Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hoeps/Toes
Vom Netzwerk:
Falls war ein tödlicher Unfall auf dem Betriebsgelände. Und nun zum Wetter …«
    Micky zappte den Moderator weg und schaltete auf die Teletextseiten, in der Hoffnung, mehr über Jelmer Borgsteels Verhaftung zu erfahren, stellte aber fest, dass die Textnachricht exakt den gleichen Wortlaut hatte wie die Teleprompter-Ansage des Moderators.
    Noch einmal fluchte sie herzhaft und warf die Fernbedienung auf die Bettdecke. Sie wählte die Nummer von Atte Borgsteel, doch er nahm nicht ab. Auch seine Sprachbox hatte er ausgeschaltet.
    Wider besseres Wissen versuchte sie es über die Zentrale von Mondifra, aber die Empfangsdame schmetterte sie mit der Information ab, der Senior sei nicht erreichbar.
    Commissaris Duut hingegen war für Micky telefonisch sofort erreichbar. Wie gewöhnlich verbarg er seine Gereiztheit hinter einem jovialen Gruß, doch seine erste Frage verriet sofort, was ihm quersaß.
    »Was hast du eigentlich in den letzten zehn Jahren bei uns getrieben?«, fragte Duut. »Hast du denn gar nichts gelernt?«
    »Willst du mich jetzt etwa auch für diesen Selbstmord verantwortlich machen?«, fragte sie.
    »Im Leben nicht«, beantwortete er ihre Frage. »Wer Hand an sich selbst legt, macht sich zu seinem eigenen Richter.«
    Micky war derselben Meinung, aber genau das warf sie sich auch vor.
    »Ich habe unsere Wirtschaftsermittler zur Volksbank nach Kranenburg geschickt, um nachzuholen, was du versäumt hast«, fuhr er fort. »Sie reden mit den Bankangestellten, die die eingezahlten Beträge in Empfang genommen haben. Prüfen und nochmals überprüfen, bevor du die Handschellen zückst. Hast du dir auch mal die Überweisungen von dem deutschen Konto auf andere Konten angesehen? Und die Daten?«
    »Warum sollte ich?«, fragte Micky. »Ich war auf der Suche nach der Herkunft des Geldes. Was Auber damit anstellen wollte, spielt doch keine Rolle.«
    »Unsere Leute konnten auf Anhieb kein Muster darin entdecken«, erklärte Duut unbeeindruckt von ihrem Einwand. »Aber sie haben sofort erkannt, dass ansehnliche Beträge auf Konten im Senegal, in Liberia und Nigeria überwiesen worden sind.«
    »Na und?«
    »Nun ja, die jüngste Nachricht lautet: Bei der Bank in Deutschland ist Hans Auber nicht bekannt, meine Männer haben Fotos von ihm vorgelegt. Die Nummer des Passes stimmt allerdings mit der von Aubers altem Ausweis überein. Unsere Nachbarn arbeiten überaus bereitwillig mit.«
    Micky wunderte sich, warum Duut gerade seine Arbeitszeit an eine ehemalige Mitarbeiterin verschwendete.
    »Das heißt gar nichts«, sagte sie kampfbereit. »Habt ihr die Videoaufnahmen von der Bank ausgewer…«
    »Ich habe deine Berichte an deinen Auftraggeber mal quergelesen«, unterbrach er sie. »Die Sache stinkt, da sind wir uns einig. Aber woher der Gestank rührt … Wusstest du zum Beispiel, dass Auber vor zwei Jahren eine Anzeige wegen Diebstahls aufgegeben hat? Bei einem Betriebsausflug wurde ihm das Portemonnaie gestohlen. Samt Ausweis und Führerschein. Genug Papiere, um ein Bankkonto zu eröffnen.«
    »Nein, das wusste ich nicht«, gab Micky zu. »Ich habe leider keine Befugnis mehr, in euren Datenbanken herumzusurfen.«
    »Du bist ja auch keine Ermittlerin«, entgegnete er spitz. »Und das bist du auch nie gewesen. Du warst unsere Verhörspezialistin und Profilerin.«
    Duuts Botschaft war deutlich: Sie war eine Amateurschnüfflerin, die sich an dem Borgsteel-Auftrag verhoben hatte.
    Ihre eigentlichen Qualitäten hatte sie nicht eingesetzt.
    »Technisch gesehen könntest du recht haben«, gestand sie – eine Standardfloskel unter Machoermittlern, um ohne Gesichtsverlust einen Irrtum zuzugeben.
    »Warum hat er eigentlich eine Nagelpistole benutzt?«, fragte Duut. »Welche verdammte Symbolik sollen wir dahinter erkennen? Das ist dein Fachgebiet.«
    Darüber hatte Micky in der Tat nachgedacht, hatte aber nur praktische Gründe finden können. Die Nagelpistole stammte aus einem Lieferauftrag für Nigeria. Da es dort kein Arbeitsschutzgesetz gibt, konnte man auf den hiesigen Sicherheitsmechanismus pfeifen. Für Mondifra bedeutete das noch einmal geringere Produktionskosten und für Auber die Möglichkeit, einfach den Abzug zu ziehen, ohne erst den Lauf massiv gegen den Kopf drücken zu müssen, wenn das überhaupt ausgereicht hätte.
    »Und warum hat sich Auber im Wagen von Borgsteels Sohn erschossen? Was sagt die Psychologin hierzu?«
    Micky blieb weiterhin stumm. In ihrem Kopf rotierte es. Dass es der Wagen von Borgsteels Sohn

Weitere Kostenlose Bücher