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Höhenangst

Titel: Höhenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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einen langen Samtrock, der als
    »unverzichtbar« beschrieben wurde, und einen kurzen taubenblauen Satinrock. Das würde mich hundertsiebenunddreißig Pfund tiefer in die roten Zahlen stürzen. Nach dem Mittagessen – mit einer netten Pressedame, deren Gesicht von rechteckigen, schwarzgerahmten Brillengläsern dominiert wurde –
    schloß ich mich in meinem Büro ein und setzte meine Kopfhörer auf.
    » Je suis dans la salle de bains « , sagte eine übertrieben fröhliche Stimme in mein Ohr.
    » Je suis dans la salle de bains « , wiederholte ich gehorsam.
    » Je suis en haut! «
    Was bedeutete en haut? Ich konnte mich nicht daran erinnern. » Je suis en haut « , sagte ich.
    Das Klingeln des Telefons holte mich aus der sonnigen Welt der Lavendelfelder und Straßencafés zurück ins winterliche Londoner Hafenviertel. Es war Julie, die irgendein Problem mit der Wohnung hatte. Ich schlug ihr vor, mich mit ihr nach der Arbeit auf einen Drink zu treffen. Da sie bereits mit ein paar anderen Leuten verabredet war, rief ich Jake auf seinem Handy an und fragte ihn, ob er Lust habe, ebenfalls ins Vine zu kommen.
    Mein Arbeitstag war fast geschafft.

    Als ich eintraf, sah ich Julie mit Clive an einem Ecktisch sitzen. Hinter ihrem Rücken rankten sich ein paar Kletterpflanzen die Wand hoch. Das Vine versuchte seinem Namen gerecht zu werden.

    »Du siehst schrecklich aus«, sagte sie mitfühlend.
    »Verkatert?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete ich vorsichtig.
    »Auf jeden Fall könnte ich einen Antikatertrunk gebrauchen. Ich bestell’ euch auch einen.«
    Clive war gerade dabeigewesen, Julie von einer Frau zu erzählen, die er am Vorabend auf einer Party kennengelernt hatte.
    »Eine sehr interessante Frau«, sagte er. »Sie ist Physiotherapeutin. Ich habe ihr von meinem lädierten Ellbogen erzählt, ihr wißt ja …«
    »Ja, wir wissen Bescheid.«
    »Sie hat meinen Arm genommen und so einen Spezialgriff angewendet, und sofort tat er weniger weh. Ist das nicht erstaunlich?«
    »Wie sieht sie aus?«
    »Wie meinst du das?«
    »Wie sieht sie aus?« fragte ich noch einmal.
    Unsere Drinks kamen. Er nahm einen Schluck.
    »Sie ist ziemlich groß«, antwortete er. »Größer als du.
    Sie hat braunes, etwa schulterlanges Haar. Sie sieht gut aus, hat eine gesunde Bräune und auffallend blaue Augen.«
    »Kein Wunder, daß es deinem Ellbogen gleich besserging. Hast du sie gefragt, ob sie mit dir ausgehen will?«
    Clive sah mich entrüstet, aber auch ein bißchen unsicher an. Er lockerte seine Krawatte.
    »Natürlich nicht.«
    »Aber du hättest es gern getan.«
    »Man kann ein Mädchen nicht einfach fragen, ob es mit einem ausgehen will.«
    »Klar kann man das«, mischte sich Sylvie ein. »Sie hat schließlich deinen Ellbogen berührt.«
    »Und? Ich glaub’s einfach nicht! Sie hat als Physiotherapeutin meinen Ellbogen berührt, und daraus schließt du, daß sie auf mich scharf ist?«
    »Nicht notwendigerweise«, entgegnete Sylvie affektiert.
    »Aber du solltest sie wenigstens fragen. Ruf sie an. Sie klingt interessant.«
    »Natürlich war sie … attraktiv, aber es gibt da zwei Probleme: Das eine ist, wie ihr wißt, daß ich noch nicht das Gefühl habe, richtig über Christine hinweg zu sein.
    Und zweitens kann ich so etwas nicht. Ich brauche einen Vorwand.«
    »Weißt du, wie sie heißt?« fragte ich.
    »Gail. Gail Stevenson.«
    Nachdenklich nippte ich an meiner Bloody Mary.
    »Ruf sie an.«
    Ein Anflug von Panik huschte über Clives Gesicht, was ziemlich komisch wirkte.
    »Was soll ich sagen?«
    »Es spielt keine Rolle, was du sagst. Wenn sie dich sympathisch gefunden hat – und die Tatsache, daß sie auf der Party deinen Ellbogen genommen hat, spricht dafür –, dann kannst du so ziemlich alles sagen, und sie wird trotzdem mit dir ausgehen. Falls sie dich wider Erwarten nicht sympathisch gefunden hat, wird sie sowieso nicht mit dir ausgehen, egal, was du sagst.«
    Clive wirkte verwirrt. »Ruf sie einfach an«, meinte ich.
    »Sag: ›Ich bin der Mensch mit dem lädierten Ellbogen, den Sie auf der Party kürzlich behandelt haben. Hätten Sie Lust, mal mit mir auszugehen?‹ Das gefällt ihr vielleicht.«

    Clive sah mich entgeistert an.
    »Einfach so?«
    »Klar.«
    »Wo soll ich mit ihr hingehen?«
    Ich lachte.
    »Was erwartest du von mir? Soll ich euch auch noch ein Zimmer besorgen?«
    Ich holte uns noch eine Runde Drinks. Als ich zurückkam, hielt Sylvie gerade eine dramatische Rede und fuchtelte dabei theatralisch mit

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