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Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hoeps/Toes
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förmlich zu hören, wie sie nach einer Lösung für das Problem suchte. »Hör zu«, sagte sie endlich, »reiß dich jetzt zusammen und fahr sofort los. Weißt du noch, wo der Wagen steht?«
    »Ja, ja, natürlich«, gab Hinrichs verwirrt zurück. Micky konnte an seinen Augen ablesen, dass er immer tiefer in das Gespräch eintauchte und die Spielebene längst verlassen hatte.
    »Geh von da aus Richtung Labor. Sobald du an einem Rinnstein vorbeikommst, lässt du den Schlüssel hineinfallen. Aber zieh Handschuhe an! Und wisch vorher den Schlüssel ordentlich ab!«
    »Ja.« Die Antwort klang nicht so, als hätte Hinrichs den Auftrag verstanden.
    »Nicht ›jaaa‹. Jens? Du musst das machen«, sagte Ingrid und hinter jedem Wort stand ein akustisches Ausrufezeichen. »Wenn sie mir auf die Spur kommen, hängst du mit drin.«
    »Aber ich habe doch gar nichts getan«, begehrte Hinrichs in ehrlicher Verzweiflung auf.
    Ingrid lachte hysterisch auf. »Ach nein? Du hast doch von allem gewusst und mir geholfen. Wer soll glauben, dass du mit Sybilles Tod nichts zu tun hast?«
    Micky gab ihm ein Zeichen, dass er das Gespräch beenden konnte. Sie hatten gehört, was sie hören wollten.
    Aber Hinrichs war so von Ingrids Erpressung schockiert, dass er anders als abgesprochen reagierte. »Das Betäubungsmittel für deine Katze. Das hast du in Wirklichkeit für Sybille gebraucht«, warf er ihr vor.
    Ingrid stutzte. »Woher weißt du das? Hat die Polizei mit dir gesprochen? Ist jetzt jemand bei dir? Jens!«
    Hinrichs schwieg.
    »Jens! Du dummer Schlappschwanz!« Sie legte auf, aber Jens Hinrichs hielt das Handy weiterhin vor den Mund, als wäre diese Verbindung nicht unwiderruflich getrennt worden. Er starrte ins Leere. Über seine Wangen liefen Tränen.
    Die alte Dame in der Voliere richtete flatternd ihr Gefieder. Dann öffnete sie ihren kräftigen Schnabel zu einem lang anhaltenden Ruf.
    »Hören Sie?«, schluchzte Hinrichs. »Sie ist nicht stumm.«
    Auf dem Weg ins Präsidium meldete sich über Funk das Team, das vor Roeder West Stellung bezogen hatte. Ingrid Roeder war gleich nach dem Telefonat aus dem Bürocontainer gestürzt und zu ihrem Audi gelaufen. Eine kurze Flucht. An der Ausfahrtschranke wurde sie festgenommen.
    Das Crashtest-Zentrum, zu dem Molendorp Micky und Katja kurz vor dem Erreichen des Präsidiums umdirigierte, lag in einem Industriegebiet nördlich von Maastricht.
    Unterwegs übergaben sie Jens Hinrichs einer Streife. Nachdem sie ihm im Tierpark mitgeteilt hatten, dass er wegen Verdunkelungsgefahr in U-Haft genommen werde, hatte er sie weinend angefleht, ihn vor dem Gefängnis zu bewahren. Dass ihnen keine andere Wahl blieb, musste sich Micky noch einmal selbst sagen, als Hinrichs sie während des Wagenwechsels voller Panik ansah.
    Außer, dass es ziemlich grausige Erkenntnisse in der Mordsache Roeder gebe, hatte sich Molendorp am Telefon nichts entlocken lassen. Der Stachel ihres Vorwurfs einer undichten Stelle im Team saß tief, das war kaum zu überhören gewesen. Umso stolzer schien er auf die neuen Ermittlungsergebnisse zu sein.
    Katja und Micky betraten die große Halle des Zentrums. Rechts an der Wand lehnten Firmentechniker in grauen Overalls. Mit verschränkten Armen verfolgten sie, wie die Kriminaltechniker in weißen Overalls eine eigenartige Konstruktion mit aufgesetzer Autokarosserie untersuchten. Im linken hinteren Bereich lief dagegen das normale Geschäft ungestört weiter. Vier Graumänner platzierten gerade ein Testpuppenpaar in einem orangefarbenen Wagen.
    »Dies ist eines der modernsten Crashtest-Zentren der Niederlande«, erklärte Molendorp, der sich ihnen mit einer Geste näherte, als gehörte ihm das Unternehmen. »Hier wird alles getestet. Kindersitze, Gurtsysteme, Flugzeugelemente, Blackboxes bis hin zu Prototypen neuer Autos und Lastwagen.«
    »Und Roeder lässt hier auch testen?«, fragte Katja, um die Sache abzukürzen.
    »Nicht so schnell, Frau Kollegin«, tadelte Molendorp. »Nein, Roeder nicht. Allerdings andere uns bekannte Firmen. Aber dazu später. Die ersten Hinweise lieferte unsere Rechtsmedizin. Klar war ja, dass Carsten Roeder viel mehr Verletzungen erlitten hat, als bei diesem Sturz in die Grube entstehen konnten. Und dass ihm einige davon erst nach dem Tod zugefügt wurden. Von den massiven Gurtmarken einmal abgesehen, könnten alle festgestellten Traumata – Prellungen, Brüche, innere Verletzungen – theoretisch auch durch andere Gewalteinwirkungen verursacht worden

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