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Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Titel: Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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sollte das Kind längst da sein“, sagte Mrs. Stowe. „Die Wehen dauern schon die ganze Nacht an, Mrs. Beverleys Kräfte lassen nach. Ich glaube, der Arzt sollte jetzt kommen, Miss Horne. Gestern Abend, als er sie untersuchte, meinte er, es werde noch dauern, aber ich fürchte, wenn das Baby nicht bald kommt, schafft sie es nicht.“
    „Nein!“, rief Jo entsetzt. „Sie darf nicht sterben. Rasch, jemand soll den Doktor holen …“ Ein Schrei aus Ellens Zimmer unterbrach sie. „Beeilen Sie sich! Ich gehe wieder zu ihr, aber sie braucht Ihre Hilfe, Mrs. Stowe.“
    „Ich werde George gehörig antreiben! Laufen Sie schnell hinauf, Sie scheinen sie beruhigen zu können. Viel mehr als warten und beten können wir beide ja leider nicht tun.“
    Jo eilte zu Ellen, die sich, bleich und erschöpft und nass von Schweiß, auf ihrem Lager wand, die Hände um den Strick gekrallt, den Mrs. Stowe an die Bettpfosten gebunden hatte.
    „Liebste Ellen, ich weiß, es muss schrecklich wehtun, aber komm, versuch noch einmal zu pressen. Es kann nicht mehr lange dauern.“ Beruhigend fügte sie hinzu: „Der Arzt kommt bald.“ Zart tupfte sie Ellen mit einem feuchten Tuch die Stirn ab.
    „Ach, ich glaube, ich werde sterben“, hauchte Ellen unter Tränen. „Dann bin ich endlich bei Matt, aber mein armes Kind hat niemanden …“ Schmerzhaft umklammerte sie Jos Hand, als eine neue Wehe kam.
    „Du wirst nicht sterben, Liebes“, sagte Jo sanft, „aber was auch geschieht – um das Baby brauchst du dich nicht zu sorgen, das verspreche ich dir.“
    Ellen bäumte sich, von der nächsten Wehe überrollt, auf und schrie: „Oh, Gott! Wie lange noch! Ach, Matt … hilf mir … Matt, bitte …“
    „Wie sieht es aus?“, fragte jemand von der Tür her, und leiser: „Stirbt sie? Mrs. Stowe sagt, sie sei sehr schwach.“
    Jo wandte sich zu Hal um: „Ja, sie ist völlig erschöpft, doch sie kämpft, so gut sie noch kann. Was ist mit dem Arzt?“
    „George ist auf dem Weg. Können wir denn gar nichts tun?“
    „Ellen sorgt sich, was mit dem Kind wird. Vielleicht hilft es ihr, wenn Sie ihr sagen, dass Sie sich des Babys annehmen, falls …“
    Hal beugte sich zu Ellen nieder, die sich erneut in Schmerzen wand. „Ellen … hör, ich sorge für das Kind, bestimmt … aber du musst dich anstrengen. Kämpfe, Matt zuliebe. Er würde wollen, dass du lebst … für sein Kind … für euer Kind. Streng dich an, um Matts willen.“
    „Matt?“ Ellen riss die Augen auf, schien ihn jedoch kaum wahrzunehmen. „Matt, kommst du zu mir? … Mein Liebster …“
    „Nein, ich bin es, Hal, Matts Bruder.“ Achtlos warf er seinen Rock ab, ging zu ihr und nahm ihre Hände in die seinen. „Ellen, komm, schenk mir Matts Kind … kämpfe! Für ihn, liebste Schwester, streng dich an … er würde nichts anderes erwarten! Er will, dass du stark bist … um deinetwillen und dem Kind zuliebe …“
    Als Jo die unmittelbare Veränderung in Ellen sah, stiegen ihr Tränen in die Augen. Hal sagte genau das Richtige, er würde der jungen Frau neue Kraft geben. Vielleicht gab es jetzt doch noch Hoffnung.
    Während Jo zusah, wie er Ellen umsorgte, erwachte eine neue Empfindung in ihr. An dem so unbekümmerten jungen Mann zeigte sich hier eine Seite, die er sonst hinter seinem spöttischen Lächeln zu verbergen pflegte. Er strahlte Kraft und Mut aus, und sie hatte das Gefühl, dass sie gerade dabei war, sich in ihn zu verlieben.
    Ellen schlug die Augen auf und betrachtete das Kind, das Jo ihr in die Arme legte. Die junge Mutter hatte sehr gelitten, doch dem Arzt war es schließlich gelungen, das Baby zu holen.
    „Ist sie nicht süß?“, flüsterte sie, mit ihren Kräften am Ende. „Sieh nur … sie ist vollkommen … wunderschön, Jo. Bitte, sag Hal von mir Dank, weil er mich daran erinnert hat, dass ich nicht weniger tapfer sein darf, als Matt es war.“
    Jo nickte liebevoll; zärtlich gerührt betrachtete sie Mutter und Kind. Nach den Schrecken der Nacht freute sie sich unendlich, Ellen so friedvoll zu sehen. „Ja, Liebes, du warst so tapfer.“ Dann ging sie auf einen Wink von Mrs. Stowe hinaus, um Ellen schlafen zu lassen.
    Müde ging sie hinunter in den Salon, wo sie Hal am Kamin sitzend vorfand, ein Glas Sherry in der Hand. Er hielt die Augen geschlossen und wirkte nach der langen, bangen Nacht ebenso erschöpft wie sie selbst.
    „Ellen schläft jetzt“, sagte sie. „Sie lässt Ihnen danken, Hal, Ihre Worte halfen ihr, den Schmerz zu

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