Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe
geplant, gemeinsam von unserer Hände Arbeit zu leben, doch Lord Beverley wird sie nun in ihre Rechte als Witwe seines Erstgeborenen einsetzen; dadurch ändert sich für sie alles. Sie wollte, dass ich sie begleite, was natürlich unmöglich ist. Als sie mich brauchte, war ich selbstverständlich für sie da, denn ich habe sie schrecklich gern. Doch jetzt möchte ich lieber wieder bei euch leben.“ Sie erklärte noch einmal ausführlicher als in ihren Briefen die besondere Situation, die sie vor einigen Wochen dazu gebracht hatte, Ellen nicht allein aus Bath abreisen zu lassen. Zögernd fügte sie hinzu: „Ich weiß, ich hätte meine Tante nicht derart im Stich lassen sollen, aber …“
„Sag nichts mehr dazu, Kind; von deiner Tante erhielt ich einen sehr hässlichen Brief, den ich ihr so bald nicht vergeben werde. Ich hätte dich gar nicht erst mit ihr fahren lassen sollen, und ich werde weder Lucy noch dich je wieder ihrer Unfreundlichkeit aussetzen.“
„Mama, wie lieb du bist, dich auf meine Seite zu stellen, aber ich weiß, wie unbedacht und leichtsinnig ich gehandelt habe, wenn auch aus den edelsten Gründen – was vielleicht keine Entschuldigung ist. Ich hoffe nur, dass es Lucy nicht schaden wird, wenn sie debütiert.“
„Nun, bis dahin wird das vergessen sein. Sprechen wir nicht mehr darüber, Jo, erzähl mir lieber, was du die ganze Zeit gemacht hast. Hast du deine Geschichten fortgesetzt?“
„Leider war ich dafür zu beschäftigt. Ich habe ein paar Hüte gemacht.“ Sie erzählte von den Plänen, die sie und Ellen hatten, ehe Lord Beverley kam. „Doch nun muss Ellen ja nicht mehr für ihren Lebensunterhalt arbeiten. Allerdings ist mir eine neue Idee gekommen – für eine Liebesgeschichte.“
Als sie nach Bath gefahren war, hatte sie nicht an die Liebe geglaubt. Erstaunt sah Mrs. Horne ihre Tochter an.
Sanft errötend, fuhr Jo fort: „Im Cottage erzählte man mir eine Menge über Hals Großmutter; sie muss eine außergewöhnliche Frau gewesen sein, und so entwickelte ich nach und nach die Idee zu einer Geschichte.“
„Eins verstehe ich nicht, Kind. Wieso war Mr. Beverley bei deiner Abreise nicht da? Du schriebst, wie gütig und freundlich er sich dir und deiner Freundin gegenüber verhielt, deshalb finde ich es seltsam, dass er dich allein reisen ließ, noch dazu in einem offenen Einspänner.“
„Hal … Mr. Beverley war in Geschäften unterwegs. Er kennt die Entwicklung möglicherweise noch gar nicht.“ Verlegen wich Jo dem fragenden Blick ihrer Mutter aus. „Du hast nichts dagegen, wenn ich jetzt hinaufgehe? Ich möchte mir den Reisestaub abwaschen.“
Nachdenklich schaute Mrs. Horne ihrer Tochter nach, die offensichtlich über die tieferen Gründe ihrer Abreise nicht sprechen wollte. Doch allein, dass sie Mr. Beverleys Abwesenheit dazu genutzt hatte, enthüllte manches – und erklärte wohl auch die Veränderung, die sie als Mutter an Jo bemerkt hatte. Nun, sie würde nicht drängen; Jo würde schon noch mit ihr darüber sprechen.
Oben in ihrem Zimmer ließ Jo sich schwer auf das Bett sinken; plötzlich wurde ihr bewusst, wie unglücklich sie war. Die ganze Zeit über hatte sie sich gezwungen, zu funktionieren und ihren Gemütszustand vor der Außenwelt zu verbergen. Hier nun, allein, gestand sie sich ein, dass ihr das Herz brach, denn sie liebte Hal so sehr, und sie würde ihn nie wieder sehen.
Vielleicht wäre er zornig oder aufgebracht, wenn er feststellte, dass sie fort war, doch mit der Zeit würde er sie vergessen – wie sie ihn vergessen musste.
Hal sprang vom Wagen, warf die Zügel einem heraneilenden Stallburschen zu und ging mit großen Schritten zum Portal hinauf. Ohne eine Unterbrechung, außer um die Pferde zu wechseln, war er, von Wut und halber Verzweiflung geplagt, von seinem Besitz aus direkt hierher nach Beverley House gefahren. Zu wissen, dass er selbst an der Lage nicht ganz unschuldig war, besserte seine Laune auch nicht gerade.
Als er in die weite Halle mit der breiten, sich zu einer Galerie hinaufschwingenden Treppe trat, empfing ihn der Butler erleichtert. „Mr. Hal, wie gut, dass Sie da sind, Sir. Wir wollten schon nach Ihnen schicken.“
„Wie? Was ist denn? Mein Vater …?“
„Lord Beverley ereilte bei seiner Ankunft ein Schwächeanfall“, erklärte Jenkins. „Mrs. Beverley ließ sofort den Arzt holen, der jedoch sagt, es bestünde keine unmittelbare Gefahr. Es war wohl nur die Anstrengung der Reise. Seine Lordschaft soll
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