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Höhenangst

Titel: Höhenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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gewesen war. Frisch geduscht kam er ins Bett und schmiegte sich von hinten an mich. Sein Körper war warm und roch nach Seife. Er legte die Hände auf meine Brüste und küßte meinen Nacken. Warum stellt sich ein Mann um drei Uhr morgens unter die Dusche?
    »Wo bist du gewesen? Was hast du gemacht?« fragte ich.
    »Ich habe Luft in unsere Beziehung gelassen, was sonst?«

    Ich sagte das Essen ab. Ich hatte schon alles dafür eingekauft, aber am Ende wurde doch nichts daraus. Als ich am Samstag vormittag mit meinen Einkäufen nach Hause kam, saß Adam in der Küche und trank ein Bier. Er sprang auf, um mir beim Auspacken der Lebensmittel zu helfen. Nachdem er mir den Mantel abgenommen hatte, massierte er meine Finger, die vom Tragen der schweren Einkaufstüten völlig verkrampft waren. Dann mußte ich mich hinsetzen, während er das fertig gebratene Huhn und die verschiedenen Käsesorten in den Kühlschrank stellte.
    Er bereitete eine Kanne Tee für mich zu, zog mir die Schuhe aus und massierte meine Füße. Dann legte er die Arme um mich, küßte mein Haar und fragte mit sanfter Stimme: »Hast du London letzte Woche mal verlassen, Alice?«
    »Nein, wieso?« Ich war zu überrascht, um klar denken zu können. Mein Herz begann wie wild zu klopfen.
    Bestimmt konnte er es durch meine dünne Bluse spüren.
    »Wirklich nicht?« Er küßte mein Kinn.
    »Du weißt doch, daß ich die ganze Woche gearbeitet habe.«
    Er hatte etwas herausgefunden. Meine Gedanken rasten.
    »Natürlich weiß ich das.« Seine Hände wanderten nach unten, legten sich um meine Pobacken. Er drückte mich fest an sich und küßte mich wieder.
    »Einmal bin ich zu einer Geschäftsbesprechung nach Maida Vale gefahren, aber das ist auch schon alles.«
    »Wann war das?«
    »Das weiß ich nicht mehr.« Vielleicht hatte er an diesem Tag im Büro angerufen. Aber warum fragte er erst jetzt danach? »Ich glaube, es war am Mittwoch. Ja. Mittwoch.«
    »Mittwoch. So ein Zufall!«
    »Wie meinst du das?«

    »Deine Haut fühlt sich heute so seidig an.« Er küßte mich auf die Augenlider. Dann begann er, ganz langsam meine Bluse aufzuknöpfen. Ich stand reglos da, während er sie mir auszog. Was hatte er herausgefunden?
    Er öffnete meinen BH.
    »Die Vorhänge sind offen, Adam. Jemand könnte uns sehen.«
    »Das macht nichts. Zieh mir das Hemd aus. Ja, so ist es gut. Und jetzt meinen Gürtel. Zieh den Gürtel aus meiner Jeans.«
    Ich tat es.
    »Faß in meine Tasche. Los, mach schon, Alice! Nein, nicht diese Tasche, die andere.«
    »Da ist nichts.«
    »Doch, da ist etwas. Es ist bloß sehr klein.«
    Meine Finger zogen ein steifes Stück Papier heraus.
    »Das ist eine Zugfahrkarte, Alice.«
    »Ja.«
    »Für letzten Mittwoch.«
    »Ja. Und?« Wo hatte er die gefunden? Wahrscheinlich hatte ich sie in meinem Mantel gelassen oder in meiner Tasche.
    »An dem Tag hattest du eine Geschäftsbesprechung in
    … wo war es noch mal?«
    »Maida Vale.«
    »Ja, Maida Vale.« Er fing an, mir die Jeans auszuziehen.
    »Aber es ist eine Fahrkarte nach Gloucester.«
    »Was soll das, Adam?«
    »Sag du es mir.«
    »Was hat diese Fahrkarte mit meiner Besprechung zu tun?«

    »Steig aus deiner Jeans. Die Fahrkarte war in deiner Manteltasche.«
    »Was hast du in meiner Manteltasche gesucht?«
    »Was hast du in Gloucester gesucht, Alice?«
    »Sei nicht albern, Adam, ich war nicht in Gloucester.«
    Ich dachte keine Sekunde daran, ihm die Wahrheit zu sagen. Ein Rest von Selbsterhaltungstrieb war mir immerhin noch geblieben.
    »Zieh deinen Slip aus.«
    »Nein. Hör auf damit.«
    »Ich frage mich, warum ausgerechnet Gloucester.«
    »Ich war nie dort, Adam. Mike ist vor ein paar Tagen hingefahren – vielleicht war das am Mittwoch –, um ein Lagerhaus zu besichtigen. Vielleicht ist es seine Karte.
    Aber warum ist das so wichtig?«
    »Wieso war sie dann in deiner Manteltasche?«
    »Das weiß der Teufel. Hör zu, wenn du mir nicht glaubst, dann ruf Mike an und frag ihn. Los, mach schon!
    Ich sag’ dir die Nummer.«
    Ich starrte ihn trotzig an. Ich wußte, daß Mike dieses Wochenende sowieso nicht da war.
    »Also gut, laß uns das mit Mike und Gloucester einfach vergessen. In Ordnung?«
    »Ich habe es schon vergessen«, antwortete ich.
    Er drückte mich auf den Boden und kniete sich über mich. Dabei sah er aus, als würde er gleich zu weinen anfangen. Ich streckte die Arme nach ihm aus. Als er mich mit seinem Gürtel schlug und sich die Schnalle in meine Haut grub, tat es nicht mal besonders weh.

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