Hochzeitsfieber bei den MacGregors
bist ja nervös«, sagte er, überrascht und erfreut zugleich. »Nachdem ich wochenlang das Vergnügen hatte, dich zu beobachten, hätte ich geschworen, dass du keinen einzigen Nerv in deinem Körper hast. Du zuckst nie zusammen, du zögerst nie, dir werden nie die Knie weich. Aber jetzt bist du nervös, weil ich dich berühre. Und das ist unglaublich erregend, Gwendolyn.«
»Das reicht.« Abrupt rutschte sie mit ihrem Stuhl zurück und sprang auf. »Hör sofort auf. Ich bin nicht nervös. Ich will das nur nicht weiterverfolgen.«
»Jetzt schwindelst du.« Er lachte leise auf, als sich ihre Augen vor Wut verdunkelten. »Das macht dich fuchsteufelswütend, und ich kann es dir nicht verübeln. Aber Tatsache ist, dass es in meinen Ohren nicht überzeugend klingt, wenn mir eine Frau weiszumachen versucht, dass ich sie kaltlasse, während sie gleichzeitig in meinen Armen dahinschmilzt.«
»Ich habe nie etwas Derartiges behauptet«, gab Gwen förmlich zurück, und er musste lachen.
»Nein, du hast recht, das hast du nicht. Mein Fehler.« Er nahm ihre Hand, ohne sich darum zu kümmern, dass sie sich freizumachen versuchte. Der Mund, der sie eben noch so verführt hatte, lächelte jetzt süffisant. »Keine Sorge, ich werde nicht mehr versuchen, dich zu küssen, bis …«
»Branson, ich habe zu tun.«
»Gwendolyn, ich habe einen langen Atem. Und ich will dich. Du kannst so etwas unmöglich zum ersten Mal hören.«
Zumindest war es das erste Mal, dass sie es von so einem großspurigen Grinsen und einem Übermaß an Selbstbewusstsein begleitet hörte. Sie hasste es zuzugeben, dass diese Mischung sie erregte. »Wenn du willst, dass ich dir weiterhin helfe, wird dir nichts anderes übrig bleiben, als die Bedingungen und die Beschränkungen anzuerkennen.«
»Nein, das werde ich nicht. Ich mag keine Bedingungen und Beschränkungen.«
»Du arroganter, unausstehlicher …«
»Schuldig. Du hast Angst, dass ich dich verführen könnte«, fiel er ihr ins Wort. »Weil wir beide wissen, dass ich es schaffe. Aber wir werden es ganz langsam angehen.«
Ihre Stimme, die vorher schon frostig geklungen hatte, sank jetzt unter den Gefrierpunkt. »Wenn du glaubst, ich sei eine leichte Beute, dann irrst du dich ganz gewaltig.«
»Ich denke überhaupt nichts in der Richtung. Im Gegenteil, ich halte dich für unglaublich stark, ja, heldenhaft. Du setzt mich jeden Tag aufs Neue in Erstaunen. Du machst dich zu klein, wenn du glaubst, dass ich dich nur will, weil du schöne Augen und einen wunderbaren Körper hast.«
»Ich …« Sie hob ihre Hände, ließ sie wieder fallen. »Jetzt hast du mich erfolgreich verwirrt.«
»Das ist immerhin ein Anfang. Warum denkst du nicht ein Weilchen darüber nach, vor allem, weil du es sowieso tun wirst? Wir sehen uns später im Krankenhaus.«
Sie erlaubte sich, sich wieder zu entspannen, und nickte. »Ja, gut.«
Er legte seine Hände an ihr Gesicht und drückte ihr einen kurzen festen Kuss auf den Mund. »Das wird mir vermutlich fürs Erste reichen müssen«, sagte er und schlenderte hinaus.
14. K APITEL
In der ersten Dezemberwoche hatte sie wieder Tagschicht. Mit den Jahren hatte es Gwens Körper gelernt, sich dem jeweiligen Rhythmus anzupassen. Wenn es Zeit war zu schlafen, schlief sie, und sie schlief tief. Wenn es Zeit war aufzuwachen, wachte sie auf, und zwar schnell.
Seit sie beschlossen hatte, in die Fußstapfen ihrer Großmutter zu treten und Ärztin zu werden, hatte sie streng darauf geachtet, sich durch nichts ablenken zu lassen. Ihr ganzes Leben drehte sich nur um die Familie und um ihre Arbeit. Alles andere war nebensächlich.
Männer eingeschlossen.
Einschließlich Branson Maguire, sagte sie sich fest.
Er hatte sich seit drei Tagen nicht mehr blicken lassen. Sie war zu der Überzeugung gelangt, dass er wahrscheinlich genug Informationen gesammelt und Atmosphäre geschnuppert hatte, sodass er ihre Hilfe nicht mehr benötigte. Und sie war ebenso zu der Überzeugung gelangt, dass ihr mangelndes Interesse an einer intimen Beziehung schließlich doch noch in seinem Dickschädel angekommen war.
Sie war entschlossen, deswegen nicht enttäuscht zu sein.
Sorgfältig fuhr sie fort, eine fünf Zentimeter lange Platzwunde an der Wade eines Patienten zu nähen, der eine unschöne Begegnung mit einem Baum gehabt hatte.
»Ich hatte einen Affenzahn drauf, als ich diesen Berg runterraste«, erzählte er gerade, während er überallhin schaute, nur nicht auf die örtlich betäubte Wunde und die
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