Hochzeitsnacht in Acapulco
bisschen schon”, erwiderte er. Seine Stimme klang heiser. “Bist du so lieb und gibst mir ein Glas Wasser?”
“Ja, sicher!”, antwortete Joelle herzlich. Sie ging zum Spülbecken und füllte ein Glas. “Mit Eis?”, fragte sie und wandte sich Gabriel zu.
Er schüttelte den Kopf. “Nein, danke, nur Wasser.”
Sie reichte ihm das Glas, und er leerte es auf einen Zug.
“Möchtest du mehr?”
Abwehrend streckte er die Hände aus. “Nein, danke, ich bin satt. Trotzdem vielen Dank.”
“Ich wollte wissen, ob du noch ein Glas Wasser möchtest”, erklärte sie und tat so, als wäre sie gekränkt. Wenn sie ehrlich war, hatte ihr Stolz tatsächlich gelitten. Was erwartete Gabriel eigentlich von ihr nach der allerersten Kochlektion? Dass sie sich in ein perfektes Heimchen am Herd verwandelt hätte? Sie hatte nie behauptet, häuslich zu sein. Ihre Stärken lagen in anderen Bereichen. Sie war zum Beispiel eine ausgezeichnete Werbemanagerin.
Gabriel wischte sich die Hände an der Serviette ab und lehnte sich zurück. “Hast du eigentlich zugenommen, seit du schwanger bist?”, erkundigte er sich. “Es sieht nicht danach aus. Du bist, wie mir scheint, noch genauso schlank wie in Acapulco.”
Dass er sie so eindringlich betrachtete, machte Joelle befangen. Sie legte die Hände auf den Bauch. “Vielleicht habe ich ein, zwei Pfund zugenommen.”
“Du solltest jedenfalls nicht zu viel zunehmen.”
“Ich weiß, ich weiß.” Sie seufzte tief. “Das ist nicht gut für das Baby.”
“Für dich auch nicht, soviel ich weiß.”
“Was kümmert es dich überhaupt, welche Auswirkungen die Schwangerschaft auf mich hat, Lafleur?”
“Okay, okay, dein Bauch gehört dir, aber ich werde doch wohl noch mal fragen dürfen.”
“Mach dir keine Sorgen um mich, ich kann selbst auf mich aufpassen.”
Rasch stand Gabriel auf. “Schön, das nimmt mir eine Last von der Seele.” Er ging zur Tür und wandte sich dort noch einmal um. “Ich gehe jetzt nach oben duschen. Wenn ich fertig bin, möchte ich gleich anschließend in die Stadt fahren.”
Joelle blickte auf ihre mit Mehl bestäubten Sachen. “Ich glaube, ich fahre so”, verkündete sie trotzig, um ihn herauszufordern.
“Wie du willst. Die Leute im Standesamt werden zwar denken, dass ich eine Verrückte zu heiraten beabsichtige, aber was macht das schon?” Er eilte, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hoch.
Sie folgte ihm zum Fuß der Treppe. “Ich bin tatsächlich verrückt, und zwar weil ich mich von dir habe überreden lassen, hierher nach Louisiana zu kommen”, rief Joelle Gabriel nach.
Oben blieb er stehen. “Jetzt ist es zu spät, um daran etwas zu ändern.”
“Oh nein! Ich kann hier jederzeit alles stehen und liegen lassen und abreisen”, erwiderte sie und erkannte plötzlich, dass sie gar nicht mehr wegwollte.
Gabriel kam wieder die halbe Treppe herunter. Mit in die Hüften gestemmten Händen blieb er stehen und funkelte Joelle an. “Du könntest es vielleicht, wenn du nicht mein Kind erwarten würdest. Jetzt ist es zu spät, um es dir anders zu überlegen. Unser Schicksal war in dem Moment besiegelt, als wir uns in Mexiko begegnet sind. Es hat uns dazu bestimmt, Mann und Frau zu werden. Damals wussten wir das nur noch nicht.”
Auch Joelle stemmte die Hände in die Hüften. “Weißt du was, Lafleur? Du beherrschst wirklich die Kunst, etwas romantisch klingen zu lassen”, bemerkte sie sarkastisch.
“Wenn dir nach Romantik zumute ist, besorg dir doch einen Liebesfilm auf Video! Oder noch besser: Kauf dir einen Kitschroman.”
“Das ist eine prima Idee! Ja, das mache ich”, konterte Joelle heftig. “Wenigstens erweisen sich die Schufte in Groschenheften am Ende manchmal als nette Männer, was mehr ist, als ich über dich sagen kann.”
“Sei in einer Viertelstunde fertig zur Abfahrt!”, forderte Gabriel sie mühsam beherrscht auf.
“Ich bin jetzt schon fertig”, erwiderte sie hitzig und setzte ein gekünsteltes Lächeln auf.
Er brummelte halblaut vor sich hin, wandte sich um und lief wieder die Treppe hinauf.
Joelle drehte sich um und entdeckte, dass Sadie direkt hinter ihr stand.
Die schüttelte den Kopf und bemerkte: “Das klang ganz danach, als wärt ihr beiden drauf und dran, euch ineinander zu verlieben.”
“Ach was, Sadie. Das ist ja lächerlich. Wer könnte sich in einen arroganten Kerl wie Gabriel verlieben?”
Im ersten Stock fiel eine Tür krachend ins Schloss. Offensichtlich war Gabriel ins Bad
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