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Höhenangst

Titel: Höhenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Tonic und ein Bett gebraucht, aber feige, wie ich war, gab ich mich mit dem Wasser zufrieden. Bill nahm seine Armbanduhr ab und legte sie zwischen uns auf den Tisch.
    »Ich habe Ihren Bericht gelesen, und wir werden jetzt genau fünf Minuten darüber sprechen.«
    Ich öffnete den Mund, um zu protestieren, aber ausnahmsweise fiel mir keine passende Antwort ein.
    »Ihr Bericht ist natürlich völliger Mist. Wie Sie selbst sehr genau wissen. Der Drakloop steuert mit Höchstgeschwindigkeit auf ein schwarzes Loch zu, und wir werden dafür bezahlen. Aus dem – sagen wir mal, distanzierten – Ton Ihres Berichts schließe ich, daß Sie sich dessen bewußt sind.«
    Die einzig ehrliche Antwort wäre gewesen, ihm zu gestehen, daß der Ton meines Berichts deswegen so distanziert klang, weil ich mit meinen Gedanken in den letzten Monaten anderswo gewesen war. Also hielt ich lieber den Mund. Bill redete weiter.
    »Das neue Design funktioniert bisher nicht. Ich glaube auch nicht, daß es je funktionieren wird. Und Sie glauben es auch nicht. Im Grunde sollte ich die ganze Abteilung dichtmachen. Falls Sie anderer Meinung sind, haben Sie jetzt die Möglichkeit, es mir zu sagen.«
    Ich vergrub das Gesicht in meinen Händen und überlegte einen Moment, ob ich einfach in dieser Haltung verharren sollte, bis Bill verschwunden war. Oder ob ich lieber selbst verschwinden sollte. Nun ging also auch dieser Teil meines Lebens den Bach hinunter. Dann überlegte ich es mir anders. Was hatte ich schon zu verlieren? Ich hob den Kopf und sah mich einem leicht überrascht dreinblickenden Bill gegenüber. Vielleicht hatte er geglaubt, ich wäre eingeschlafen.
    »Na ja«, sagte ich, um mir noch ein wenig Bedenkzeit zu verschaffen. »Die Sache mit dem imprägnierten Kupfer war Zeitverschwendung. Das hätte kaum etwas gebracht.
    Abgesehen davon, daß es sowieso nicht gelungen ist, das Zeug in dieser Form herzustellen. Den Schwerpunkt auf die leichte Anpaßbarkeit zu legen, war ebenfalls ein Fehler. Dadurch verringert sich seine Zuverlässigkeit als Verhütungsmittel.« Ich trank einen Schluck Wasser. »Das Problem ist nicht das Design von Drak III. Das eigentliche Problem ist das Design des jeweiligen Gebärmutterhalses, in den das Ding passen soll.«
    »Und?« fragte Bill. »Was sollen wir Ihrer Meinung nach tun?«
    Ich zuckte mit den Achseln.
    »Vergeßt Drak IV. Peppt Drak III ein bißchen auf und nennt das Ding Drak IV. Anschließend würde ich eine Werbekampagne in den Frauenzeitschriften starten. Aber nicht mit weichgezeichneten Fotos von Liebespaaren, die am Strand den Sonnenuntergang bewundern, sondern mit detaillierten Informationen darüber, für welche Frauen Intrauterinpessare geeignet sind und für welche nicht. Vor allem sollte man die Frauen besser darüber informieren, wie ein solches IUP angepaßt wird. Eine fachgerechte Anpassung würde viel mehr bringen, als es Drak IV je getan hätte, selbst wenn das Ding funktioniert hätte.« Ein Gedanke schoß mir durch den Kopf. »Giovanna könnte ein Fortbildungsprogramm für praktische Ärzte organisieren. Man sollte ihnen die Möglichkeit geben, sie auf den neuesten Stand zu bringen, was die Anpassung von Intrauterinpessaren betrifft. So, das war’s. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.«
    Mit einem Grunzen griff Bill nach seiner Armbanduhr.
    »Die fünf Minuten sind sowieso um«, sagte er und befestigte die Uhr wieder an seinem Handgelenk. Dann nahm er einen kleinen Lederkoffer vom Boden auf, legte ihn auf den Tisch und ließ ihn aufschnappen. Ich nahm an, daß er meine Entlassungspapiere herausziehen würde, aber statt dessen hatte er ein Hochglanzmagazin in der Hand.
    Es trug den Titel Guy und war offensichtlich für Männer bestimmt. »Sehen Sie mal«, sagte er. »Ich weiß etwas über Sie.« Obwohl mein Mut sank, schaffte ich es, ihn weiter anzulächeln. Ich wußte, was jetzt kam. »Lieber Himmel«, sagte er, »Ihr Mann ist unglaublich.« Er schlug die Zeitschrift auf.
    Mir leuchteten sonnenbeschienene Berggipfel entgegen, vor denen eine Gruppe von Bergsteigern zu sehen war, darunter auch einige vertraute Gesichter: Klaus, ein eleganter Schnappschuß von Françoise, offenbar das einzige Foto von ihr, an das die Presse herangekommen war, außerdem ein großartiges Foto von Adam, auf dem er sich gerade mit Greg unterhielt.
    »Ja, er ist wirklich unglaublich«, antwortete ich.
    »Während meiner High-School-Zeit war ich ab und zu mal wandern und skifahren, aber was diese Bergsteiger machen

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