Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe
dass Sie Ellen dieses schöne Plätzchen überlassen. Wir werden bestimmt sehr zufrieden hier sein. Übrigens beschäftige ich mich gern, ich könnte nicht den ganzen Tag tatenlos herumsitzen.“
„Das kann ich mir gut vorstellen. Doch bitte keine grobe Arbeit! Dafür ist Bessie da! Sie verderben sich Ihre hübschen Hände.“ Er griff nach ihrer Hand. „Außerdem sind Sie mein Gast!“
„Sie müssen gestatten, dass ich mir meinen Unterhalt verdiene“, sagte sie, Stolz im Blick. „Ellen ist Ihre Verwandte, ich hingegen, eine Fremde, habe mich Ihnen aufgedrängt.“
„Unsinn! Ich sagte doch, Sie sind mein Gast. Ellen braucht Sie, und sie hat Sie gern, ich muss Ihnen dankbar sein, denn Sie werden sie davon abhalten, sich ständig zu sorgen und zu grübeln, und werden ihr beistehen, wenn ihre schwere Stunde naht.“
„Ein wenig fürchtet sie sich immer noch davor, dass ihr Vater sie finden könnte.“
„Das ist unwahrscheinlich. Mittlerweile ist mir die Tatsache, dass Sie sie begleitet haben, sehr willkommen, Jo. Ohne Sie hätte sie sich vielleicht geweigert, mit mir zu kommen. Es tut mir leid, dass ich ein wenig harsch zu Ihnen war, doch es geschah nur aus Sorge um Ihren Ruf.“
„Nicht ganz unbegründet, wie ich inzwischen einsehe“, entgegnete Jo unbehaglich. „Aber das soll mich nicht belasten. Ellen braucht mich, also werde ich bei ihr bleiben, bis sich für sie etwas anderes ergibt. Danach werde ich wieder bei meiner Mutter leben.“
„Es wird sich alles finden. Ellen braucht Sie wirklich. In kaum einem Monat wird sie niederkommen, bis dahin würden wir uns nur unnütz Gedanken machen.“
„Es könnte schon früher sein“, erklärte Jo. „Zwar habe ich selbst kaum Erfahrung damit, dafür besitzt Mrs. Stowe umso mehr Kenntnisse, und sie meinte, es könne möglicherweise schon eher sein.“
Hal staunte, dass sie sich derart offen über Ellens Zustand äußerte. Normalerweise sprachen junge Damen solche Dinge in Gegenwart eines Herrn nicht oder nur zutiefst verlegen an. „Sie sagen, Sie hätten kaum Erfahrung. Es überrascht mich, dass Sie überhaupt welche haben.“
„Erwähnte ich nicht, dass ich mit meinem Vater häufig Armenbesuche machte? Zweimal war ich bei einer Geburt zugegen. Einmal kam andere Hilfe zu spät, sodass ich die … die werdende Mutter unterstützen musste. Es war ihre siebte Geburt, und sie sagte mir genau, was zu tun ist.“ Jo spürte, wie ihre Wangen brannten, doch sie hob stolz den Kopf. „Sicher denken Sie, das war unpassend und ich hätte lieber Hilfe holen sollen, doch die Frau bat mich, sie nicht allein zu lassen, also tat ich, was nötig war.“
„Glauben Sie nur nicht, dass ich Sie deswegen tadele“, erklärte er und schenkte ihr ein warmes, fast zärtliches Lächeln, sodass ihr Herz einen törichten Sprung machte. „Wenn es so weit ist, werden Sie Ellen und Mrs. Stowe ganz gewiss eine große Hilfe sein. Doch nun muss ich Ihnen sagen, weshalb ich herkam: Mein Vater hat nach mir geschickt. Er hatte schon wieder einen Anfall, und mir scheint, er möchte mir dringend etwas mitteilen. Ich werde etwa eine Woche fort sein. Während der Zeit müssen Sie sich an Mrs. Stowe wenden, wenn etwas benötigt wird, oder an meinen Verwalter, Mr. Bent. Er ist angewiesen, Ihnen auch Geldmittel auszuhändigen.“
„Nachdem Sie dafür sorgten, dass wir das Geld für die Postkutsche zurückbekamen, bin ich selbst für den Moment genügend ausgestattet, Sir. Ellen meint, sie könnte, wenn das Baby da ist, wieder ihre Stickerei aufnehmen, und ich werde Geschichten und Artikel schreiben, die mir, wie ich hoffe, eine Monatszeitschrift abnehmen wird. Natürlich wird es eine Weile dauern, bis ich mich etabliert habe. Bis dahin werde ich mich hier nützlich machen.“
Leicht gereizt sagte Hal: „Ich erwähnte doch, dass Sie mein Gast sind; Sie müssen nicht arbeiten. Wenn Sie allerdings schriftstellerisch tätig sein möchten, erkläre ich mich gern bereit, die Sachen einem Verleger zukommen zu lassen – einem Modemagazin oder einem Damenjournal vielleicht?“
„Danke, Sir, wenn ich auch schon gedacht habe, dass meine Talente vielleicht sogar in eine andere Richtung gehen.“ Als er fragend die Brauen hob, schüttelte sie den Kopf. „Nein, dazu will ich noch nichts sagen, ich bin mir selbst noch nicht sicher, Sir.“
„Könnten Sie sich entschließen, mich Hal zu nennen? Sir klingt so förmlich, und ich finde, wir kennen uns doch langsam immer besser. Ich hoffte
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