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Höhenangst

Titel: Höhenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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ziemlich gute Kletterin.«
    »Und sehr schön.«
    »Schön?« fragte Deborah sarkastisch. »Nur wenn man langbeinige, dünne, sonnengebräunte Frauen mit langem schwarzem Haar mag. Leider ist das bei den meisten Männern der Fall.«
    »Ihr Tod war für Adam eine schreckliche Sache.«
    »Für Françoise war es noch schlimmer. Außerdem«, fuhr sie fort und zog dabei eine Grimasse, »war es zu dem Zeitpunkt bereits vorbei. Sie war ein Klettergroupie. Sie hatte eine Schwäche für die Jungs.« Sie sprach ein wenig leiser weiter. »Vielleicht hat Adam eine Weile gebraucht, um das herauszufinden, aber er ist schließlich erwachsen.
    Er weiß, was passiert, wenn man mit Ärztinnen schläft, die Expeditionen begleiten.«
    Da war es mir klar.
    »Das heißt, du und …« Ich nickte zu Adam hinüber.
    Deborah beugte sich zu mir herüber und legte ihre Hand auf meine.
    »Es war nicht wichtig, Alice, weder für ihn noch für mich. Ich habe es nur gesagt, weil ich kein Geheimnis vor dir haben wollte.«
    »Natürlich«, antwortete ich. Es machte mir nichts aus.
    Zumindest nicht viel. »Vor Françoise gab es ein Mädchen namens Lisa«, sagte ich, um ihr ein neues Stichwort zu geben.
    »Bist du sicher, daß du das hören willst?« fragte Deborah.
    »Adam hat Lisa verlassen, nachdem er sich in Françoise verliebt hatte.«
    »War sie Amerikanerin?«
    »Nein, Britin. Waliserin oder Schottin, eins von beiden.
    Teilzeit-Bergsteigerin, glaube ich. Die beiden waren jahrelang ein Traumpaar.« Das letzte Wort sprach sie aus, als wäre es grundsätzlich zum Lachen. »Aber du darfst das nicht falsch verstehen, Alice. Sie waren zwar ein Traumpaar« – diesmal malte sie mit den Fingern unsichtbare Anführungszeichen in die Luft –, »aber sie haben nie zusammen gelebt. Adam hat sich noch nie auf eine Frau so eingelassen wie auf dich. Das mit euch ist etwas völlig anderes.«
    Ich wollte mehr wissen.
    »Es hat immer eine Frau im Hintergrund gegeben. Auch wenn er andere Affären hatte, die – wie du sagst – nichts bedeuteten, gab es immer eine feste Beziehung. Wenn die eine aufhörte, fing die nächste an.«
    Stirnrunzelnd zündete sich Deborah eine neue Zigarette an.
    »Vielleicht. Ich kann mich nicht daran erinnern, mit wem er vor Lisa zusammen war. Möglich, daß ich der Frau nie begegnet bin. Ein paar Jahre früher, als Adam und ich uns kennenlernten, gab es ein Mädchen namens Penny. Sie hat dann später einen anderen alten Freund von mir geheiratet, einen Kletterer namens Bruce Maddern.
    Die beiden leben mittlerweile in Australien. Ich habe sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen.« Deborah sah mich an und warf dann einen Blick zu Adam hinüber.
    »Lieber Himmel, was tun wir da eigentlich? Du solltest dir über das alles keine Gedanken machen. Das einzig Erwähnenswerte ist, daß Adam sogar Frauen, in die er nicht wirklich verliebt war, immer die Stange gehalten hat.« Sie lächelte. »Man kann sich auf ihn verlassen. Er läßt einen nicht im Stich. Aber man darf ihn seinerseits auch nicht im Stich lassen. Ich bin mit dem Mann geklettert. Er duldet es nicht, wenn man das, wozu man sich verpflichtet hat, nicht einlöst.«
    »Klingt ziemlich beunruhigend«, sagte ich in fröhlichem Ton.
    »Wie wär’s, wenn du mal mitkletterst, Alice? Hast du da keine Ambitionen? He, Adam, nimmst du Alice nächstes Jahr mit?«
    Adam wandte sich mit liebenswürdiger Miene zu mir um.
    »Hast du sie schon gefragt, ob sie Lust hat?«
    »Ich?« fragte ich panisch. »Ich bekomme beim Wandern sofort Wasserblasen. Nach einer halben Stunde werde ich müde und mürrisch. Ich bin für so etwas einfach nicht fit genug. Außerdem mag ich es am liebsten warm und kuschelig. Meine Vorstellung von Glück hat viel mit einem heißen Bad und einem Seidenhemd zu tun.«
    »Genau aus dem Grund solltest du mal auf einen Berg steigen, Alice«, sagte Daniel, der sich mit zwei Kaffeetassen neben uns auf dem Boden niederließ. »Weißt du, Alice, ich war vor ein paar Jahren auf dem Annapurna.
    Bei der Versorgung war irgendwas schiefgelaufen. Irgend etwas läuft da immer schief. Meist stellt man in einer Höhe von sechstausend Metern fest, daß man zwei linke Handschuhe dabei hat oder so was in der Art, aber diesmal hatte jemand statt fünf Paar Socken fünfzig Paar bestellt.
    Was bedeutete, daß ich jedesmal, wenn ich ins Zelt kroch, ein frisches paar Socken anziehen konnte. Jemand, der wie du noch nie auf einem Berg war, kann wahrscheinlich gar nicht nachvollziehen, was für

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