Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe
ich richtig handele.“
Ellen nickte betrübt, kannte Jo jedoch gut genug, um keine Einwände mehr zu machen.
Natürlich war all das leichter gesagt als getan, und so weinte Jo herzzerreißend, während sie packte. Sie hatte mit Ellen abgemacht, dass sie Lady Beverleys Truhe mitnehmen würde, und als sie nun ein Kleidungsstück nach dem anderen faltete und sorgsam hineinlegte, strömte ihr wie tröstend der Duft alter Rosen entgegen.
Am nächsten Morgen wartete George mit dem Einspänner vor dem Haus, mit dem er sie nach Lavenham zur Postkutsche bringen sollte. Die beiden Freundinnen verabschiedeten sich tränenreich voneinander, und als Jo endlich nach einer letzten Umarmung in den Wagen stieg, brach ihr fast das Herz.
„’s tut mir wirklich leid, dass Sie abreisen“, sagte George. „Ich frag mich nur, was Mr. Hal dazu sagen wird.“
„Was soll er schon sagen?“, entgegnete Jo, krampfhaft lächelnd. „Schließlich bin ich doch nur Mrs. Beverleys Freundin.“
„Na, das seh ich anders. Sie werden hier fehlen, Miss, sag ich.“
Jo schwieg, denn ungeweinte Tränen erstickten sie fast. Sie würde Hal nie wiedersehen, ihm nie wieder in die blitzenden Augen blicken, nie wieder würde er sie küssen, bis ihr schwindlig wurde. Ihr blieb nur noch die Erinnerung, die sie tief in der Verschwiegenheit ihres Herzen bewahren wollte, denn Mama und Lucy durfte sie mit ihrem Elend nicht beschweren.
Hal konnte es kaum erwarten, Jo wiederzusehen. Er hatte beschlossen, seinen Vater hinzuhalten, bis er eine Gelegenheit gefunden hätte, ihm Jo vorzustellen, denn bestimmt würde sein Vater doch keine Einwände gegen sie haben, wenn er erst sah, wie schön und klug und charmant sie war.
Nachdem er eilig sein Pferd draußen angebunden hatte, lief er zum Cottage und pochte heftig an die Tür. Er fühlte sich, als wäre er neu zum Leben erwacht. Durch die Trennung von Jo war ihm klar geworden, wie viel sie ihm bedeutete; erst jetzt wusste er, dass er für immer mit ihr vereint sein wollte.
Mrs. Stowe öffnete und sah ihn erstaunt an. „Guten Tag, Sir. Sagte man Ihnen nicht oben im Haus, dass niemand mehr hier ist?“
„Wie, niemand hier? Ich war noch nicht im Haus.“
„Nun, Miss Horne ist vor zwei Tagen abgereist, und Mrs. Beverley heute.“
„Abgereist?“, fragte er bestürzt. „Ohne mein Wissen? Und wohin?“
„Ich weiß nicht, Sir. Sie hat es mir nicht gesagt. Und Mrs. Beverley begleitet Ihren Vater …“ Als sie seinen wütenden Blick sah, brach sie ab. „Was soll denn nun mit dem Cottage geschehen, Sir?“
„Zum Teufel mit dem Cottage!“, fuhr er sie an. „Hat er sie aus dem Haus gewiesen? Oder ging sie freiwillig? Was ist passiert? Reden sie doch!“
„Also, Sir, Mrs. Beverley wird bei Ihrem Vater leben, Sir, obwohl den beiden Damen die Trennung natürlich schwerfiel, und Miss Horne reiste dann auch ab. George brachte sie nach Lavenham zur Postkutsche.“
„Ich werde ihn fragen.“ Wütend wandte er sich ab, kaum fähig, sich zu beherrschen. Hätte sein Vater Jo nicht wenigstens die Fahrt mit der gewöhnlichen Postkutsche ersparen können? Ohne einen Blick zurück ritt er hinauf zum Herrenhaus. Er würde keine Ruhe haben, ehe er Jo nicht gefunden hatte. Warum nur war sie einfach verschwunden? Hatte sein Vater ihr die Tür gewiesen, weil er irgendwelche Gerüchte gehört hatte? Wenn ihr etwas zugestoßen war, würde er es seinem Vater nie verzeihen.
„Was sagst du?“ Ungläubig sah Hal den jungen Stallburschen an. „George wurde zu seiner kranken Schwester gerufen?“
„Ja, Sir, er hat den Einspänner genommen. Er dachte, Sie würden nichts dagegen haben, Sir, weil es doch ein Notfall ist. Und er wäre in ein paar Tagen wieder da, soll ich ausrichten.“
„Ja, ja, darum geht es nicht. Ich wollte …“ Enttäuscht winkte er ab und verließ den Stall. Warum, grübelte er, hat sie nicht auf meine Rückkehr gewartet? Sie hätte doch wissen müssen, dass er sie zumindest persönlich heimbegleitet hätte. Im Grunde kannte er die Antwort. Er hatte sie in dem Glauben gelassen, dass er ein Mädchen nach dem Geschmack seines Vaters heiraten werde – hatte es sich sogar selbst eingeredet. Mittlerweile war ihm allerdings klar geworden, dass er keine Vernunftehe führen konnte. Es wäre für alle Beteiligten zu schmerzhaft – für die ungeliebte Frau an seiner Seite, für ihn selbst, der sich so sehr nach Jo verzehrte, und vor allem für Jo, die so offen und ehrlich war. Ohne sie wäre sein Leben ein
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