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Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hoeps/Toes
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werde dir höchstens beratend zur Seite stehen, falls das nötig sein sollte. Ich werde dich in einem internen Memo allen Mitarbeitern vorstellen, erklären, welche Aufgabe du erfüllst, und den Auftrag erteilen, dich in jeder Hinsicht zu unterstützen. Hast du ein Passfoto dabei? Ja, natürlich, auch ihr Niederländer müsst ja inzwischen ständig einen Personalausweis bei euch tragen. Ich schicke das Foto gleich raus und lasse eine Zugangsgenehmigung ausstellen. Ich werde hier in Aachen ein Hotelzimmer für dich buchen. Was die Bezahlung angeht … Du stellst eine Rechnung, erhältst aber den doppelten Betrag. Schließlich führst du zwei Aufträge aus.«
    Er setzte ein charmantes Grinsen auf, gefolgt von einem leichten Zucken, das wiederum zu spät kam. Erst in diesem Augenblick begriff Micky, dass sein linker Arm eine Prothese war. Carsten Roeder sah ihren Blick und schob den Ärmel hoch. Hinter der perfekten Nachbildung einer Hand erschien ein hautfarbener Arm. Carsten drehte ihn hin und her.
    »Ein Autounfall kurz nach meiner Geburt und ein Chirurg, der so ziemlich alles falsch machte, was man falsch machen kann. Eigenes Fabrikat. Nur für die Körpersprache müssen wir noch Sensoren entwickeln, dadurch verrate ich mich. Es hat einen Moment gedauert, bis du es erkannt hast, oder? Und da gehörst du noch zu den Schnellsten. Wir haben Mitarbeiter, die es immer noch nicht wissen. Was hältst du von meinem Angebot?«
    »Es ist sehr großzügig«, antwortete Micky.
    Carstens Aufmerksamkeit wurde von einem jungen Mann abgelenkt, der in der Tür zum Dachgarten erschien. »Herr Delgado?«
    Der junge Mann winkte Carsten mit kaum verhohlener Nervosität zu. Hinter ihm erkannte Micky vage die Gestalten eines Mannes und einer Frau, die neugierig nach draußen traten und sich umsahen. Micky erkannte den Blick. Polizei.
    »Entschuldigung«, sagte Carsten und stand auf. »Ich befürchte, es gibt Neues von der Westfront. Warte bitte kurz.«
    »Wir haben eine unangenehme Nachricht für Sie«, verkündete die Frau. »Wir haben die Person, die bei dem Brand ums Leben gekommen ist, identifiziert. Es handelt sich um eine Mitarbeiterin Ihrer Firma …« Sie wartete auf eine Reaktion von Carsten, doch seine Miene blieb unbewegt. »Frau Wenger.«
    »Sybille? Aber wie ist das in Gottes Namen möglich?« Carsten drehte sich um und schlug beide Hände vor das Gesicht, so synchron, dass Micky kurz auf den Gedanken kam, er habe die Geste geübt. Delgado wurde sofort aktiv und lotste seinen Chef hinein. Micky folgte ihnen. Carsten hatte sich an seinen Schreibtisch gesetzt und starrte vor sich hin.
    »Wie ist sie gestorben?«, fragte er schließlich heiser.
    »Das Opfer ist wahrscheinlich durch das Einatmen giftiger Verbrennungsgase ums Leben gekommen«, lautete die Antwort. »Durch intensiven Kontakt mit dem Brandherd wurde es dann massiv entstellt. Deswegen hat die Identifizierung so lange gedauert.«
    Carsten griff in seine Brusttasche, zog das Taschentuch heraus und rieb sich über die Augen.
    Plötzlich spürte Micky die Hand von Delgado am Oberarm und er sagte: »Wir sollten Herrn Roeder jetzt mit den Herrschaften von der Kripo allein lassen.«
    »Richten Sie ihm aus, dass ich den Auftrag annehme«, bat Micky.
    Delgado nickte kurz. »Ich bin über alles informiert. Am besten gebe ich Ihnen erst einmal den Bericht der Feuerwehr. Folgen Sie mir.«
    Micky warf noch einen letzten Blick auf Carsten, den die Ermittler nun mit Fragen bombardierten.
    Die Vorderfront von Roeder West sah erstaunlich unversehrt aus, doch als Micky über das Absperrband stieg, erkannte sie, dass Wände, Boden und Möbel der Rezeption vollkommen durchweicht waren. Sie drückte gegen die gläsernen Eingangstüren, aber sie gaben nicht nach. Dann eben eine Runde um das Gebäude, beschloss sie. Sie stellte fest, dass der Brand auf der Rückseite des Gebäudes am schlimmsten gewütet hatte. Das Feuer hatte sich genau an die Regeln gehalten. Von den Fenstern im Erdgeschoss aus zog sich ein v-förmiges Rußmuster an den Außenwänden hoch, mit einer leichten Abweichung nach rechts, was wohl am Wind liegen mochte. Die Fenster waren bereits mit Holzplatten verschlossen worden, aber Micky konnte erkennen, dass die Rahmen an der Oberseite von den Flammen beschädigt worden waren. Und das dort musste der Auslieferungsraum sein, in dem der Brand ausgebrochen war. Es war ein niedriger Anbau mit großen Stahltüren, die schief in den Angeln hingen. Der Zugang wurde von

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