richard warf Constance einen Blick zu, der deudich zeigte, was ervon ihr hielt. Sie hatte ihm also eine Falle gestellt. Sie hatte ihn benützt, um einer Ehe mit Tremaine zu entgehen. Und er war dumm genug gewesen, in diese Falle zu tappen. Aber er dachte nicht daran, sich einfangen zu lassen. »Sie kann Willowby nicht haben«, sagte er mit scharfer Stimme. »Weil Willowby sie nämlich nicht will. Ich erlaube mir, Ihnen einen guten Abend zu wünschen.« Er verbeugte sich und verließ den Raum.
Es dauerte nur eine Schrecksekunde, dann hatte sich seine Lordschaft gefangen, während Constance in lautes Weinen ausbrach.
Richard war eben dabei, in seinen Umhang zu schlüpfen, als Aberfieid in der Halle erschien. »So kommen Sie mir nicht davon, Willowby!« brüllte er ihn an. »Ich werde Sie anklagen, wegen gebrochenen Eheversprechens.«
Richard nahm seinen Hut und wandte sich zur Haustür. Der Lakai, der sie für ihn offenhielt, lauschte mit unverhohlener Neugierde dem Disput zwischen seinem gestrengen Herrn und dem jungen Besucher.
»Ich habe Ihrer Tochter nie die Ehe versprochen«, stellte Richard richtig. »Das wissen Sie ebenso gut wie ich.«
»Da steht Ihr Wort gegen das meiner Tochter«, fuhr Aberfieid auf.
»Und ich werde bezeugen, daß ich es ebenfalls gehört habe. Sie werden Constance heiraten. Oder Sie sind ruiniert.«
Mit fassungsloser Wut mußte er feststellen, daß die Tür soeben hinter Richard Willowby ins Schloß gefallen war.
»Na warte, Bursche!« rief er aus. »Lakai, meinen Mantel und meinen Hut! Aber ein bißchen plötzlich!«
Mit großen Schritten machte sich Richard Willowby auf den Heimweg. Er war sich sicher, daß ihm der erzürnte Earl of Aberfieid folgen würde. Und wenn er sich schon auf einen Disput einlassen mußte, so war es besser, wenn er ihn zu Hause antraf, als wenn er ihn auf offener Straße oder im Club zur Rede stellte. Er hätte sich ohrfeigen können. Warum hatte er nicht geahnt, was Constance vorhatte? Wie hatte er nur so leichtsinnig und so naiv sein können? Es mußte ihm etwas einfallen, wie er sich aus dieser unangenehmen Lage befreien konnte. Und zwar rasch.
Mit Erstaunen stellte er fest, daß seine Haustür nicht abgesperrt war. Er betrat die Halle und rief nach Kermin. Doch niemand erschien. Wosollte er Lord Aberfield empfangen? Mißmutig öffnete er die Tür zum Empfangszimmer. Er mochte diesen Raum nicht, er sah so leer aus. Vielleicht hätte er doch nicht alle Möbel verkaufen sollen. Dann betrat Richard den Salon und blieb verblüfft stehen. Im breiten Lehnstuhl, dicht neben dem Kamin, in dem ein Feuer brannte, saß eine Frau, in tiefes Schwarz gehüllt. Er hatte sie noch nie im Leben gesehen. Sie schlief. Unsanft rüttelte er sie an der Schulter. »Wer zum Teufel sind Siei« schrie er sie an.
Catharine erwachte erschrocken und konnte sich im Moment nicht daran erinnern, wo sie sich befand. »Je suis Catharine de la Falaise«, murmelte sie, sich verwirrt die Augen reibend. Sie sah das leere Zimmer, in dem sie sich befand, und erinnerte sich wieder. Das war Viscount Willowbys Haus, und der junge Mann, der sie eben so unsanft geweckt hatte, mußte Richard Willowby sein. Dieser war aus dem Zimmer gestürzt und blieb nun mitten in der Halle stehen. »Kerniin!« brüllte
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