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Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hoeps/Toes
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gemeinsames Interesse an der Firma? Sind sie nicht beide Inhaber?«
    »Ja, aber Carsten besitzt den Hauptanteil an den Aktien.«
    »Also heißt es: Roeder West und Roeder Ost and never the twain shall meet? «
    »Genau, aber daran muss sich jetzt natürlich etwas ändern, wo Roeder West in Schutt und Asche liegt und Roeder Ost am Rande des Konkurses steht.«
    »Dann werde ich mich jetzt mal mit Ingrid Roeder unterhalten. Hast du sie schon darüber informiert, dass ihr Gemälde wiederaufgetaucht ist?«
    »Nein, weder sie noch Carsten. Keine Zeit bisher. Mach du das doch, dann hast du gleich einen netten Aufhänger. Aber du weißt es nicht von mir. Ach, wann genau lädst du mich zum Essen ein?«
    »Morgen. Und dabei musst du mir alles über den Dschungel erzählen, in dem du mich ausgesetzt hast.«
    Die Nachricht, dass das Gemälde gefunden worden war, erwies sich tatsächlich als Schlüssel für den Zugang zu Ingrid Roeder. Micky tat so, als hätte sie die Informationen, die sie von Robert erhalten hatte, aus den niederländischen Nachrichten.
    Im Gegenzug war Ingrid Roeder bereit, sich etwas Zeit für sie zu nehmen, obwohl sie sich kaum erst von der Mitteilung erholt hatte, dass ihre stellvertretende Abteilungsleiterin höchstwahrscheinlich für die Zerstörung ihres Laboratoriums verantwortlich war.
    »Ich habe alle Hände voll mit der Bewältigung des Chaos zu tun, in dem ich hier stecke«, seufzte sie. »Dafür haben Sie sicher Verständnis.«
    Natürlich hatte Micky das, deswegen eilte sie schnellstmöglich zu der Adresse in der Bismarckstraße, die Frau Roeder ihr genannt hatte. Die Straße befand sich mitten im schönen Gründerzeitviertel Frankenberg. Micky traf genau in dem Moment ein, als ein Polizeifahrzeug vor dem Haus wegfuhr.
    Zu ihrer Überraschung erschien Jens Hinrichs in der Tür, der ihr Erstaunen als Frage nach dem Grund für den Polizeibesuch interpretierte.
    »Das war die Kripo. Sie brauchte unsere Fingerabdrücke, um sie von der Liste der verdächtigen Spuren zu nehmen.«
    »Ich hatte hier Frau Roeder erwartet«, sagte Micky.
    »Das ist mein Haus. Frau Roeder erwartet Sie im Salon«, antwortete er und drehte sich augenblicklich um, um Micky in einen der hinteren Räume zu führen, auf dessen Stuckdecke eine arkadische Landschaft gemalt war.
    An den Wänden darunter hingen dem bunten Treiben von oben entgegengesetzt dicht an dicht Bleistiftzeichnungen, die einer mathematischen Ordnung unterlagen. Die Muster waren äußerst fein ausgeführt, aber die zwanghafte Wiederholung ließ Micky vermuten, dass sich der Künstler von einer schweren Neurose inspirieren ließ.
    Micky fragte sich, warum Ingrid Roeder sie im Haus ihres Angestellten empfing. Die Antwort erhielt sie gleich mit der Begrüßung.
    »Bei meinem Haus wollen Sie sicher nicht gern gesehen werden«, sagte Roeder. »Vor der Tür lungern den ganzen Tag über mindestens fünf Reporter von der halbseriösen Klatschpresse herum. Und hinten im Gebüsch liegen die noch weniger anständigen Exemplare auf der Lauer. Angesichts Ihres Auftrags hielt ich es für besser, Sie nicht der Öffentlichkeit zu präsentieren.«
    Ingrid Roeder musterte Micky mit durchdringenden blauen Augen. Wie Robert ihr erzählt hatte, war sie Carstens jüngere Schwester. Eine Nachzüglerin, vermutete Micky, oder Frau Roeder hatte sich einer Verjüngungskur unterzogen. Sie trug einen hellgrauen, seidigen Mantel. Die Botschaft war deutlich: Das Gespräch würde nicht lange dauern.
    »Sehr aufmerksam von Ihnen«, antwortete Micky.
    »Was können Sie mir noch über das Gemälde sagen? Ist es stark beschädigt worden?«, fragte Ingrid Roeder.
    »Es soll einiges abbekommen haben. Aber mehr weiß ich auch nicht, tut mir leid. Die Polizei hat es wohl noch nicht freigegeben.«
    »Mein Bruder hat Sie also engagiert«, wechselte Ingrid das Thema. »Jens hat mich bereits informiert. Sie sollen eine Gegenexpertise zu dem Unsinn erstellen, den er von der Versicherungsgesellschaft erwartet. Das war sehr vorausschauend von Carsten.« Sie warf einen Blick zu Jens Hinrichs hinüber, der neben einem antik aussehenden Rollschreibtisch Stellung bezogen hatte.
    »Was möchten Sie wissen?«
    Micky nahm ihr Notizbuch zur Hand. »Warum Ihre Mitarbeiterin Sybille Wenger den Brand in Ihrem Labor gelegt hat.«
    »Ich habe nicht mal den Schimmer einer Vermutung.«
    »War sie unzufrieden mit ihrer Arbeit oder ihrer Stellung? Herr Hinrichs hat mir erzählt, dass sie nur stellvertretende

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