Hochzeit ins Glück (Fürstentraum) (German Edition)
Schlachtfeld.
Christine kniff die Augen zusammen.
Mein lieber Mann, das ist ja wirklich vollkommen aus dem Ruder gelaufen.
Auf dem Boden lagen dutzende leere Flaschen. In einer schummrigen Ecke fand offensichtlich eine wilde Knutscherei statt, während weiter links eine Partie Strip-Poker bereits in das Unterwäschestadium eingetreten war. Zu den Füßen ihrer Pyramide spielten ein paar Kollegen Wahrheit oder Pflicht. So wie es aussah, gewann Pflicht. Jedes Mal.
Der Lärm war ohrenbetäubend, obwohl die Band gerade Pause machte. Die Musiker, sämtlich gestandene Rockstars in fortgeschrittenem Alter, hatten sich wie die Schafe furchtsam in einer Ecke des Saales zusammengedrängt und schauten dem Treiben verängstigt zu. Einer der Männer sah sehnsüchtig zum Notausgang, doch der lag am anderen Ende des Raumes.
Christine schwankte leicht und versuchte, sich an den Spruch zu erinnern, der auf dem Sockel der Statue eingemeißelt war. Wie war das noch? Bring me your tired, bring me your poor oder so ähnlich. Sie kam einfach nicht drauf, dabei hatte sie beim Abitur darüber eine Arbeit geschrieben. Wirklich zu dumm. Schließlich überlegte sie es sich anders und sang in voller Lautstärke: “Heute blau, morgen blau und übermorgen wieder.” Als ihr der Rest nicht einfallen wollte, sang sie das Ganze einfach noch einmal.
Sie reckte die Flasche ein bißchen höher, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. Daraufhin verlor sie das Gleichgewicht und stürzte zum Gejohle der Umstehenden von der Pyramide. Zum Glück landete sie in den Armen ihres Chefs, der sie ohne besondere Mühe in der Luft hielt. Die Flasche war wie der Rest ihrer Ausstattung auf dem Boden gelandet, fiel dort aber nicht weiter auf.
“Hallo, Georg”, sagte sie etwas undeutlich. “Wie geht’s denn immer? Laß’ mich bitte runter. Ich habe ein Hühnchen mit Janine zu rupfen. Die hat mich nämlich total abgefüllt.”
“Janine kann jetzt wirklich nicht, Schätzchen. Sie hat sich einen der Chippendales gegriffen und zeigt ihm wohl gerade, was Party alles heißen kann”, erwiderte Georg und grinste dreckig.
“Das sieht ihr wieder ähnlich, läßt mir die ganze Arbeit. Sie nagt genüßlich diesen Dale ab und und hinterher ist von ihm nichts mehr übrig”, sagte Christine erbost.
Georg setzte sie ab.
“Keine Sorge, an dem ist ‘ne Menge dran, den wird auch Janine nicht an einem Abend aufbrauchen. Außerdem haben wir ja noch drei.”
Er ließ seine Augen über ihren Körper wandern.
“Aber vielleicht möchtest du dich etwas hinlegen, das wird dir bestimmt gut tun.”
“Das könnte dir so passen”, sagte Christine und drohte ihm neckisch mit dem Zeigefinger. Sie fing an, in ihren Taschen herumzukramen. “Wo sind meine Autoschlüssel? Ich will jetzt nach Hause fahren, hab’ morgen viel vor und muß Stan füttern.”
“Stan, wer ist denn das? Dein Freund?”
“Quatsch, das ist meine Katze, du Dummy. Als müsste ich meinen Freund füttern. Essen kann der selbst. Ach nee, ich hab’ ja gar keinen Freund, ganz vergessen.”
“Kein Freund? Das tut mir aber leid.”
“Uns auch. Und jetzt muß ich los.”
“In dem Zustand bestimmt nicht. Wir gehen in mein Büro, da kriegst du wieder einen klaren Kopf oder so.”
“Ich weiß nicht. Das ist bestimmt keine gute Idee. Und was meinst du mit oder so... ?”
Georg zog sie einfach hinter sich her.
8
Wenn nur jemand den Preßlufthammer abstellen würde, dachte Christine dumpf. Und dieses Gejaule, wie von einer Kreissäge. Das ist doch keine Art am frühen Morgen. Und überhaupt, wieso ist der Lärm in meinem Kopf und nicht draußen? Mühsam öffnete sie die Augen. Das ist nicht mein Schlafzimmer, und das ist auch nicht mein Bett, dachte sie. Das sieht aus wie Georgs Büro und ich liege zugedeckt auf der verdammten Couch. Und ich habe außerdem einen Fußabtreter im Mund. Kann aber auch ein Putzlappen sein. Oder eine tote Maus. Himmel, ist mir schlecht.
Sie hustete.
Christine hob den Kopf und sah sich um. Tatsächlich, Georgs Büro, sieht auch noch genau so aus wie gestern, nur ohne Georg.
Was ist das Weiße da vorne?
Deine Bluse, Herzchen.
Nicht gut. Und das?
Dein BH.
Überhaupt nicht gut. Und das?
Dein Schlüpfer.
Scheiße.
Sie lupfte die Decke an und riskierte einen Blick. Komplett blankgezogen. Scheiße, Scheiße, Scheiße. Ihr wurde schwindelig und sie schloß für einen Augenblick die Augen.
Dann sagte sie laut und deutlich: “Du
Weitere Kostenlose Bücher