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Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hoeps/Toes
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Absperrbändern und einigen Brettern blockiert, die quer auf den Türrahmen genagelt worden waren. Micky sah sich die rückwärtige Fassade sorgfältig an. Das Feuer hatte sich erst durch das Dach des Auslieferungsraumes gefressen und sich dann außen an der Gebäudewand entlang weiter ausgebreitet.
    Micky steckte den Kopf in den Raum. Der Geruch von nasser Asche schlug ihr entgegen. Direkt hinter dieser Tür hatte die Leiche gelegen. Micky zog das Absperrband beiseite und zwängte sich durch die Bretter hinein. An ein paar Drähten baumelten Neonlampen mit den Resten der zersprungenen Röhren darin. Die Wände waren dick mit Ruß bedeckt, was ein noch trostloserer Anblick gewesen wäre, wenn die Sonne nicht so hell durch die Stahlträger der Decke hineingeschienen hätte. Dem vorläufigen Bericht zufolge hatte hier ein Stapel Verpackungsmaterial Feuer gefangen. Gut möglich, denn der Betonboden unmittelbar hinter dem Tor war schwarz verkrustet und sogar zerbröckelt, und das erklärte auch, warum das Opfer teilweise verkohlt war. Wo der Körper gelegen hatte, war der Boden noch relativ hell. Die Polizei hätte sich eigentlich sparen können, den Umriss zusätzlich mit Kreide zu markieren.
    Micky holte das Diktafon aus ihrer Tasche, sprach erst Zeit und Ort auf und fuhr dann fort: »Substanzen in Verpackungsmaterial im Auslieferungsraum sowie dazugehörige Verbrennungstemperaturen überprüfen.«
    Zweifellos würden ihre deutschen Kollegen, oder besser gesagt Exkollegen, dasselbe tun, aber jedenfalls hatte sie nun einen Ausgangspunkt für ihre Ermittlungen. Sie drang weiter in den Raum vor. Auf dem Boden lagen durchweichte Reste der eingestürzten Deckenverschalung. An der hinteren Wand, neben dem Eingang zum Aufzug, standen ein kleiner Gabelstapler und eine schwarz verrußte Haushaltstrittleiter. In einer Ecke des Raumes lehnte eine halb verbrannte Tür an der Wand. Unmittelbar davor stand ein Koloss von Apparat. Micky warf einen Blick in den Lageplan des Berichts. Die Tür hatte den Eingang zum Serverraum verschlossen.
    Micky trat ein und ließ ihren Augen Zeit, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Auch hier hatte das Feuer schlimm gewütet. Die Stahljalousien hingen verformt vor den Fenstern. Ein paar Lichtstreifen fielen auf zwei Netzwerk- und Serverschränke, die mitten im Zimmer aufgestellt waren. Sie waren leer. Hier waren also die Firmendaten aufbewahrt worden. Vermutlich hatte man die Überreste der Server schon gesichert. Die Montageschienen, Kabelführungen und Lüftereinheiten waren geradezu zerbröselt. Kaum vorstellbar, dass diese Hitze nicht auch die auf den Servern gespeicherten Kronjuwelen des Labors selbst vernichtet hatte.
    Micky kehrte in den Auslieferungsraum zurück. Sie stieg über zwei Schutzhelme hinweg, die zu einem doppelten Omelett verschmolzen waren. Eine Firmenuhr aus Kunststoff war nicht besser dran und einfach von der Wand getropft. Dalí, dachte Micky, die der Anblick an einen Ausstellungsbesuch mit Robert erinnerte.
    In einer Ecke hingen zwei Stahlklapptüren in den Angeln. Micky drückte sie auf und stieg einige Stufen hinauf. Es war stockdunkel und sie schaltete die Taschenlampe an ihrem Schlüsselbund ein. Vor ihr erschien eine Stahltreppe.
    Sie hielt einen Moment inne. Hier hatte sich offenbar keine große Hitze entwickelt, denn nirgends waren Materialien geschmolzen. Die Wände waren lediglich verrußt. Die Treppe sah schmutzig, aber ansonsten unversehrt aus. Sie setzte den Fuß auf die erste Stufe und ging vorsichtig hinauf.
    Die obere Etage war nicht so schlimm zerstört, wie sie erwartet hatte. Das Feuer war weder von innen noch von außen bis hierher vorgedrungen. Alle Fensterscheiben waren nach innen zersprungen, was aber auch am Druck des Wassers aus den Feuerwehrschläuchen gelegen haben konnte. Sie lehnte sich aus einem der kaputten Fenster. Nur von außen waren die Rahmen geschwärzt.
    Micky strich durch die Räume. Sie kam an einem Büro vorbei, aus dem sie die Computerbildschirme leer anstarrten. Im Testraum erschrak sie im ersten Moment vor einem menschlichen Skelett, an dem der Prototyp einer Prothese befestigt war. In den Büros der Mitarbeiter hatte nicht der Brand, sondern das Löschwasser die größten Schäden verursacht. Noch immer tropfte ein stinkender, braunschwarzer Cocktail von den Fensterbänken, den Deckenlampen, den Tischen und Stühlen.
    Zurück im Erdgeschoss betrachtete sie erneut die Stelle, an der sich der Brandherd befunden haben musste. Es war

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