Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe
zu ändern, beschäftigte sie, bis sie sich hinunter in den Salon begeben musste. Als ihr von dort Stimmen entgegendrangen, begann ihr Herz wild zu klopfen, und sie dachte einen Moment, ob vielleicht Mr. Beverley vorgesprochen habe, doch sie musste feststellen, dass sie den Besucher nicht kannte.
„Ah, Josephine, meine Liebe, wie entzückend du aussiehst!“, rief Lady Wainwright. „Komm her, ich möchte dir Reverend Mr. Thomas Browne vorstellen. Sir, dies ist meine Nichte Miss Josephine Horne, von der ich Ihnen schon erzählte.“
„Mr. Browne.“ Jo neigte den Kopf und reichte ihm lächelnd die Hand, bereit, jeden, der dem Beruf ihres verstorbenen Papas nachging, freundlich zu empfangen. „Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Sir.“
„Ganz meinerseits, Miss Horne. Ich erwähnte vor Lady Wainwright meine Probleme, und in ihrer Güte erwähnte sie, dass Sie, Miss Horne, möglicherweise bereit wären, mich zu unterstützen.“
„Wenn ich kann“, entgegnete Jo, „und wenn Sie mir sagen, um was es sich handelt, Sir. Wie könnte ich Sie denn wohl unterstützen?“
„Oh, ich dachte, Ihre Frau Tante hätte …? Also ja, für die nächste Woche habe ich einige Wohltätigkeitsveranstaltungen organisiert, dafür brauchte ich noch eine Helferin. Leider ist eine der Damen erkrankt, die sich bereiterklärt hatte, einige Aufgaben zu übernehmen.“
„Oh, natürlich werde ich gern aushelfen, Mr. Browne, sofern meine Tante es erlaubt, nur darf ich sie dabei nicht vernachlässigen.“
„Du magst vormittags gehen“, erklärte Lady Wainwright. „Wenn ich die Bäder besuche, kann ich dich bis zum Tee entbehren. Ohne Frage möchtest du Freunde besuchen, Josephine, doch gewiss wirst du dem Reverend in der kommenden Woche zwei- oder dreimal zur Hand gehen können.“
Jo stimmte dem gern zu, denn solche Aufgaben waren ihr nicht fremd, und sie half stets bereitwillig. „Es wird mir bestimmt Freude machen. Am Dienstag gehe ich allerdings in den Debattierclub, und am Donnerstag werde ich eine Freundin besuchen, wie auch heute schon.“
„Bei wem warst du denn?“, wollte Lady Wainwright wissen. „Bei Chloe jedenfalls nicht, denn sie hat heute Morgen ihre Mama in die Trinkhalle begleitet und fragte nach dir.“
„Es war Mrs. Ellen Beverley, Tante. Ich habe Ihnen von ihr erzählt. Erinnern Sie sich – die Dame, der ich beisprang, als sie von einem Unwohlsein überkommen wurde. Wir haben uns angefreundet. Sie ist Witwe.“ Jo wusste, dass Lady Wainwright ihre Voreingenommenheit ablegen würde, sobald sie erfuhr, dass Ellen die Schwiegertochter Lord Beverleys war, doch da die junge Frau nicht auf diese Verwandtschaft pochen wollte, galt es vorerst stillzuschweigen.
„Nun, solange du nicht deine gesamte Zeit mit ihr verbringst! Heute Abend haben wir Mrs. Marsham und Chloe zugesagt, das hast du doch nicht vergessen?“
„Nein, Tante, ich weiß, sie geben eine Kartengesellschaft.“
„Wäre Ihnen der morgige Freitag recht, Miss Horne?“, fragte Reverend Browne. „Wenn Sie um zehn Uhr zum Gemeindesaal kommen wollten – falls Ihnen das nicht zu früh ist?“
„Nein, das passt mir gut“, sagte Jo. Zwei oder drei Stunden müssten genügen, und dann konnte sie auf dem Heimweg vielleicht Ellen noch einen Besuch abstatten. „Es wird mir eine Freude sein, Sie zu unterstützen, Sir. Bitte, erzählen Sie mir doch, für welche Zwecke Sie sammeln.“
„Ah, da sind mehrere Projekte“, antwortete er, ihr einen anerkennenden Blick schenkend; angesichts der vielen Vergnügungen, die Bath bot, war nicht jede junge Dame bereit, ihre Zeit für wohltätige Zwecke zu verwenden. „Ich unterstütze ein Waisenhaus in Bath und zwei weitere Heime in London, doch wir sammeln auch für unsere Missionare in Übersee. Wir müssen tun, was in unserer Macht steht, um die Heiden zu lehren und ihre Unwissenheit zu beenden.“
„Und ihre Armut, hoffe ich, Sir? Papa erzählte mir, dass manche dieser Völker in entsetzlichen Verhältnissen leben, schlimmeren womöglich als die in den Londoner Slums.“
„Ah, ja, war Ihr Vater nicht auch ein Mann der Kirche, Miss Horne?“
„Papa war ein wunderbarer Mensch“, sagte Jo mit leuchtenden Augen. „Er lehrte uns, Wohltätigkeit und Hilfsbereitschaft als unsere Pflicht anzusehen – und er sagte stets, wir müssten es als ein Privileg betrachten, helfen zu können. Ich bin stolz darauf, seine Tochter zu sein.“
„Ah, ja, welch verdienstvolle Gesinnung.“ Der ehrenwerte Reverend strahlte.
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