Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2
und wollte ihn gerade wegen seiner Überreaktion zusammenstauchen, da packte er mich am Arm und versuchte, mich mit sich zu zerren.
»H ör sofort auf damit, Finn!« Ich versuchte, mich zu befreien, aber körperlich war er immer noch stärker als ich. »L oki hat recht. Du bist mein Tracker und musst damit aufhören, mich durch die Gegend zu zerren und mir zu sagen, was ich zu tun habe.«
»L oki?« Finn blieb stehen und starrte mich misstrauisch an. »S o nennst du also den Vittra-Gefangenen, der versucht hat, dich zu kidnappen? Und du hältst mir eine Predigt darüber, was sich gehört?«
»I ch halte gar keine Predigt«, schrie ich und riss endlich meinen Arm aus seinem Griff. »A ber wenn, würde sie davon handeln, dass du dich wie ein Vollidiot aufführst.«
»H e, vielleicht solltet ihr euch erst mal beruhigen…«, versuchte Duncan einzugreifen. Er stand ein paar Meter von uns entfernt und wirkte verlegen und besorgt.
»D uncan, wag es bloß nicht, mir zu sagen, wie ich meinen Job machen soll!« Finn zeigte mit dem Finger anklagend auf ihn. »D u bist der nutzloseste, unfähigste Tracker, der mir je begegnet ist, und ich werde der Königin empfehlen, dich zu entlassen. Und damit tue ich dir noch einen Gefallen, verlass dich drauf. Von Rechts wegen sollte sie dich eigentlich verbannen!«
Duncan fiel sichtlich in sich zusammen und einen schrecklichen Moment lang fürchtete ich, er werde anfangen zu weinen. Stattdessen starrte er uns nur stumm an, senkte dann den Blick und nickte.
»F inn!«, brüllte ich und hätte ihm am liebsten eine gescheuert. »D uncan hat nichts falsch gemacht!« Duncan drehte sich um und setzte sich in Bewegung. Ich versuchte, ihn aufzuhalten. »N icht, Duncan. Bitte bleib hier.«
Er ging einfach weiter, und ich folgte ihm nicht. Vielleicht hätte ich es tun sollen, aber ich wollte Finn noch eine Weile anschreien.
»E r hat dich wiederholt mit dem Vittra allein gelassen!«, brüllte Finn. »I ch weiß ja, dass du lebensmüde bist, aber Duncans Job ist es, dich am Selbstmord zu hindern!«
»I ch versuche, mehr über die Vittra herauszufinden, damit ich diesen lächerlichen Krieg beenden kann!«, schoss ich zurück. »D eshalb habe ich einen Gefangenen verhört. So ungewöhnlich ist das nicht, und ich war nicht in Gefahr.«
»V erhören nennst du das?«, höhnte Finn. »D u hast mit ihm geflirtet.«
»G eflirtet?«, wiederholte ich und verdrehte die Augen. »D u benimmst dich so unmöglich, weil du das für einen Flirt gehalten hast? Ich habe nicht mit ihm geflirtet, aber selbst wenn, gibt dir das noch lange nicht das Recht, Duncan oder mich oder irgendjemanden so zu behandeln.«
»I ch benehme mich nicht unmöglich«, sagte Finn stur. »I ch mache nur meinen Job. Sich mit dem Feind zu verbrüdern, gilt als schändlich, Prinzessin. Und wenn er dir nichts antut, dann werden es die Vittra oder die Tryll tun.«
»W ir haben nur geredet, Finn.«
»I ch habe euch gesehen, Wendy!«, zischte Finn. »I hr habt miteinander geflirtet. Du schleichst dich heimlich zu ihm und trägst dafür sogar dein Haar offen.«
»M ein Haar?« Ich fasste mir an den Kopf. »I ch trage es offen, weil ich vom Trainieren Kopfschmerzen habe. Und ich habe mich nicht zu ihm geschlichen. Ich… Nein. Weißt du, was? Ich muss dir gar nichts erklären. Ich habe nichts falsch gemacht und brauche mich vor dir nicht zu rechtfertigen.«
»P rinzessin…«
»I ch will nichts mehr hören und habe auch keine Lust mehr, mit dir zu streiten. Geh einfach, Finn!«
Ich wendete mich von ihm ab und versuchte, mich zu beruhigen. Ich spürte, dass er hinter mir stand, aber schließlich ging er. Ich schlang die Arme um mich, um mein Zittern in den Griff zu bekommen. Ich war so wütend wie schon sehr lange nicht mehr, und ich konnte einfach nicht fassen, wie Finn mit mir und Duncan geredet hatte.
Eloras Schlafzimmertür am Ende des Flurs öffnete sich und riss mich aus meinen Gedanken. Ich schaute auf, machte mir aber nicht die Mühe, mich zu verstecken.
Die Frau in dem Umhang trat auf den Flur, und sie hatte ihre Kapuze abgestreift. Endlich sah ich ihr Gesicht. Sie lächelte Elora genauso strahlend und falsch an wie immer und lächelte auch weiter, als sie mich sah.
Es war Aurora, und ich konnte mir nicht vorstellen, was sie und meine Mutter so Geheimnisvolles zu besprechen hatten.
19
Arrangement
I ch musste einiges an Überzeugungsarbeit leisten, aber schließlich schaffte ich es, Duncan zum Bleiben zu überreden.
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