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Höhenangst

Titel: Höhenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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… das ist schon was. Dazu wären wir alle gern in der Lage.«
    »Viele von ihnen sind dabei umgekommen«, gab ich zu bedenken.
    »Das meine ich nicht. Ich meine das, was Ihr Mann getan hat. Glauben Sie mir, Alice, ich würde alles dafür geben, meine Karriere, einfach alles, um das über mich selbst zu wissen – mich auf diese Weise bewiesen zu haben. Ein erstaunlicher Artikel. Sie haben alle interviewt.
    Adam war der Mann der Stunde. Hören Sie, Alice, ich weiß ja nicht, was Sie für die nächsten Tage geplant haben. Ich fliege am Sonntag zurück, aber vielleicht können wir uns vorher noch alle treffen.«
    »Das wäre schön«, antwortete ich vorsichtig.
    »Es wäre mir eine Ehre«, sagte Bill.
    »Leihen Sie sie mir bis morgen?« fragte ich und deutete auf die Zeitschrift.
    »Klar«, antwortete Bill. »Sie werden begeistert sein.«

    32. KAPITEL
    Ich hatte ihn offensichtlich geweckt, obwohl es schon nach elf war. Sein Gesicht wirkte vom Schlafen ganz verquollen, und er trug einen schmuddelig wirkenden Pyjama, den er falsch zugeknöpft hatte. Die Haare standen ihm wirr vom Kopf ab.
    »Greg?«
    »Ja?« Er stand vor mir im Türrahmen und starrte mich ohne ein Zeichen des Erkennens an.
    »Ich bin’s, Alice. Es tut mir leid, wenn ich Sie störe.«
    »Alice?«
    »Adams Alice. Wir haben uns bei der Buchpräsentation kennengelernt.«
    »Ach ja, ich erinnere mich.« Er schwieg einen Moment.
    »Sie kommen wohl besser herein. Wie Sie sehen, habe ich heute morgen nicht mit Besuch gerechnet.« Dann lächelte er, und sein zerknittertes, ungewaschenes Gesicht mit den babyblauen Augen wirkte plötzlich sehr weich.
    Ich hatte eigentlich erwartet, Greg in einem totalen Chaos vorzufinden, aber statt dessen lebte er in einem ordentlichen kleinen Haus, wo alles an seinem Platz stand und jede Oberfläche blank und sauber war. An den weißen Wänden hingen überall Bilder von Bergen – hohe, schneebedeckte Gipfel in Schwarzweiß oder Farbe. Es war ein seltsames Gefühl, in diesem fast schon übertrieben ordentlichen Haus zu stehen und von solchen Szenerien umgeben zu sein.
    Er bot mir keinen Platz an, aber ich setzte mich trotzdem. Ich war durch ganz London gefahren, um ihn zu besuchen, auch wenn ich selbst nicht genau wußte, warum. Vielleicht hatte ich mich bloß daran erinnert, daß er mir bei unserer kurzen Besprechung sehr sympathisch gewesen war, und mich an diesen Gedanken geklammert.
    Als ich mich verlegen räusperte, sagte er amüsiert:
    »Wissen Sie was, Alice? Sie fühlen sich unwohl, weil Sie einfach uneingeladen vor meiner Tür aufgetaucht sind und jetzt nicht wissen, wie Sie anfangen sollen. Ich fühle mich auch unwohl, weil ich im Gegensatz zu allen anderen anständigen Menschen um diese Zeit noch nicht angezogen bin und außerdem einen fürchterlichen Kater habe. Ich schlage deshalb vor, daß wir in die Küche umziehen. Dann zeige ich Ihnen, wo die Eier sind, und Sie können uns ein paar Rühreier und eine Kanne Kaffee machen, während ich mich anziehe. Und anschließend erzählen Sie mir, warum Sie gekommen sind. Ich nehme an, es handelt sich nicht um einen Höflichkeitsbesuch?«
    Ich gab ihm keine Antwort.
    »Außerdem sehen Sie aus, als hätten Sie schon seit Wochen nichts mehr gegessen.«
    »Nicht sehr viel zumindest«, räumte ich ein.
    »Dann gibt es also Eier zum Frühstück.«
    »Eier wären großartig.«

    Ich schlug vier Eier in eine Pfanne und ließ sie bei schwacher Hitze brutzeln, während ich sie immer wieder umrührte. Rühreier muß man ganz langsam braten und möglichst weich servieren – nicht erst, wenn sie wie Gummi schmecken. Das weiß sogar ich. Ich machte Kaffee – viel zu starken, aber so ein Koffeinstoß würde uns wahrscheinlich beiden guttun – und toastete vier Scheiben Weißbrot. Als Greg wieder in der Küche erschien, stand das Frühstück bereits auf dem Tisch. Ich stellte fest, daß ich einen Bärenhunger hatte. Die Eier und der gebutterte Toast hatten eine sehr beruhigende und kräftigende Wirkung auf mich. Die Welt hörte auf, vor meinen Augen zu verschwimmen. Zwischendurch nahm ich immer wieder einen Schluck von dem bitteren Kaffee.
    Greg saß mir gegenüber und aß ebenfalls mit gutem Appetit. Es schien ihm Freude zu bereiten, das Ei gleichmäßig auf dem Toast zu verteilen und sich mit der Gabel sauber geschnittene Quadrate in den Mund zu schieben. Es war seltsam gemütlich, obwohl wir beide schwiegen.
    Als er mit dem Essen fertig war, legte er Messer und Gabel weg und schob

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