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Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hoeps/Toes
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austauschte. Um zu verhindern, dass sich die Farbe weiter ablöste, übte er leichten Druck mithilfe von Metallplatten aus, die mit Spezialfolie umwickelt waren.
    Er arbeitete, ohne nachzudenken, intuitiv seiner langjährigen Erfahrung folgend, und geriet bald in einen Trancezustand, gespeist von Müdigkeit und zu viel Tramadol gegen die zunehmenden Schmerzen. Irgendwann wurde das Gefühl, ein Intensivmediziner bei einer Not-OP zu sein, zu einer fixen Idee, und Robert begann, mit sich selbst zu diskutieren, wie es um die Überlebenschancen des Patienten stand.
    Noch kritisch, aber immerhin stabil, befand er endlich weit nach Mitternacht. Er zog sich erschöpft die Handschuhe aus und verließ den Saal als müder, tapferer Held. Im Flur sank er seufzend auf einem alten Sofa nieder und schlief sofort ein.
    Erst ein starker Schmerz am Oberarm weckte ihn. Herzinfarkt, war seine erste Diagnose. Wie aus dem Jenseits drangen die Geräusche eines regen Betriebs zu ihm. Er hob vorsichtig die Lider und schaute unmittelbar in ein Paar erschreckt blickender Augen, die sein Urteil zu bestätigen schienen.
    »Hey, bist du okay?«, fragte der Praktikant, dem die Augen gehörten, und lockerte endlich seinen eisernen Griff um Roberts Arm. Er musste offenbar einige Mühe gehabt haben, Robert aus Morpheus’ Schlingpflanzenreich emporzuholen.
    »Alles gut«, antwortete Robert krächzend und richtete sich auf. Sein Gegenüber sah ihn zweifelnd an.
    »Ich komm schon zurecht«, bekräftigte Robert ungehalten. Er sah auf die Uhr, es war schon nach neun. Das Gefühl einer großen Leere in seinem Magen erreichte sein Gehirn.
    Ein Frühstück später saß Robert wieder auf dem Sofa und drehte Däumchen, bis ein Assistent Molendorps, begleitet durch den Versicherungsagenten Kampmann, eine flache Plastikkiste hereintrug, deren Verschlussgriffe mit Polizeisiegeln beklebt waren.
    »Bitte«, sagte Kampmann einladend.
    »Ich dachte, wir müssen erst auf den Restaurator von Limbs warten?«
    »Die Vereinbarung verlangt, dass mit der Restaurierung nicht vorher begonnen wird. Von der Schadensbesichtigung war nie die Rede«, grinste Kampmann geradezu spitzbübisch.
    Robert öffnete die Kiste, legte die Leinwand auf einen Niederdrucktisch und begann damit, ein ausführliches Schadensprotokoll anzufertigen.
    Er hatte eigentlich erwartet, dass Kampmann ihm kritisch über die Schulter blicken würde. Aber der Mann blieb abseits auf einem Drehhocker sitzen und reihte eine Anekdote aus dem Alltag eines Versicherungsangestellten an die andere, bis Robert halb amüsiert, halb fassunglos empfahl, eine Comedyserie daraus zu machen.
    »Nicht wahr?«, antwortete Kampmann erfreut, »aber meine Frau sagt, das würde niemanden interessieren.«
    Als Robert fertig war, bat er Kampmann an den Tisch.
    »Nur das Wichtigste bitte«, erklärte der Agent, der zwischenzeitlich eingenickt gewesen war, und schaute demonstrativ auf die Uhr. Wenig später unterschrieb er gemeinsam mit Robert das Protokoll, legte eine Kopie in seine Akte und machte sich auf den Weg zurück ins Quellgebiet seiner Anekdoten.
    »Und vergessen Sie nicht«, rief er Robert noch vom Flur aus zu, »dass Sie erst beginnen dürfen, wenn der Restaurator des Käufers da ist.«
    Dabei war es schon fast Mittag. Robert hatte keine Lust, weitere Zeit zu verschwenden, suchte die Visitenkarte von Jean Debriek heraus und rief ihn an, um zu fragen, wo dieser Restaurator nun bliebe. Die Sekretärin teilte ihm nach einer kurzen Runde in der Warteschleife mit, dass Mijnheer selbst kommen werde.
    »Hier ist das geschundene Werk«, führte Robert den Limbs – Inhaber in das Atelier.
    Debriek schaute ihn verärgert an. »Ich hatte ausdrücklich gewünscht, bei der Anlieferung dabei zu sein.«
    »Davon hat mir Herr Kampmann leider nichts gesagt. Es ist aber nichts Besonderes passiert. Wir haben das Bild ausgepackt und den Zustand analysiert.«
    »Also gut«, Debriek beruhigte sich, »irgendetwas Außergewöhnliches?«
    »Über das bisher Bekannte hinaus nicht. Aber schauen Sie selbst.« Robert wies auf die Leinwand.
    Debriek beugte sich über das Bild und musterte es schweigend. Erst nach einer ganzen Weile richtete er sich wieder auf. »So eine Sauerei.«
    Robert nickte. »Mit Ausnahme der brutalen Schnittwunden an den Rändern ist aber das meiste zu retten.«
    Debriek seufzte. »Ich habe so lange auf den Tag gewartet, an dem es mir gehört.«
    »In zwei, drei Wochen halten Sie es in Händen, ver sprochen.«
    »Ein paar

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