Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2
alles nicht«, unterbrach Duncan uns.
»D uncan, es geht mir gut.«
»A ber, Prinzessin…«
Duncan! Plötzlich funktionierte die Gedankenübertragung offenbar wieder. Diese Gelegenheit musste ich nutzen. Ich drehte mich zu Duncan um. Es ist alles okay. Und jetzt bring bitte den Wächter woandershin.
»N a gut«, seufzte Duncan. Er wandte sich an den Tracker. »D ie Prinzessin möchte unter vier Augen mit dem Gefangenen sprechen.«
»A ber ich habe den strikten Befehl…«
»S ie ist die Prinzessin«, unterbrach Duncan ihn. »W illst du dich wirklich mit ihr streiten?«
Obwohl Duncan und der Tracker kein gutes Gefühl dabei zu haben schienen, entfernten sie sich widerwillig. Duncan drehte sich immer wieder nach mir um, und der Wächter murmelte vor sich hin, wie viel Ärger er bekommen würde, wenn die Königin herausfand, dass er seinen Posten verlassen hatte.
»D u hast also einen neuen Trick gelernt.« Loki grinste mich an.
»I ch habe noch ganz andere Tricks auf Lager«, sagte ich und Loki zog anerkennend die Augenbrauen hoch.
»W enn du mir ein paar davon zeigen willst, dann komm doch rein.« Er zeigte auf sein Zimmer und wich zur Seite, um mir Platz zu machen.
Ich wusste nicht genau, warum, aber ich nahm seine Einladung an und schob mich an ihm vorbei in seine Zelle. Dort setzte ich mich aufs Bett, da es keine Stühle gab, aber ich hielt mich kerzengerade. Ich wollte nicht lässig wirken oder ihm einen falschen Eindruck vermitteln.
»F ühl dich wie zu Hause, Prinzessin«, neckte mich Loki.
»I ch bin hier zu Hause«, erinnerte ich ihn.
»I m Moment jedenfalls noch«, meinte Loki und setzte sich ebenfalls aufs Bett. Er rückte näher, aber ich wich zurück, sodass ein halber Meter Abstand zwischen uns blieb. »S o ist das also«, sagte er.
»T ove hat mir von dir erzählt«, begann ich. »I ch weiß, wie stark du bist.«
»U nd du wagst dich trotzdem allein in mein Zimmer?«, fragte Loki. Er lehnte sich zurück, stützte sich auf die Ellbogen auf und betrachtete mich.
»D u weißt ja auch, wie stark ich bin«, konterte ich.
»T ouché.«
»D er König hat dich als meinen Bewacher eingesetzt, weil du der stärkste Vittra bist«, fuhr ich fort. »A ber du hast mich gehen lassen.«
»S oll das eine Frage sein?« Loki wandte den Blick ab und zupfte einen Fussel von seinem schwarzen Hemd.
»N ein. Ich weiß, dass es so war.« Ich schaute ihn weiter an, in der Hoffnung, ihm mehr Informationen zu entlocken, aber seine Miene wurde trotzig und gelangweilt. »I ch will wissen, warum du mich hast gehen lassen.«
»P rinzessin, als du hier reinkamst, hatte ich gehofft, wir würden eine schöne Zeit zusammen verbringen. Stattdessen willst du über Politik reden.« Er schmollte, rollte sich auf die Seite und starrte mit gespielter Enttäuschung zu mir hoch.
»L oki, ich meine es ernst«, schnaubte ich.
»I ch auch.« Loki setzte sich wieder auf und nutzte die Gelegenheit, um näher zu rücken. Er stützte eine Hand hinter mir aufs Bett, und sein Arm berührte meinen Rücken.
»W arum willst du mir nicht sagen, warum du mir die Flucht ermöglicht hast?«, fragte ich mit möglichst fester Stimme und schaute ihm in die Augen.
»W arum willst du das unbedingt wissen?«, fragte er ernst. Seine Stimme war sehr tief.
»N a ja.« Ich schluckte. »I ch muss wissen, ob du eine Art Spiel mit mir spielst.«
»U nd wenn es so wäre?« Loki sah mir weiter in die Augen, hob aber trotzig das Kinn. »W irst du mich dann hinrichten lassen?«
»N ein, natürlich nicht«, sagte ich.
Er legte den Kopf schief und musterte mich. Dann schien er zu begreifen.
»D u findest allein die Vorstellung grässlich.«
»D as stimmt. Erzählst du mir jetzt, warum du mich hast gehen lassen?«
»W ahrscheinlich aus demselben Grund, aus dem du mich am Leben lassen willst.«
»D as verstehe ich nicht.«
Ich hätte gerne den Kopf geschüttelt, aber ich wollte den Blickkontakt zu ihm nicht abreißen lassen. Ich wollte zwar meine Überzeugungskraft nicht einsetzen, aber im Moment hatte ich seine volle Aufmerksamkeit, und wenn ich die verlor, würde er vielleicht aufhören zu reden.
»I ch glaube doch, Prinzessin.« Loki schluckte mühsam und holte tief Luft, bevor er fortfuhr: »I ch weiß, wie es ist, als Gefangener zu leben, und ich dachte, es wäre schön, zu erleben, wie jemand seinen Fesseln entkommt.«
»I ch glaube dir«, gestand ich. »A ber warum bist du dann hier? Warum verhilfst du mir zur Flucht, um mich dann wieder
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