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Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hoeps/Toes
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Abteilungsleiterin war.«
    »Unmöglich.« Ingrid Roeder griff in ihre Aktentasche und stellte einen Laptop auf den Wohnzimmertisch. »Hier … der Bericht der letzten Mitarbeiterversammlung. Sehen Sie sich einmal den ersten Punkt auf der Tagesordnung an.«
    Sie hielt den Rechner auf Mickys Augenhöhe:
    Ingrid Roeder eröffnet die Versammlung und teilt mit, dass Sybille Wenger ab dem ersten Januar offiziell die Position einer Abteilungsleiterin bekleiden wird. Glückwünsche folgen.
    »War sie diesem Druck gewachsen? Konnte sie vielleicht mit dem Stress nicht umgehen?«
    Ingrid Roeder klappte den Laptop zu. »In Deutschland begeht niemand so schnell Selbstmord wegen der Arbeitsbelastung«, erwiderte sie. »Wir sind hier nicht in Japan. Ich wage sogar zu behaupten, dass Sybille Wenger ein glückliches Leben führte.«
    »Sie sagten vorhin, Sie seien von Chaos umgeben. Meinten Sie damit auch den Diebstahl des Gemäldes?«
    »Ja, den Raub und den Brand.«
    »Und die Identität der Toten natürlich«, ergänzte Micky.
    »Wirklich schockierend«, sagte Hinrichs plötzlich aus seiner Ecke heraus.
    Micky drehte sich um. Für einen Autisten wie Hinrichs war das eine überschwänglich gefühlvolle Bemerkung. Offenbar empfand er es in diesem Moment genauso, denn er schlug sofort die Augen nieder. Frau Roeder nutzte die Gelegenheit, um ihre Tasche zu packen.
    »Der Schaden ist deswegen so groß«, sagte Micky, »weil im Auslieferungsraum ein Berg Verpackungsmaterial in Brand geraten ist. Was ist darin geliefert worden?«
    »Ein Magnetresonanztomograph«, antwortete Ingrid Roeder. »Magnetstrahlen können die Elektronik in unseren Prothesen beeinflussen und wir testen unsere Modelle darauf hin. Aber darüber kann Ihnen Herr Hinrichs mehr erzählen.«
    »Wo waren Sie, als Sie von dem Brand erfuhren?«, fragte Micky.
    Ingrid Roeder stand auf und schob den Laptop in eine Schutzhülle. Micky bemerkte, dass Hinrichs sie anstarrte, während seine Chefin antwortete.
    »Ich war gerade nach Hause gekommen. Ich hatte lange im Labor zu tun.«
    Micky nahm Hinrichs Blick auf. »Und Sie?«
    »Ich war unterwegs.«
    Micky ließ eine Pause eintreten, in der Hinrichs und Ingrid einen Blick tauschten.
    »Was werden Sie nun tun? Neu anfangen?«
    »Wir haben noch keine konkreten Pläne«, antwortete Ingrid Roeder. »Glücklicherweise müssen wir uns nicht sofort entscheiden. Wir haben gerade anderes im Kopf, nicht wahr, Jens?«
    Auf Hinrichs Gesicht erschien ein Lächeln. »Erst müssen wir hier großreinemachen«, stimmte er zu.

13
    Die Stichting Restauratie Atelier Limburg in Maastricht galt nicht nur als hervorragende Ausbildungsstätte, sie war auch eine der größten Werkstätten ihrer Art. Zusammen mit den zwanzig fest angestellten Restauratoren arbeiteten in der SRAL gut fünfzig weitere Kräfte in wechselnden Projekten, oft Hochschulabsolventen aus Amsterdam, Deutschland, Großbritannien, Finnland, Korea oder Indien. In diesem Schmelztiegel der internationalen Restauratorengilde drehte sich alles um die Rettung und Bewahrung von Gemälden, Holzskulpturen, Dokumenten und sogar kompletten historischen Räumen in Kirchen oder Herrenhäusern. Für Robert war die SRAL also in etwa das, was für einen Teichmolch das Feuchtbiotop ist.
    Dass sich sowohl der Limbs – Anwalt nach kurzer Rücksprache mit Debriek als auch Molendorp damit einverstanden erklärt hatten, die Scheherazade hierherzubringen, hatte für sie allerdings viel banalere geografische Gründe. Das Atelier war nämlich im ersten Stock der Wiebengahalle angesiedelt, einem gut hundert Jahre alten Industriedenkmal gleich gegenüber der Limbs – Zentrale und nicht allzu weit vom Polizeipräsidium gelegen.
    Robert hatte mit dem Chef des Ateliers telefoniert und ihm die Schäden am Gemälde auf eine Weise geschildert, die jedem Restaurator die Tränen in die Augen treiben musste. So hatte er die Zusage für einen Arbeitsplatz bekommen. Molendorp ließ die Sicherheitsvorkehrungen im Gebäude prüfen und gab schließlich grünes Licht.
    Noch am frühen Abend nahm Robert den ersten Teil der Lieferung in Empfang. Er sägte den hoffnungslos verzogenen Schmuckrahmen vorsichtig auf und holte den Spannrahmen heraus, von dem die Randstücke des Gemäldes traurig herunterlappten. Die Leinwand war durch die Nässe geschrumpft, die Farbe blätterte ab.
    Vorsichtig löste Robert die Leinwandreste vom Holz und legte sie mit der Bildseite nach unten auf saugfähige Löschkartons, die er immer wieder

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