Hochzeit in St. George (German Edition)
seine Spielerei, das Saufen und die Weiber übriggelassen haben!«
Richard glaubte ihm aufs Wort.
»Schicken Sie mir eine Nachricht, wo die Trauung stattfinden wird. Ich werde dabeisein.« Mit diesen Worten verbeugte sich der Earl of Aberfield knapp vor Catharine, drückte den Hut auf sein spärliches Haar und schritt zur Tür.
Richard verriegelte von innen, nachdem der Earl das Haus verlassen hatte. Dann wandte er sich an seine fremde Besucherin und sagte mit strahlendem Lächeln: »Sie haben mir sehr geholfen, Madam. Wenn ich auch keine Ahnung habe, wer Sie sind. Heißen Sie wirklich so, wie Sie gesagt haben?«
Catharine nickte.
»Sie sind Französin?«
»Nein, ich bin Engländerin. Ich war mit einem Franzosen verheiratet.«
Richard hatte eine rasche Auffassungsgabe. »War?« fragte er. »Darum die Trauerkleidung?«
Catharine nickte.
»Wie lange müssen Sie die noch tragen? Sieht nicht gerade vorteilhaft aus, müssen Sie wissen.«
Sie staunte über seine Offenheit. Wie kam dieser fremde Mann dazu, so mit ihr zu sprechen? Und doch fiel es ihr schwer, ihm böse zu sein. Er hatte denselben leichtfertigen Charme, der auch Hetty auszeichnete.
»Noch einen Tag«, sagte sie. »Dann ist das Trauerjahr vorüber.«
»Na, Gott sei Dank. Sie werden froh sein, nehme ich an. Übrigens, ich bin Richard Willowby«, fügte er hinzu, als ihm eingefallen war, daß er versäumt hatte, sich vorzustellen.
»Das habe ich mir gedacht«, erwiderte Catharine und musterte ihn von der Seite. Er sah gut aus. Dieselben blauen Augen wie seine Schwester. Dichte blonde Locken, vereinzelte graue Strähnen durchzogen das Haar an den Schläfen.
Mit weit ausholender Geste führte er sie in den Salon zurück. »Wenn Sie mir jetzt bitte sagen würden, wie Sie in mein Haus kommen.« Sie nahm wieder in dem Lehnstuhl Platz, während er zum Kamin eüte, um seine Hände am Feuer zu wärmen.
»Ich kam mit Hetty«, erklärte sie.
»Mit Hetty, meiner Schwägerin?« erkundigte sich Richard, »oder mit Hetty, meiner Schwester?«
»Mit Ihrer Schwester Hetty. Sie ist mit Ihrem Diener im oberen Geschoß.«
»Hetty sollte in Brighton sein. Was zum Teufel hat Sie veranlaßt, sie nach London zu bringen? Noch dazu in mein Haus? Ich habe keine Ahnung, was ich mit einem halbwüchsigen Mädchen anfangen soll.«
»Hetty ist achtzehn. Es ist höchste Zeit, daß sie in die Gesellschaft eingeführt wird«, entgegnete Catharine ungehalten.
»Von mir?« rief Richard aus. »Ich bin völlig ungeeignet, meine Schwester in die Gesellschaft einzuführen. Ich habe weder eine passende Anstandsdame für sie noch die nötigen Mittel. Ich habe zwar am Spieltisch etwas Glück gehabt in letzter Zeit, doch ich denke nicht daran, dieses sauer verdiente Geld an Putz und Kleider für Hetty zu verschwenden. Tante Mable soll sie in die Gesellschaft einführen.«
»Tante Mable bekommt einen Herzanfall jedesmal, wenn sie das Wort Debüt nur hört.«
Richard grinste. »Na, dann kommt sie für diese Aufgabe weniger in Frage. Sie hat Hetty also Ihrer Obhut anvertraut?«
Catharine nickte. »Allerdings nur so lange, bis wir in London angelangt sind.«
»Sie sind auch eine Verwandte von uns?«
»Ich bin die Nichte Ihres Onkels Jonathan«, erklärte Catharine. Dann konnte sie ihre Neugierde nicht länger bezähmen: »Was werden Siewegen Lord Aberfield unternehmen? Werden Sie seine Tochter heiraten?«
»Nie im Leben!« rief Richard aus. »Sie hat gedacht, mir eine besonders schlaue Falle zu stellen. Aber sie hat sich verrechnet So leicht läßt sich ein Willowby nicht einfangen.«
»Warum wollte sie Sie denn einfangen?« fragte Catharine interessiert. »Wenn ich Ihren Worten Glauben schenken darf, kann Reichtum nicht der Grund dafür gewesen sein.«
»Wohl kaum«, grinste Richard. Ridley, ihr erster Mann, hatte ihr sicher eine schöne Summe hinterlassen. »Nein, sie wollte mich, weil ich jung bin, gutaussehend, sportlich, intelligent und außergewöhnlich charmant.«
Catharine war, als hätte sie selten so viel Eigenlob gehört. Dabei war sie von Roger de la Falaise in dieser Hinsicht allerlei gewöhnt gewesen.
»… und eingebildet«, setzte sie seine Aufzählung fort.
»Nicht eingebildet, Madam, ehrlich ist das richtige Wort« Richard zwinkerte ihr fröhlich zu, und Catharine konnte nicht anders, sie mußte zurücklächeln.
»Aber wenn Sie seine Tochter nicht heiraten wollen, wird er seine Drohungen wahr machen. Kann man Ihren Vater wirklich dazu veranlassen, Sie zu
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